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"Alle sind auf Partnerbörsen, aber keiner redet darüber"

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Mimi, kannst du das Konzept eurer Seite böser-junge.de erklären?
Das übergreifende, große Ganze ist Online-Dating, wir testen die großen Dating-Portale Deutschlands. Aber es geht bei „böser Junge“ auch um alle Themen, die damit verbunden sind, also Liebe und Sex und Romantik. Wir wollten nicht nur Testberichte auf der Seite haben und dachten uns, dass jemand, der online nach der großen Liebe sucht oder nur Bock auf die schnelle Nummer hat, sich auch für all die anderen verwandten Themen interessiert. Eine Seite, die nur aus Testberichten besteht, würde mich persönlich sehr schnell langweilen. Für uns ist es wichtig, dass es mehr gibt und dass uns die Geschichten anmachen. Und das möchten wir mit unserer Seite liefern.    

Ihr bezeichnet euch als „Der Guide durchs Dating-Durcheinander“. Gibt es da denn Bedarf?
Es gibt definitiv Bedarf. Auf dem Online-Dating-Markt gibt es keine Lücke mehr, da ist alles abgedeckt. Aber unsere Aufgabe ist es, den Leuten zu sagen, was gut ist und was sich lohnt. Denn die Websites sind zum Teil sehr teuer, wenn man alle Features nutzen will, dann greift man da ziemlich tief in die Tasche. Wir möchten testen, ob sich das überhaupt lohnt, ob die Seiten User-freundlich sind, was für Menschen einem da begegnen. Wenn zum Beispiel elitepartner.de verspricht, dass auf ihrer Seite nur Menschen mit irre hohem Niveau und irre hohem Einkommen sind, schauen wir, ob das stimmt. Wir sehen unsere Aufgabe darin, unabhängig darüber zu berichten.    

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ist Online-Dating angekommen in der Mitte der coolen, jüngeren Gesellschaft?
Nein, das glaube ich nicht. Zumindest nicht in der jungen, urbanen, eher coolen Gesellschaft. In den Kreisen, in denen ich mich bewege, spricht niemand offen darüber. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass trotzdem alle dort sind. Wenn ich mich auf Friendscout24 durch die Leute klicke, dann sehe ich unglaublich viele Leute, die ich von Facebook kenne, die Coolen, die Lebenskünstler. Man kann also sagen, dass Online-Dating zwar durchaus angenommen wird, aber niemand darüber spricht.  

Man trifft sich also tatsächlich nicht einmal mehr in Berlin in Clubs?
Wenn man erst einmal Anfang 30 ist, wird es unglaublich schwierig, im Alltagsleben jemanden kennen zu lernen. Da hast du gar nicht den Kopf, abends im Club noch jemanden anzuquatschen. Online-Dating ist da viel praktischer und wird auch von den meisten angenommen, aber es ist immer noch total peinlich, dazu zu stehen. Dabei wäre es super, wenn mal jemand einfach sagen würde, dass er dort angemeldet ist und jemanden sucht.    

Ist es denn online komplizierter als offline Dating?
Ich finde schon. Es ist vor allem für Männer unheimlich schwierig, sich attraktiv darzustellen. Soll er eher einen auf Mr. Romantic machen oder auf Macho-Schwein? Und es gilt eine unheimliche Barriere zu überwinden, bis mal eine Frau zurück schreibt. Es ist ja auch eine total komische und künstliche Situation, wenn man von einem Typen eine Mail bekommt, in der er fragt „Wollen wir mal einen Kaffee trinken gehen?“. Es ist einfach nie entspannt, auch wenn der total cool ist. Ich finde das Ganze total schwierig und allein deshalb wäre mehr Offenheit schöner.    

Gibt es denn schon einen Testsieger?
Noch haben wir keine konkreten Testergebnisse, wir bauen die Seite ja auch erst langsam auf. Momentan testen wir gerade e-darling, das ist die teuerste und eine der größten Single-Börsen. Die testen sehr detailliert und haben unglaublich lange Fragebögen, die man ausfüllen muss, was wirklich sterbenslangweilig ist. Außerdem haben wir Friendscout24 getestet, das ist eher eine Single-Börse, bei der seher viel über Eigenregie läuft. Und dann haben wir noch eine Casual Dating-Seite namens Joyclub getestet, wo das Unverbindliche mehr im Vordergrund steht.   

 Du testest auch selbst, heißt das, dass du schon auf Dutzenden Dates mit Jungs warst?
Da es tatsächlich sehr schwierig ist, Männer zu finden, die wenigstens einigermaßen meinem Geschmack entsprechen, habe ich mich erst einmal verabredet, und dieses erste Date ist nächste Woche. Da kann ich also noch gar nichts erzählen. Bisher ging es vor allem viel ums hin und her schreiben und auch darum zu schauen, welche Features die Websites haben und womit sie mich unterhalten.    

In den Texten geht es bei euch ziemlich zur Sache. Wie wichtig ist die explizite Sprache?
Wir möchten unbedingt explizit sein, wir wollen uns vor allem abheben von dem Frauen- und Herrenmagazin-Gequatsche, bei dem im Grunde nichts gesagt und alles verniedlicht wird. Wo der Mann der Frau mit der Krawatte die Augen verbindet und dann wird es ganz leidenschaftlich. So ist es eben nicht. Wir möchten authentisch sein und den Sex so beschreiben, wie wir ihn erleben. Aber natürlich – zu explizit dürfen wir auch nicht werden, weil wir ja keine Porno-Seite sein wollen.  

  Wie finanziert ihr euch?
Momentan ist das Ganze noch ein kleines Liebhaber Projekt, das soll sich aber in Zukunft natürlich über Werbung finanzieren. Das Besondere aber an uns ist mit Sicherheit, dass wir völlig unabhängig sind und nicht von einem der großen Dating-Portale finanziert werden. Dementsprechend läuft das momentan noch recht low-budget ab, dafür aber mit viel Herzblut.         



Text: christina-waechter - Bild: Carol Stiler/Pornceptual

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