Mohammad alFarra
Was denken andere junge Menschen und deine Freunde über den Hamas-Sieg?
Jeder hat seine eigene Meinung. Manche wünschen sich, Fatah hätte gewonnen, andere finden Hamas gut, wieder andere sagen, keiner von beiden taugt was. Aber sie alle wollen das eine: ein gutes Leben in Frieden führen.
Was bedeutet der Hamas-Sieg für dein Leben? Du hast uns erzählt, die Leute schauen dich komisch an, weil du Hiphop-Klamotten trägst und auch bei den Konzerten waren sie skeptisch. Hamas ist ziemlich religiös. Wird es dadurch schwieriger für dich?
Ich lebe allein mit meinem Computer und meinen Programmen in meinem Zimmer im dritten Stock. Ich verbringe die ganze Zeit alleine hier oben und kümmere mich nicht so sehr darum, was draußen los ist. Aber ich fürchte, ja, es wird schwieriger werden für mich und meine Musik, da Hamas sehr religiös ist. Aber nur was die Shows angeht, nicht die Arbeit an den Songs oder Beats. Und mit den Klamotten: Wir sind eben immer noch in Gaza. Baggys, Rap-Musik, all diese Dinge sind neu hier für die Menschen. Sie brauchen Zeit, um das zu verstehen und das ist der Grund, warum ich rappe: damit die Leute verstehen.
Als wir das letzte Mal gesprochen haben, hast du uns von denen Hoffnungen und Träumen erzählt: Songs mit deiner Crew aufnehmen, Englisch studieren, zum Strand gehen. Was ist daraus geworden?
Ich habe angefangen, ein Soloalbum aufzunehmen und habe schon 13 Songs, in denen ich über das Leben hier, die Besatzung und mich selbst erzähle. Ich habe also begonnen, meine Träume zu verwirklichen. Jetzt gibt es aber schon die nächsten Probleme: keine Firma will das Album veröffentlichen, also heißt es wieder warten und warten, bis ich Leute find, die mir helfen, das Album fertig zu machen und für all das bereit sind. Und das mit dem Strand, das ist wirklich der Wahnsinn. Wenn man vier Jahre lang nur vom Dach aus das fünf Kilometer entfernte Meer sehen konnte, aber nicht selbst hin durfte, weil nur die Siedler an den Strand konnten, und du endlich selbst diesen Strand betrittst – das war der unglaublichste Moment in meinem ganzen Leben. Immer wenn es mir schlecht geht gehe ich ans Meer und setze mich alleine an den Strand und denke nach. Das ist wirklich fantastisch.