Ist es nicht eher eine gute kostenlose Werbung, wenn Bücher bekannt werden, indem man sie im Internet entdeckt?
Natürlich ist das eine super Sache für Werbemöglichkeiten. Und den Verlagen, die ihre Inhalte lizensieren und Dateien zur Verfügung stellen, sei das auch freigestellt. Aber man sollte sie nicht dazu zwingen können. Sie sind schließlich die Eigentümer.
Das Abmelden von diesem Service ist ein freiwilliges Angebot von Google, theoretisch geht das Scannen also auch gegen den Willen des Verlages.
Manche Eigentümer wollen aber keine Nutzung. Sie sind möglicherweise so konservativ und sagen, ich habe das als Buch geschrieben und nicht fürs Internet.
Durch eine elektronische Kopie gibt es ja auch gewisse Gefährdungen.
Welche sind das?
Zum Beispiel eine beliebige Vervielfältigung und kommerzielle Verwertung. Google ist nicht die Wohlfahrt, das ist ein börsennotiertes Unternehmen, die wollen Geld verdienen und das ist auch ok. Genau das wollen wir Verlage ja auch. Aber stellen Sie sich vor, sie schaffen etwas und jemand anders verdient Geld damit. Wir wollen einfach respektiert sehen, dass die Eigentümer zu ihrem Recht kommen.
Also sind vor allem kommerzielle Gründe das Problem?
Nicht nur. In manchen Fällen ist es auch gut, dass Dinge nicht mehr veröffentlicht werden. Zum Beispiel, wenn man als pharmazeutischer Verlag ein Buch veröffentlicht, ein Rezept steht falsch drin und jemand stirbt. Es gibt noch viele andere begründete Angelegenheiten, nicht zu veröffentlichen.
Was würde das für die Verlage bedeuten?
Wenn Google die nächsten vier bis fünf Jahre mit dem bisherigen Investitionsvolumen weitermacht – dann sind 80 Prozent aller lieferbaren Buchtitel in der Volltextsuche zu finden.
Bücher und vor allem eBooks, die ohnehin einen steigenden Anteil der verkauften Bücher darstellen, würden gleich auch bei Google verkauft. Es würde eine totale Abhängigkeit der Verlage von Google entstehen, weil man natürlich die Ware dahin bringt, wo der Kunde ist. Wir versuchen, Monopolversuche für lieferbare Titel zu verhindern.
Jetzt ist es noch so, dass Google bittet und sagt, wir scannen kostenlos eure Bücher. Aber irgendwann kippt das, und die Verlage brauchen Google, um ihre Bücher zu verkaufen. An sich ist das eine gute Sache – da tritt jemand von außerhalb mit viel Geld, guten Leuten und guten Konzepten auf. Aber trotzdem nenne ich das parasitäres Verlegen