Wie bist du zu dieser Kampagne gekommen?
Ich bin im Vorstand des türkischen Studentenvereins. Günter Piening, der Beauftragte des Senats für Integration und Migration, hat beim Geschäftsführer des türkischen Bunds angefragt, wen er empfehlen kann. Der türkische Studentenverein, bei dem ich mitarbeite, ist Mitglied im türkischen Bund. Piening hat für die „PASSt mir“-Kampagne engagierte Leute gesucht und da bin ich halt in Frage gekommen.
Was erwartest du von der Kampagne? Kann sie dazu beitragen, die deutsche Integrationspolitik zu verbessern?
Sie hilft auf jeden Fall, die Integrationspolitik zu verbessern. Denn damit zeigt der Berliner Senat ja, dass er uns will. Und zwar in aller Vielfalt. Dafür stehen unsere völlig unterschiedlichen Gesichter. So bunt ist Berlin und so bunt soll es sein.
Es soll auch nicht bei dieser eher stillen Art der Werbung bleiben. Der Senat will mit der Kampagne auch in die Schulen gehen, wo wir aktiv werden und erzählen können, dass und warum wir die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Sozusagen als Vorbildfunktion. Etwas Negatives kann ich dabei nicht erkennen.
Gleichzeitig werden aber andere Migranten und Migrantinnen abgeschoben oder sind von der Abschiebung bedroht. Bekannt geworden ist der Fall der jungen Kurdin Hayriye Aydin. Erst vor kurzem wurde sie vom Bundespräsidenten als Vorbild der Integration geehrt, dennoch müssen ihre Eltern und einige ihrer Geschwister nach Jahren der Duldung Deutschland vielleicht bald verlassen.
Ich bin auch dagegen, dass das passiert, aber so sind nun mal die Regeln im Rechtsstaat. Das ist eine andere Ebene, zu der ich nicht viel sagen kann und möchte. Außer, dass vielleicht die Kampagne dazu beitragen kann, dass sich die Stimmung für die Integration verbessert.
Was für eine Integrationspolitik wünschst du dir?
Oft wird ja gesagt, dass Integration ein beidseitiger Prozess ist. Ich glaube aber, dass das unterschwellig gar nicht so gemeint ist. Das fängt schon da an, wo Lehrer und Pädagogen nicht einsehen wollen, dass sie vielleicht auch mal 100 Wörter Türkisch lernen sollten. Da wird dann immer gleich argumentiert, dass wir ja hergekommen sind und die deutsche Sprache lernen müssen.
Auch diese ganze Debatte mit dem „wir“ und „ihr“ ärgert mich. Das sollte sich ändern, und zwar auch in der Politik. Denn was in der Politik nicht gelingt, wird in der Gesellschaft auch nicht ankommen. Die Mehrheitsgesellschaft hat immer noch Probleme, Migranten anzuerkennen. Wie oft werde ich gefragt, ob ich Türkin oder Deutsche bin. Wenn ich „Türkin“ sage, wird dann der Aspekt angeführt, dass ich in Deutschland geboren wurde. Sage ich „Deutsche“, heißt es, „aber deine Eltern kommen aus der Türkei“. Da liegt noch ein Stückchen Arbeit vor uns.