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Als Helfer im Katastropheneinsatz

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Mittlerweile sind internationale Hilfsorganisationen eingetroffen und beginnen mit der Koordination der Ärzteteams und Hilfsgütern, die dringend benötigt werden. Auch aus Deutschland sind mehrere Hilfsorganisationen mit ihren Einsatzteams auf Java gelandet. Wenn du die Hilfsorganisationen mit einer Spende unterstützen möchtest, kannst du das zum Beispiel hier tun: - In der Organisation Aktion Deutschland Hilft haben sich zehn deutschen Hilfsorganisationen zusammengeschlossen, unter anderem der Malteser, Johanniter und der Arbeiter Wohlfahrt. - Bei Help Direct kannst du online für verschiedene Hilfsorganisationen und Projekte spenden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Manchen Menschen reicht aber eine Spende nicht aus, sie wollen vor Ort mithelfen. jetzt.de sprach mit Thomas Lang über die Voraussetzungen, die man braucht, um als Helfer bei einem solchen Einsatz mitmachen zu können. Er ist bei der karitativen Organisation Humedica verantwortlich für Projekte, Programme und Katastrophenhilfe. Humedica leistet seit 21 Jahren Katastrophenhilfe, Versorgung von Flüchtlingen und langfristige Unterstützung von Projekten in der Dritten Welt. Geld zu spenden kommt einem oft zu wenig vor, man möchte mehr machen. Wie kann ich mich jenseits einer Spende engagieren? Spenden sind auf jeden Fall sehr wichtig, damit Hilfsorganisationen wie wir ihre Arbeit machen können. Aber bevor ich bei Humedica zu arbeiten angefangen habe, habe ich immer darauf geachtet, dass ich auch eine gewisse Beziehung zu der Organisation habe, der ich spende. Da sollte man also auch schon aufpassen. Zwar passiert es nicht sehr oft, dass Spendengelder veruntreut werden, aber wenn man den ganz großen Organisationen Geld gibt, nur weil die am meisten werben, muss man sich auch dessen bewusst sein, dass die sehr viel Geld brauchen, um den großen Apparat am Laufen zu halten. Humedica dagegen ist so klein gehalten, dass 95 Prozent der Spenden bei den Bedürftigen landen. Wie kommt Ihre Organisation zu den Freiwilligen? Wir halten Vorträge an Universitäten, machen Öffentlichkeitsarbeit und dann werden viele auf uns aufmerksam. Da melden sich die meisten Freiwilligen. Oder sie stoßen über das Internet zu uns. Wir haben eine große Datenbank mit registrierten Helfern, das sind ungefähr 600 Menschen. Wenn dann wie jetzt in Indonesien eine akute Katastrophe geschieht, fragen wir die alle per Email oder SMS an und diejenigen, die Zeit haben melden sich dann bei uns. Bisher haben wir immer die nötigen Leute zusammengekriegt, zunächst einmal vier oder fünf Tage für das erste Team, das an den Ort vorausfährt. Und auch für die Einsatzteams, die dann etwas später kommen. Mit welcher Ausbildung kann man am besten helfen? Eigentlich mit allen Berufen im medizinischen Bereich. Also Rettungssanitäter, Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern, aber auch Rettungsassistenten. Dann natürlich alle Arztberufe, mit Ausnahme von Zahnärzten oder Psychologen, vor allem Allgemeinmediziner und Gynäkologen - in diesen Bereichen haben die meisten unserer Ärzte ihre Ausbildung. Dann brauchen wir auch noch Koordinatoren. Die sind sehr wichtig, weil sie die Führung im Einsatz vor Ort haben. Sie koordinieren das gesamte Projekt und sind für die Finanzen verantwortlich. Das Geld also die Spenden unserer Unterstützer, überweisen wir ihnen, entweder auf die Bank oder, in Katastrophenfällen wie jetzt in Indonesien, sie nehmen es bar mit. Dazu nehmen die Koordinatoren vor Ort Kontakt mit den offiziellen Stellen auf, sie müssen sich registrieren lassen und die deutsche Botschaft informieren. Und sie nehmen Verbindung mit unseren Partnern auf, das sind meist andere Hilfsorganisationen vor Ort. Wir gehen grundsätzlich nirgendwo hin, wo wir keine Partner haben. Die Koordinatoren empfangen die ankommenden Ärzteteams und kümmern sich um die Einteilung und Organisation der Teams. Sie sorgen für Unterkunft, Verpflegung. Fahrzeuge und den Transport. Schlicht: sie koordinieren und organisieren die Einsätze.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Welche Voraussetzungen müssen diese Koordinatoren mitbringen? Eine medizinische Grundlage oder Ausbildung ist für diesen Job nicht schlecht, zum Beispiel als Apotheker oder im Pflegebereich. Wir arbeiten fast nur mit Ärzteteams und da muss man den Fachjargon kennen und wissen, was die brauchen. Es ist auf jeden Fall gut, wenn derjenige solo ist und entsprechend jung, so Mitte Zwanzig, Anfang Dreißig. Weil man da noch die Welt verändern will, man sagt ja, ein Pessimist ist ein Optimist mit Lebenserfahrung. Er oder sie muss abenteuerlustig und darf auf keinen Fall pingelig sein, weil die Verhältnisse vor Ort extrem sind. Das, was man normalerweise gemütlich auf dem Sofa sitzend vor dem Fernseher sieht, kriegen die alles ab: Hitze, Schmutz, die Sprachbarriere, eine völlig fremde Kultur. Da ist man schwer herausgefordert. Der Koordinator wird von uns bezahlt. Der macht das für eine gewisse Zeit hauptamtlich. Danach braucht man aber eine Verschnaufpause, weil man nach so einem Einsatz fertig ist. Abenteuerurlauber sind für diese Arbeit zunächst einmal prädestiniert. Aber sie müssen natürlich absolut seriös und zuverlässig sein, weil sie auch das ganze Geld verwalten. Man muss auf jeden Fall bereit sein, für diesen Job ein gewisses Risiko eingehen. Auch wenn die Sicherheit unserer Teams Priorität hat, ein Restrisiko bleibt immer. Man kann bei einem solchen Einsatz auch umkommen, dessen muss man sich bewusst sein, wenn man aufbricht. Auch wenn das bei uns in den 27 Jahren, seit es Humedica gibt, nicht vorgekommen ist. Wie werden die Menschen vorbereitet, die in Krisengebiete geschickt werden? All unsere Mediziner und Pfleger machen ein Basistraining. Das findet an drei Tagen auf einer Wiese in Zelten statt. Da wird ihnen die Theorie beigebracht, der Verhaltenskodex wird durchgesprochen und Szenarien werden durchgespielt. Auch die Koordinatoren machen da mit.

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