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Die Deutsch-Sein-Lehrerin

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Während der Fußball Weltmeisterschaft wird die Welt zu Gast bei deutschen Freunden sein – was sollte die Welt da über die Deutschen wissen? Dass sie nicht so kaltherzig sind wie sie im ersten Moment wirken! Das ist etwas, was ich den Teilnehmern meiner Kurse andauernd erkläre: Die Deutschen sind eigentlich ganz nett und hilfsbereit, obwohl sie oft erst mal abweisend erscheinen. Außerdem bedeutet „Gast sein“ in Deutschland etwas anderes als anderswo. In den Ländern, aus denen die meisten meiner Schülerinnen und Schüler kommen, ist es oft völlig normal, dass man unangemeldet bei einem Bekannten vorbeikommt, sofort zum Essen eingeladen wird und dann gedrängt wird, doch mindestens drei Tage zu bleiben. Dass es diese Art von Gastfreundschaft in Deutschland nicht gibt, erscheint manchen meiner Schüler komisch, ja fast unhöflich.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Illustration: dirk-schmidt Du unterrichtest Menschen, die oft schon seit vielen Jahren in Deutschland leben und sich hier trotzdem nicht heimisch fühlen. Wie versuchst du ihnen das Deutsch-Sein näher zu bringen? Viele meiner Schüler haben Deutschland bisher nicht von der besten Seiten kennen gelernt: Oft beschränkte sich der Kontakt mit Deutschen auf die Dame vom Ausländeramt und den Nachbarn der manchmal Sturm klingelt, weil ihm die Kinder zu laut sind. Ich will ihnen die schönen Seiten dieses Landes zeigen. Gib mal ein Beispiel. Neulich habe ich zum Beispiel mit einer Gruppe türkischer Hausfrauen einen Ausflug auf den Münchner Marienplatz gemacht. Zwei der zehn waren noch kein einziges Mal dort – dabei wohnen sie seit vielen Jahren in München! Wir sind in die Frauenkirche gegangen und sie waren beeindruckt, dass die Deutschen ihrem Gott so schöne Häuser bauen. Dann haben wir noch Butterbrezn im Restaurant des Kaufhofs gefrühstückt. Dazu hatte ich eine Freundin eingeladen, die eine echte Deutsche ist, denn die Schülerinnen sagen immer zu mir, dass ich so nett und offen bin, weil ich keine echte Deutsche bin. Wie sind „echte Deutsche“ in den Augen deiner Schüler denn? Das ist natürlich verschieden, aber viele finden, dass die Deutschen sehr distanziert und ein bisschen steif sind. Außerdem natürlich reich. Ich muss ständig erklären, dass es in Deutschland auch so was wie wirtschaftliche Schwierigkeiten gibt und die Frau im Sozialamt nicht unbedingt ausländerfeindlich ist, wenn sie einen Zuschuss nicht bewilligt. Was ist das Ziel eines solchen Kurses? Ich will aus meinen Schülern nicht lauter waschechte Bayern machen, aber ich will, dass sie die hiesige Kultur kennen und respektieren. Die muslimischen Schüler müssen natürlich keine Weißwurst essen, aber sie sollen verstehen, dass mir Weißwurst nun mal schmeckt und dass daran nichts eklig ist. Es ist übrigens nicht wahr, dass diese türkischen Hausfrauen sich nicht für die Kultur des Landes interessieren, in dem sie leben. Viele von ihnen sind total neugierig: Sobald sie eine Ansprechpartnerin haben und die erste Schüchternheit überwunden ist, kommen 1000 Fragen. Was zum Beispiel? Eine Schülerin hat gefragt, wozu man Maibäume aufstellt. Eine andere, warum Herr Stoiber die Ausländer rausschmeißen will. Von der Politik kriegen die überhaupt erstaunlich viel mit, aus anderen Bereichen weniger: Neulich wollte ich das Wort „berühmt“ erklären. Mit Goethe und Schiller kam ich nicht weit. Mit „Frau Merkel“ schon. Findest du es manchmal komisch, dass du als Ungarin Deutschland erklärst? Nein, eigentlich gar nicht. Die deutsche und die ungarische Kultur sind ja gar nicht so verschieden und vielleicht verstehe ich manche Unsicherheiten auch besser, weil ich selber mal hier neu war. Ich bin über die Jahre aber ein richtiger Deutschlandfan geworden und diese Begeisterung will ich gerne ein bisschen weitergeben. Seit einem Jahr sind Integrationskurse für viele Ausländer verpflichtend. Ist dadurch ein großer Bedarf an Deutsch-Sein-Lehrern wie dir entstanden? Absolventen meines Studienfaches „Deutsch als Fremdsprache“ sind seitdem ein bisschen gefragter. Leider ist es aber immer noch nicht so, dass wir von Job-Angeboten überschwemmt werden und unsere Bezahlung ist auch nicht besonders. Politikern macht es viel Spaß darüber zu reden, wie wichtig Integrationsprogramme für unsere Gesellschaft sind. Die finanziellen Mittel für Integrationskurse zusammenzukratzen macht natürlich weniger Spaß. Mehr über die Debatte "Was ist deutsch?" auf jetzt.de: - Ein Überblick über die Beiträge zur Debatte in aktuellen Zeitschriften - Ein Interview mit dem Macher der Kampagne Vorrundenaus 2006, der hofft, dass Deutschland bei der WM ganz früh ausscheidet - Ein Porträt der Kampagne "Deutschland muss kicken" und "Deutschland Kickt", die beide mehr Mut und Selbstbewusstsein nach Deutschland bringen wollen.

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