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"Bei Männern sieht es eher nach Elefant aus"

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Kamera im Abstand von 30 Zentimern positionieren, die Frauen im Sitzen, die Männer im Stehen fotografieren, bitte mit Blitz und am besten auch mit Selbstauslöser: Luca Feigs Anweisungen sind sehr akkurat. Die Kommunikationsdesign-Studentin hat Männer und Frauen gebeten, für ihr Magazin "Mann und Frau: Über die Vielfältigkeit der männlichen und weiblichen Geschlechtsteile" ihren Genitalbereich zu fotografieren. Die Fotos können anschließend anonym auf ihrer Internetseite hochgeladen werden.
 
jetzt.de: Luca, du arbeitest an einem Magazin voller Fotos von Geschlechtsteilen. Was sagt eigentlich deine Mutter dazu?
Luca Feigs: Meine Mama war sogar eine der ersten Personen, denen ich von dem Projekt erzählt habe. Mein Papa weiß es auch. Sie sehen das beide ganz locker und sind aufgeschlossen. Seit Montag wissen auch meine Großeltern von dem Projekt. Sie haben sich schlapp gelacht und nur gesagt: „Ach typisch Luca, schon wieder so etwas Verrücktes.“   

„Mann und Frau: Über die Vielfältigkeit der männlichen und weiblichen Geschlechtsteile“ ist nicht dein erstes monothematisches Magazin, du hast vergangenes Jahr auch schon eines über Rennräder veröffentlicht. Wie bist du denn von Fahrrädern zu Geschlechtsorganen gekommen?
Die Themen für die Magazine kommen ja nicht von irgendwoher, sondern wir setzen uns in unserem Verlag „Lieschen Montag“, den ich mit anderen Studenten gegründet habe, immer ein gemeinsames Überthema für unsere Magazine. Beim letzten Mal war es „Hobby“ und dieses Mal ist es „Mann und Frau“. Eine von uns macht zum Beispiel ein Magazin über Songtexte, die von Männern und Frauen handeln. Ein anderer macht ein Magazin über haarige Körperstellen bei Männern und Frauen. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Luca Feigs

Wie ist die Idee entstanden, Amateurfotos von Geschlechtsorganen zu sammeln?
Es war einfach meine allererste Idee zum Thema Mann und Frau. Woraus hoffentlich niemand schließt, dass ich den ganzen Tag nur über Geschlechtsorgane nachdenke. Es ist sehr plakativ, auch provokativ. Und ich dachte mir, es wäre interessant, das zu zeigen, was man sonst nicht sieht. Und am Ende habe ich ja viel Zuspruch bekommen und auch viele Bilder.  

Wie viele Fotos hast du bekommen?
Ungefähr 400 Fotos. Am Anfang musste ich allerdings wahnsinnig darum kämpfen, dass jemand Fotos hochlädt, weil ich da hauptsächlich in meinem Freundeskreis Menschen zum Mitmachen motiviert habe. Man kann die Fotos zwar völlig anonym hochladen auf meiner Internetseite. Aber wenn ich jemanden gerade erst überzeugt habe, ein Bild zu machen, dann hätte ich ja bei den zunächst wenigen Teilnehmern wissen können, wessen Bild das war.  

Hast du mehr Bilder von Männern oder mehr Bilder von Frauen bekommen?
Es ist leider gar nicht ausgeglichen. Fast nur Männer haben ein Foto hochgeladen. Im Magazin wird das ausgeglichen sein, etwa 20 Bilder von Frauen, 20 Bilder von Männern.  

