Benjamin und Sreykeo heirateten in Kambodscha traditionell. Bild: Nick Nostitz/ Agentur Focus
Und bevor du mit deiner Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen bist, hast du in deiner Umwelt eher Befremden ausgelöst?
Ja, das ist ja auch eine normale Reaktion. Meine Freunde und meine Familie hatten sich schon gewundert und sich gefragt, warum ich das wohl tue. Sie kannten Sreykeo auch nicht. Sie kannten nur ihren Namen, wussten, dass es mir wegen ihr schlecht ging und dass es viele Probleme gab. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie noch in Phnom Penh und ich in Deutschland.
Aber ist es nicht ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass Millionen von Leuten in Deutschland jetzt deine Geschichte kennen?
Nein, denn meine Geschichte – unsere Geschichte - ist ja in so einer Art kanalisierter Form. Wir können selbst bestimmen, was wir erzählen wollen und was nicht. Wirklich ungewöhnlich ist, dass Leute, die das Buch gelesen haben, auf mich zukommen und mich in einem ganz vertrauten Ton ansprechen und mich duzen: „Hey, Benjamin! Na, wie geht’s, wie geht’s Sreykeo?“
In deinem Buch machst du ziemlich deutlich, dass du keinen Weltverbesserungsdrang hast und eigentlich auch nicht das bist, was man sich unter einem Gutmenschen vorstellt. Möchtest du dich jetzt trotzdem weiterhin der Thematik deines Buches widmen oder wieder als Journalist arbeiten?
Ich möchte jetzt nicht von einer Aids-Gala zur anderen springen. Auch deshalb nicht, weil ich nicht möchte, dass man dankt, ich sei mit Sreykeo zusammen, weil ich ein Zeichen gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten setzen möchte. Ich bin mit Sreykeo zusammen, weil ich mit Sreykeo zusammen leben möchte. Deshalb halte ich mich ein bisschen auf Distanz zu den NGOs. Naja, ich bin aber auch nicht so bekannt, als dass ich auf jeder Aids-Gala hingestellt werden müsste.
Was mir aber wirklich wichtig ist, ist diesen HIV-Mythos aufzuklären. Teile der Aids-Aktivisten sind immer sehr bemüht, die Behauptungen aufrechtzuerhalten, dass die Krankheit unweigerlich zum Tod führe und eine schreckliche Bedrohung für alle sei. Das geschieht natürlich in einer guten Absicht, aber für uns ist es ein echtes Problem. Sreykeo ist sozusagen von einem Nimbus des Todes umgeben... Ich würde mir wünschen, dass diese Diskussion sachlicher geführt werden würde. Wir werden immer in diese Opfer-Rolle reingeschoben, und immer wird uns unterstellt, dass jemand, der HIV hat, ein furchtbares Leben führt. Das macht unser Leben eher schwierig. Niemand will mit einem Opfer befreundet sein, niemand will einem Opfer einen Job oder einen Mietvertrag geben.
Das ist auch der einzige Idealismus, den ich habe.