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Die Chartbreaker "The Hoosiers" über die besten Geschichten des Pop

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Bevor wir zum Musikalischen kommen – erzählt doch bitte mal von Eurem Fußball-Stipendium in den USA. Irwin: Naja, wir spielten in einer Band und wollten auf die Universität, um uns der Illusion hinzugeben, etwas aus unserem Leben zu machen. Wir hatten bereits ein Jahr damit verbracht, in einem Kino Popcorn in Tüten zu schaufeln, während unsere Freunde in der Uni waren oder um die Welt reisten. Irgendwie kamen wir dann an dieses Fußball-Stipendium – die einzige Art, sich das Leben da drüben zu leisten. Allerdings hatten wir dann keine Zeit mehr für die Musik, weil wir andauernd nur noch am Feiern waren. Nach einer Weile kamen wir dann auch nicht mehr zum Einsatz, weil Al eine chronische Verletzung und ich Asthma hatte. Also saßen wir nur noch auf der Bank. Es ging Euch also nicht anders als David Beckham. Alfonso: Ganz genau. Abgesehen von der Kleinigkeit, dass er das bezahlt bekommt. Irwin: Sagen wir's doch einfach: Wir haben's verbockt. Es waren harte Zeiten. Am Ende dieses Jahres hat Al einen Song geschrieben, wir spielten auf Partys, bemerkten die erfreuten Reaktionen und stellten fest, dass es wohl doch etwas gibt, in dem wir gut sind. Also gingen wir zurück nach London, nahmen ein paar wirklich üble Jobs an und gaben unser angenehmes Leben in Indiana auf – Indiana ist übrigens der "Hoosier"-Staat. Die Leute von dort nennt man Hoosiers. Während wir in Indiana waren, arbeitete Martin zur selben Zeit in Paris übrigens im Indiana Café. Zufall? Irwin: Ja. Martin: Das Beste am Indiana Café in Paris war der Umstand, dass es dort eine Tex-Mex-Küche gab. Was ja nunmal gar nichts mit Indiana zu tun hat.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gibt es eigentlich irgendetwas, das man außer Autorennen in Indianapolis sofort mit Indiana in Verbindung bringen würde? Alfonso: Mais. Irwin: Und natürlich den Film! "Hoosiers", mit Gene Hackman. Es ist ein Farmer-Staat. Mittlerer Westen. Viel Mais. Alfonso: Ich weiß nicht, ob das nun von irgendeinem Interesse ist, aber Indiana trat der amerikanischen Union 1816 bei. Irwin: Tatsächlich? Interessant. Eine ebenso aufschlussreiche wie zwecklose Information. Ganz im Gegensatz zur Geschichte vom Indiana Café. Martin: Finde ich auch. Wir haben da auch heute zum ersten Mal darüber gesprochen. Fiel mir ein, als wir gerade auf dem Weg zu diesem Interview waren. Kennengelernt haben wir uns allerdings in London. Irwin: Wir waren gerade im Studio und unser Bassist kam nicht. Kam einfach nicht? Irwin: Naja, er hat angerufen und uns gesagt, dass er die Musik nicht "fühlt" und sie alles in allem eher erbärmlich findet. Nun ja. Wir brauchten also dringend einen Bassisten und Martin war gerade da, weil er im Studio als Toningenieur rumbastelte. Jemals darüber nachgedacht, es nur mit Gitarre und Schlagzeug zu versuchen? Irwin: Niemals. Hör Dir mal unsere Musik an, das ist einfach ein zu opulenter Popsound, um mit wenigen Instrumenten auszukommen. Das ist ja schon fast das Gegenteil der White Stripes. Martin: Außerdem waren Al und ich uns auf Anhieb sympathisch, weil wir die selben Schuhe anhatten. Alfonso: Diese Boxer-Stiefel. Mit Irwin verbindet Dich, Alfonso, wiederum der selbe Chemie-Lehrer. Der mal Schlagzeuger bei Sailor war und zu einem ziemlich wichtigen Ratgeber für Euch werden sollte ... Irwin: Ja, er hat uns einige gute Ratschläge gegeben. Einer davon lautete: Wenn Du übers Leben schreiben willst, musst du's erstmal leben. Das stellen wir mittlerweile auch beim Songwriting fest. Auf die Texte legen wir nämlich großen Wert. Es soll nicht bloß ums Saufen oder irgendwelche Liebesgeschichten gehen. Wir wollen auch andere Dinge für uns entdecken und dabei doch immer eine Popband bleiben. Wir wollen Songs in den Charts haben, die etwas mehr bieten. Daran mangelt's unserer Ansicht nämlich gerade im Popgeschäft. An guten Geschichten? Irwin:Ja. Worum geht's den hauptsächlich? Darum, dass ich sie liebe und sie mich. Oder auch nicht. Oder darum, dass ich tanze und der DJ ordentlich Gas gibt. Das ist schon sehr mau. Zu viel Stil, zu wenig Substanz. Das ist ein generelles Problem. Aber im Pop ist es eben am offensichtlichsten. Martin: Das Grundproblem ist da wohl: Die meisten Bands haben ihre Texte bloß, um irgendetwas zu singen. Eure Lieblingsgeschichten des Pop? Irwin: "When Doves Cry" von Prince. Weil es völlig obskure Bilder zu bieten hat. Und dennoch sehr persönlich ist. Alfonso: Sufjan Stevens ist fantastisch. Vor allem auf dem Album "Illinois" erzählt er einige großartige Geschichten. Über Serienkiller und sowas. In Amerika gibt es ohnehin so viele Bands mit großartigen Texten. Martin: Einen Wahnsinnstext hat aber auch "Making Plans For Nigel" von XTC. Irwin: Was gute Texte betrifft, braucht man eigentlich nur John Lennon zitieren: Alles wurde bereits gesagt, alles wurde bereits gespielt, es kommt deshalb nur auf den Blickwinkel an, den du wählst, um eine Geschichte zu erzählen. "Every Breath You Take" von The Police ist da ein ganz gutes Beispiel. Wenn man nicht genau hinhört, könnte man meinen, es wäre ein Liebeslied. Und dann geht's da um einen Stalker. Sehr clever gemacht. Und der Song wird auf so gut wie jeder Hochzeit gespielt. Muss man sich mal vorstellen. *** "Worst Case Scenario" von den Hoosiers:

"The Trick To Life" von The Hoosiers ist bei SonyBMG erschienen. Auf Tour als Vorband von James Blunt: 27. März: Hamburg, Color Line Arena 30. März: Stuttgart, Porsche-Arena 31. März: München, Olympiahalle

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