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„Die finden mich ‚total Mädchen’“
Jessica, viele Mädchen wollen nach der Schule zum Fernsehen und fühlen sich dazu berufen, vor der Kamera zu stehen. War das bei dir ähnlich?
Ja, ich hatte schon immer den Traum, vor die Kamera und auf die Bühne zu kommen. Schon in der Schule habe ich gerne Sachen vorgetragen, einer meiner Lehrer hat damals zu mir gesagt: Jessica, du musst später Nachrichtensprecherin werden! Und ich dachte dann natürlich: Wenn das schon andere sagen, muss wohl was dran sein.
Auf die Bühne kamst du dann auch sehr früh - als Kandidatin der Mini-Playbackshow. Kannst du dich noch daran erinnern, wie du das damals fandest? War das so toll, wie du es aus dem Fernsehen kanntest?
Absolut, weil es für uns Kinder sehr spielerisch gestaltet wurde. Und Mareike Amado war total lieb, hat sich sehr engagiert. Wir wurden behandelt, wie richtige kleine Stars. Ein Highlight war für mich die Maske. Damals war ich noch klein und dick, außerdem hatte ich gerade keine Zähne, die sind mir vorher noch alle ausgefallen. Und nach der Maske sah einfach jeder toll und hübsch aus. Ich habe nur schöne Erinnerungen an die Mini-Playbackshow.
Waren Auftritte wie dieser auch eine Möglichkeit für dich, dir deinen Kindertraum zu erfüllen, von dem du auf der Ki.Ka-Homepage schreibst – nämlich der, Prinzessin zu werden?
Ganz genau, Prinzessin werden war der ursprüngliche Plan.(lacht) Als Kind fand ich zum Beispiel Kleider immer unheimlich toll. Jeder, der ein langes, breites Abendkleid trug, war für mich wie eine Königin. Deswegen wollte ich auch unbedingt mal heiraten – weil man dann ja so ein Kleid bekommen würde. Meine Freundinnen und ich haben uns auch schon sehr früh geschminkt und uns die Haare schön gemacht. Dieses lange Fertigmachen genieße ich jetzt auch beim Fernsehen vor jeder Sendung. Ich mag einfach das Gefühl, dass man anderen gefällt, wenn man auf der Bühne steht.
Das Gefühl, etwas Besonderes zu sein?
Auf jeden Fall.
Direkt nach dem Abitur bist du dann tatsächlich zum Fernsehen gegangen. Erst hast du eine Ausbildung bei einem Regionalsender im Saarland gemacht und später bei einem Moderatorencasting für den Ki.Ka teilgenommen. Warum gerade Fernsehen für Kinder?
Mein Ausbilder bei Saar TV hat zu mir gesagt: Du kannst später auf keinen Fall Nachrichten vorlesen, du musst irgendwas Quirliges machen, vielleicht im Boulevard-Bereich. Ich selbst wollte mich auch nicht nur hinsetzen und einen Text runterlabern, ich war noch nicht bereit für was Seriöses. Und dann war da das Ki.Ka-Casting. Eine Voraussetzung dafür war es, dass man schon mal mit Jugendlichen gearbeitet hat, und ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits als Tanzlehrerin einige Teenager betreut. Das Format Ki.Ka-Live passt auch einfach gut zu mir. Ich bin jung, selber noch sehr nah an der Zielgruppe, interessiere mich für die gleichen Themen wie unser Publikum. Ich muss mir auch nicht extra die passende Sprache für den Job aneignen, sondern kann so reden, wie sonst auch.
Die Sendung Ki.Ka Live moderierst du zusammen mit Ben für 10- bis 15-Jährige. Was findest du so besonders an den pubertierenden Kids?
Sie sind ehrlich und hauen einfach alles raus, was ihnen gerade in den Kopf kommt. Das hilft uns auch dabei, selbst ein bisschen kindisch zu sein. Wenn den Kindern etwas nicht gefällt, sagen sie es einem genauso knallhart ins Gesicht, wie wenn sie etwas total super finden. Das ist für einen Moderator das beste Feedback, das man überhaupt bekommen kann.
