- • Startseite
- • Interview
-
•
"Alle Unterstützer sind echt"
jetzt.de: Herr Huch, wann haben Sie die Facebookseite für Guttenberg eröffnet?
Tobias Huch: Am vergangenen Donnerstagabend.
Wie kam es dazu?
Es war meine Reaktion auf die TV-Berichte, weil ich nicht verstanden habe, warum man das Thema so hoch kocht. Dann kam über die Nachrichtenticker die Meldung von den gefallenen Soldaten in Afghanistan. Da dachte ich: Es reicht. Man muss die Dinge gerade rücken. Diese Jagd auf Guttenberg - das passt nicht. Das Kopieren in der Doktorarbeit ist eine Verfehlung. Er gibt sie auch zu. Er hat aber nicht absichtlich betrogen und Leute verarscht.
Nach Angaben der GuttenPlag-Macher sind mehr als 20 Prozent der Arbeit als Plagiat identifiziert. Glauben Sie wirklich, Guttenberg hat ohne Absicht abgeschrieben?
Die Zahl ist noch nicht endgültig geprüft. Aber ich gebe zu, dass es für den wissenschaftlichen Betrieb schlimm ist, was da passiert ist.
Die Verteidiger Guttenbergs sagen, dass er Verteidigungsminister sei und kein Wissenschaftsminister. Seine Arbeit als Wissenschaftler habe mit seiner Arbeit als Politiker nichts zu tun. Wenn sich zwei Arbeitsbereiche in einer Person vereinen – kann man beides auseinanderhalten, ohne dass die Person schaden nimmt?
Man kann das trennen. Man muss es trennen. Niemand ist fehlerfrei. Er ist nicht der Papst, der ex cathedra gesprochen hat. Das macht ihn sympathisch. Er ist so etwas wie der Antipolitiker. Er setzt Reformen um, die sich keiner getraut hat. Er ist dauernd in Afghanistan und redet dort mit den Soldaten, er schläft im gleichen Lager wie die Soldaten. Welcher Minister hat das bisher gemacht?
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Tobias Huch auf einem Screenshot von der Website der Huch Medien AG, deren Geschäfte er führt. Mehr über Huch und die Diskussion zur Guttenberg-Fansite erfährst du in diesem Text.
Kennen Sie Guttenberg persönlich?
Ich kenne ihn nicht.
Glauben Sie, dass ihm die Diskussion schaden wird?
Sie nutzt ihm sogar. Jetzt wird ihm einmal kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. Das fördert die Durchblutung. Jetzt ist der Weg zum Kanzleramt frei.
Innerhalb einer Woche ist die Anzahl der Unterstützer auf Pro Guttenberg auf über 280.000 gewachsen. Das ist ist sehr viel, wahrscheinlich ist dieses Wachstum im deutschsprachigen Internet sogar ohne Beispiel. Joachim Gaucks Fanseite brachte es im vergangenen Jahr auf etwa 40.000. Wie erklären sie sich das schnelle Wachstum?
Ich glaube, es gibt in den Medien eine Falschwahrnehmung. Es sind viel mehr Menschen auf der Seite von Guttenberg. Die Hauptstadtmedien dachten wohl: Jetzt hauen wir auf ihn drauf. Es war absehbar, dass er mal hinfallen musste. Aber man muss ihn nun nicht zerstören.
Haben Sie schon mal von Astroturfing gehört?
Der Begriff wurde mir jetzt zugetragen.
Das ist ein Phänomen, das erstmals in Amerika auftauchte. Man erzeugt mit Kommentaren unter Blogeinträgen oder mit vielen künstlichen Identitäten in sozialen Netzwerken, die sich dann zu einer bestimmten Kampagne gesellen, den Eindruck, ein Anliegen habe in der Bevölkerung viel Unterstützung. Nun ist der Verdacht aufgekommen, Sie hätten sich Unterstützer für ihre Website gekauft.
Ich weiß, dass das Gegner meiner Arbeit behaupten. Glücklicherweise ist es nicht so. Selbst wenn man Freunde für eine solche Kampagne kaufen wollte – sie könnten höchstens 10.000 in einer Woche aufbringen. Aber nie eine Viertelmillion.
Sie haben also keine Unterstützer zugekauft?
Das kann ich eidesstattlich versichern. Alle Unterstützer sind echt. Wenn es ginge, würde ich auch offenlegen, wer die Seite unterstützt. Das geht aber technisch nicht, man kann es nur an den Kommentaren sehen. Ich habe Facebook bereits um eine Statistik gebeten, um zu sehen, wer auf die Seite gekommen ist, aus welchen Bundesländern die Leute kommen, wie alt sie sind.
Würden Sie diese Statistik veröffentlichen?
Selbstverständlich.
Text: peter-wagner - Foto: Screenshot