Was glaubst du, woran das liegt, dass mehr Männer mitmachen?
Es gibt wahrscheinlich sehr viele Gründe dafür, aber ich glaube, dass Frauen sich viel mehr genieren als Männer, sich offenbart fühlen oder sich dort nicht schön finden. Ich habe allerdings wegen des Magazins mit vielen Leuten über Geschlechtsteile gesprochen und die Männer sagen, dass sie das weibliche Geschlechtsorgan grundsätzlich viel schöner finden als das männliche. Weil es kompakter ist. Vielleicht auch, weil es ja sogar ein bisschen aussieht wie eine Blume! Bei Männern sieht es eher nach Elefant aus. Und trotzdem gibt es ja inzwischen Schönheitsoperationen für Frauen im Intimbereich, bei denen zum Beispiel die Schamlippen verkleinert werden. Was komplett schwachsinnig ist.    

Willst du mit deinen Bildern von ganz normalen Geschlechtsorganen daran Kritik üben?
Das war zwar nicht die ursprüngliche Idee. Aber ich finde es schon interessant zu zeigen, dass es nicht nur diese kleinen, zarten Pfirsich-Muschis gibt. Das war mir zwar klar, aber man hat es eben nicht ständig vor Augen. Ich bin natürlich nicht die Erste, die etwas in die Richtung macht, es gibt The Big Penis Book oder die Pussy Portraits. Aber ich mache schon etwas anderes, weil nicht ich der Fotograf bin, sondern sich die Leute selbst fotografieren.  

Gab es sonst noch Kritik an deinem Projekt?
Es gab, als der erste Artikel über das Magazin auf Welt Online erschien, viele Proteste in den Kommentaren. So in etwa: Was sich hier wieder alles Kunst nennt! Dabei habe ich es ja nie als Kunstprojekt verkauft. Ich studiere Kommunikationsdesign, mir geht es hauptsächlich um die Gestaltung des Magazins. Außerdem wurde kritisiert, dass der Steuerzahler über die Finanzierung der Hochschulen das Magazin bezahle. Was überhaupt nicht stimmt, da unser Verlag zwar von Studenten gegründet wurde, aber wir inzwischen von der Fachhochschule unabhängig sind. Trotzdem mussten mir meine Freunde danach gut zureden. Ich habe inzwischen geplant, die Kommentare von Welt Online ebenfalls im Magazin abzudrucken. Dann fetzen sie den Leser vielleicht genauso weg wie mich beim ersten Lesen.    

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

How to fotografieren den Intimbereich: Lucas Instruktionen.

Was, denkst du, motiviert Leute dazu, für dein Magazin ihren Penis oder ihre Vagina zu fotografieren?
Ich denke, es ist wirklich interessant, sich auch mal mit dieser Körperstelle zu befassen, also sich dort auch selbst mal ganz genau anzuschauen. Und ich glaube, die Leute stellen sich gerne dar und finden es cool, sich selbst in einem Magazin abgedruckt zu sehen. Dann gibt es sicher auch noch Leute, die aussagen wollen: Es gibt auch kleine Pimmel und riesige Muschis.  

Wie war es, als du dir das erste Mal die Bilder angesehen hast?
Ich habe mir die Bilder zuerst einmal gemeinsam mit meinem Programmierer angeschaut und dachte, das wird sicher ungewöhnlich. Es war dann auch ungewöhnlich und wir haben erstmal Bilder von erigierten Penissen aussortieren müssen. Dann ist es aber sehr bald einfach nur noch Arbeit. Ich bearbeite die Bilder ja noch, sie werden alle schwarz-weiß und ich schneide sie noch zu. Man gewöhnt sich daran.  

Wie geht es dir mit der Vorstellung, dass jemand dein Magazin als Wichsvorlage nutzen könnte?
Das glaube ich nicht. Wer das will, der guckt sich einen Porno an. Mein Magazin soll ja auch nicht pornografisch, sondern einfach nur ästhetisch werden.  

Wird eigentlich auch von dir ein Foto im Magazin erscheinen?
Ja klar. Ich gehe mit gutem Beispiel voran. Bei den wenigen Damen, die sich beteiligen, bin ich das den Käufern des Magazins auch fast schon schuldig.     



Text: juliane-frisse - Bilder: o.H./lucafeigs.de

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