Können nicht aber gerade Kinder in diesem Alter auch extrem nervig sein?
Ja, das können sie auch manchmal. (lacht) Aber wenn sie mich ernsthaft nerven würden, dann müsste ich mir einen anderen Job suchen. Es ist ja ein gutes Zeichen, wenn die Teenager uns nachlaufen, mit uns reden, Fotos machen oder Autogramme wollen. Das heißt, dass sie uns mögen, und das ist was wir wollen. Aber wenn wir dann mal in Ruhe einfach was essen möchten oder so, dann sagen wir ihnen das ganz direkt und dann verstehen sie das auch und lassen uns für eine Weile in Ruhe. Wir haben uns diese Zielgruppe nun mal ausgesucht und respektieren sie auch, wie sie ist.
Die kleinen Jungs verknallen sich wahrscheinlich reihenweise in dich …
Es ist ganz lustig: Für die 10-Jährigen ist Ben der Coole – und ich bin halt auch da. Die finden mich meistens einfach „total Mädchen“. Ab 13 aufwärts versuchen die Jungs dann allerdings ihr Glück bei mir. In dem Alter probieren sie sich generell gerade an Mädels aus, da bin ich natürlich ein gefundenes Fressen. Ich bin ja auch zu jedem immer die Nette, was für viele dann gleich heißt, dass ich wahrscheinlich auch in sie verliebt bin. Manche zwinkern mir dann zu, finden mich auf Facebook oder fragen direkt nach meiner Nummer. Ich habe auch schon ein paar Heiratsanträge bekommen.
Wenn man dich bei den Kindern sieht, hast du immer auch etwas sehr Umsorgendes, fast Mütterliches an dir. Ist das auch dein Ziel: fürsorgliche Unterhaltung?
Aufgrund der Tatsache, dass ich schon so oft Tante geworden bin, sehe ich vieles wohl auch aus einem anderen Blickwinkel. Außerdem will ich für die Jugendlichen keine hohle Freundin sein, mit der man sich nur über Klamotten unterhalten kann. Wir haben viel Spaß zusammen, aber zu mir kann man auch mit was Ernsterem kommen. Ich habe das Gefühl, gerade für diese pubertierende Altersgruppe eine Vertrauensperson zu sein. Mir werden viele Fragen gestellt, teilweise auch sehr intime.
Wie ist denn der Kontakt zu den Eltern? Kommen auch mal Mails von Müttern wie etwa: Mein Sohn hat sich in dich verknallt, musst du unbedingt so knappe Klamotten im Fernsehen tragen?
Einmal kam eine Mail wegen eines zu kurzen Rockes, einmal wegen hoher Schuhe beim Trampolinspringen. Darin hieß es so ungefähr: Muss das denn sein? Das akzeptiere ich dann natürlich. Was Klamotten angeht, achten die Leute vom Ki.Ka aber auch extrem darauf, dass sie nicht zu gewagt sind. Die wissen zwar, dass ich gerne viel ausprobiere und lassen mir dafür den nötigen Freiraum. Aber ich greife ja auch mal daneben.
Wurdest du auch gezielt gecoacht, was zum Beispiel den Umgangston mit den Kindern angeht?
Ja, wir hatten einen ganz krassen Moderatoren-Coach, nämlich Hillu Lex, die auch mit Politikern arbeitet. Sie hat am Anfang ganz klar auf Sachen hingewiesen, die schlecht sind, das war schon echt hart. Mein Problem war zum Beispiel, dass ich wahnsinnig schnell gesprochen habe. Bis man mir folgen konnte, war ich schon drei Themen weiter. Daran arbeite ich immer noch. Und die wichtigste Regel, die man uns für den Umgang mit den Jugendlichen mitgegeben hat, ist dass man immer auf Augenhöhe mit ihnen bleibt. Das heißt nicht nur, dass man in die Hocke zu gehen hat, wenn jemand kleiner ist als man selbst, sondern auch dass man die Kinder ernst nehmen, ihnen zuhören und auf sie eingehen muss. Sie sollen sich ja verstanden fühlen.