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Avatar Rock: Wie eine Band in Second Life groß rauskommen will
Live on Stage: Die band "Beyond the void" auf ihrem Konzert in Second Life Ihr seid eine echte Band- trotzdem tourt ihr durchs Second Life. Warum tut ihr das eigentlich? Erstmal ist es witzig und macht uns Spaß. Wir sehen das als Crossmarketing-Tool: Wir bekommen Publicity. Vielleicht verkaufen wir zum Beispiel mehr CDs im Real Life, wenn wir im Second Life bekannt werden... der „Second Life Herald“ hat eine begeistere Newsmeldung rausgeschickt, und wir werden von „Bunch TV“ präsentiert, dem ersten Second-Life-Fernsehsender. Die ersten vier Konzerte habt ihr bereits hinter euch. Wie läuft sie denn so, eure virtuelle Tour? Wir haben extrem viele positive Reaktionen bekommen. Es hat sich sogar jemand im Second-Life ein Band-T-Shirt von uns gebastelt. Bei einem Konzert war der Laden so randvoll – da ist uns gleich der ganze Club abgestürzt. Randvoll? Wie viele Leute waren denn da? Die sind Besucherzahlen nicht wie in der Realität. Ab 50 bis 100 Zuschauern wird es eng, da gehen die Zentralserver in San Francisco in die Knie. In die „Sims“, so heißen die geschlossenen Räume im Second Life, passt eben nur eine bestimmte Anzahl von Leuten rein. Und dann tretet ihr auf. Wie funktioniert das? Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Spielen und gleichzeitig unsere Avatare, unsere virtuellen Figuren, bedienen ist eigentlich kaum machbar. Entweder schränkt man die Musik ein, oder eben die Animationen. Gerade meine Figur, der Sänger, ist kompliziert zu steuern. Da gibt es über 100 verschiedene Animationen, und wir wollen das ja so real wie möglich machen. Mikro richtig heben und senken, coole Moves machen und posen. Virtuelles Posen? Geht das? Klar: Wir haben eine richtige Bühnenshow mit Nebeleffekten, Pyro und Verfolgerscheinwerfern. Im Second Life bräuchten wir pro Musiker eigentlich zwei Leute: Jemand, der Musik macht und jemand, der den Avatar steuert – das ist recht aufwendig. Ich habe also unsere Songs mit Live-Effekten aufgeblasen, Hall, Zwischenrufe, Solos, das läuft dann per Livestream, während wir unsere Avatare bedienen. Bei einigen Konzerten werde ich aber auch live singen, dann macht unser Keyboarder meinen Avatar. Wir treten in Gothic, Rock und Metal-Clubs auf, etwa im Castle Rock. Das ist vom großen Castle-Rock-Festival in Polen inspriert, das ist ganz cool, fünf bis sechs Leute kümmern sich da nur um unseren Gig... Werdet ihr jetzt Lindendollar-Millionäre? Etwa 2000 Lindendollar haben wir schon eingenommen – um gerechnet vielleicht drei Euro. Deutlich mehr haben wir allerdings in das Projekt gesteckt, für Programme und Animationen, kurz: Wir verdienen damit direkt kein Geld, es geht uns nur um Ruhm und Erfolg. Wir nehmen alles mit, was kommt. Wir wollen berühmt werden! Aber trotzdem: Jedes echte, große Konzert ist uns lieber als eins im Netz. ++++ Dieses Interview erschien auf der Jugendseite der Süddeutschen Zeitung für das Münchner Umland. Der Artikel zum Interview findet sich hier .