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In den Schuhen von: Tavi, der bestimmt jüngsten Fashionbloggerin der Welt
Was sind das für Schuhe? Meistens gar keine. Tavi läuft am liebsten barfuß rum. Wahrscheinlich hat sie dennoch unzählige Paar Schuhe im Schrank. Die meisten sind aus zweiter Hand. Andere 12-Jährige spielen gerne Gummitwist, stattdessen mag Tavi "Thriftstoring", das Stöbern in Second-Hand-Shops, und präsentiert die modischen Fundstücke nach erfolgreichem Erwerb in ihrem Blog. Tavi beschreibt sich selbst als eine Mischung aus Iggy Pop und Snoop Doggy Dogg (man bemerke: Als der Rapper das "Doggy" noch in seinem Namen trug, war die Bloggerin nicht mal geboren), sie hört Feist und Neutral Milk Hotel, schneidert nach den Do-It-Yourself-Anleitungen von Martin Margiela eigene Kleider und liest die australische Vogue lieber als die amerikanische. Sie kritisiert den diesjährigen Halloween-Stil von A.F. Vandevoorst und fachsimpelt über die modische Gemeinsamkeit von Agyness Deyn und Lindsay Lohan.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Man wundert sich über die frühreife Tavi und sucht Antworten in der eigenen Kindheit: Nein, mit 12 wusste ich noch nicht, welche Frisuren die Models der Prêt-à-Porter-Show von Anna Sui trugen. Gleichzeitig entwickelt man als Leser einen beobachtenden Automatismus, der die täglich neuen Bilder von ihr schwesterlich auf Wachstum prüft und sich dann über die Erkenntnis freut: Ja, sie ist schon wieder ein bisschen älter geworden. Wo kommen diese Schuhe her? Von Flohmärkten und aus Second-Hand-Läden. Viele dürften zu groß sein: Goldfarbene Cowboy-Stiefel, karierte Budapester Männerschuhe oder rosa Peep-Toe-Pumps gibt es in Größe 32 eher selten. Aber das obligatorische What-I-wear-today-Foto scheitert nicht an Kindergrößen. Und wenn sie das Outfit auf einem Bild gut getroffen, ihr Gesicht aber unschön findet, schiebt sie mit einfachen Klicks in Photoshop den Kopf einer Barbie drüber. Ihrer eigenen vermutlich, soeben aus der Spielzeugkiste gekramt. Woher Tavi selbst kommt, weiß niemand so genau. Bis vor kurzem wurde noch gerätselt, ob es die 12-Jährige tatsächlich gibt. Blogger-Kollegin und Moderedakteurin Elizabeth – im Gegensatz zu Tavi längst volljährig – traf sie letztens in New York und sinnierte mit ihr über die Existenzberechtigung von Louis-Vuitton-Taschen. Elizabeth schrieb danach in ihrem Blog: "Fräulein Tavi gibt es wirklich und ist ehrlich gesagt cooler als wir alle zusammen."
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wo gehen diese Schuhe hin?
Hoffentlich in die richtige Richtung. Die ewige Frage schwirrt durch Blogs und Foren, ob man zu jung sein kann für so eine offensive und ehrliche Selbstdarstellung im Netz. Selbst das Magazin der New York Times hat sich mit dem "Tween-Phänomen" beschäftigt. Ist sie gut oder schlecht, die Welt der Modeblogger, in der sich Tavi in ihren Outfits präsentiert, dadurch auf der Straße erkannt wird und sich so in die Position eines Opfers katapultieren könnte?
Wie dem auch sei: Man muss Tavi ein ganz besonderes Mode- und Kulturbewusstsein zusprechen. Eine 12-Jährige, die Filme der 80er mag und gerne einen Haarschnitt hätte wie die Puppen aus Daft Punks "Around the world", gibt es nicht oft. Ob das gut ist oder schlecht, sei mal dahingestellt.
Text: julia-finger - Screenshots: tavi-thenewgirlintown.blogspot.com