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In den Schuhen von: Guillaume Soro

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Soro - ganz Staatsmann - in Dunkelblau. Was sind das für Schuhe: Mittlerweile die klassisch-schwarze Lederware der Staatsmänner dieser Welt. Passend zum staatsmännisch-schlichten Anzug in gedeckten Farben. Vor einer Weile hatte Soro noch als bekanntestes Gesicht die Rebellengruppierung „Patriotische Bewegung der Elfenbeinküste“ (MPCI) angeführt, damals in militär-grün-grau und vermutlich mit dem passenden Schuhwerk bekleidet. Auf der Staatsbühne angekommen wich die Widerstandbekleidung nun der Krawatte und spiegelglatt polierten Schuhen. Wo kommen diese Schuhe her? Mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer ganz anderen Ecke der Welt als ihr Träger. Der heißt mit vollem Namen Guillaume Kigbafori („unbesiegbar“ im senoufouischen Dialekt) Soro und stammt aus Diawala, einem Dorf im Norden der Elfenbeinküste, nahe der Grenze zu Mali. Zum ersten Mal auf sich aufmerksam machte er in den 90er Jahren, als er von 1995 bis 1998 den Schüler- und Studentenbund der Elfenbeinküste (Fesci) anführte, da noch Seite an Seite mit dem heutigen Präsident und späteren Erzfeind Laurent Gbagbo. Dieser leitete damals die Oppositionspartei Ivorische Volksfront (FPI). Die beiden verband ihre sozialistische Zielsetzung; beide kämpften für eine freie Elfenbeinküste, beide wurden für ihre Ziele verfolgt. Als allerdings in ihren Bewegungen der Ruf nach ethnischer Reinheit im Vielvölkerstaat Elfenbeinküste laut wurde, trennten sich die Wege der beiden: Soro machte diesen Wandel nicht mit, Gbagbo hingegen verschrieb sich ganz dem Gedanken einer ethnischen Ausgrenzungspolitik. Die Fesci spaltete sich. Gbagbo gewann mit seinem gegen andere Bevölkerungsgruppen gerichteten Programm Programm 2000 eine Wahl, bei der ein Großteil der Opposition gar nicht kandidieren durfte. Gbagbo und Soro, einst vereint durch gleiche Ziele, wurden zu erbitterten Gegnern.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und Soro in wilderen Zeiten. Wie die Schuhe damals aussahen lassen die Nebenmänner vermuten. Soro wirkte 2001 an einem Militärputsch gegen Gbagbos Regierung mit und floh danach nach Burkina Faso. 2002 führte sein Weg zurück zur Elfenbeinküste – diesmal an der Seite des Militärs, das sich erneut gegen die Mächtigen auflehnte. Seitdem ist die Elfenbeinküste in zwei Teile gespalten - der Norden des Landes wird dominiert von den Rebellen unter Soros Führung. Zahlreiche Einigungsversuche zwischen den zerstrittenen Lagern blieben bislang nicht von nachhaltigem Erfolg gekrönt. Dass Präsident Gbagbo nun ausgerechnet den Widerstandsführer Soro zum Premier ernannt und dabei mit erheblich mehr Befugnissen als seinen Vorgänger ausgestattet hat, ist ein weiterer Versuch, endlich ein Ende des Konflikts herbeizuführen. Die im März getroffene Friedensvereinbarung sieht außerdem einen klaren Zeitplan für freie Wahlen, sowie die endgültige Einigung des gespaltenen Landes vor. Ob damit tatsächlich ein großer Schritt in Richtung Frieden getan oder aber Soros Ernennung nur ein geschicktes Vorzeigemanöver ist, wird sich allerdings erst noch erweisen müssen. Wo gehen diese Schuhe hin? Auf den ersten Blick könnte man meinen, Soros Schuhe würden wie ihr Inhaber eigentlich nur im Kreise laufen: Immerhin ist er nach vielen Jahren des Kampfes wieder an der Seite gelandet, von der er einst aufbrach: neben Laurent Gbagbo. Bei näherer Betrachtung kann aber eben dies eine Chance sein: Um langfristig Frieden an der Elfenbeinküste zu schaffen, braucht es nicht zuletzt die Bereitschaft und Fähigkeit führender Politiker, nebeneinander in die gleiche Richtung zu gehen. Hält Soro als Premierminister, was er verspricht, dann führt der Weg als nächstes zu freien Wahlen. Angesetzt sind diese für Anfang nächsten Jahres und wenn der Zeitplan eingehalten wird, setzen sich bald schon eine ganze Menge anderer Schuhe in Bewegung: Dann nämlich sollen sich die UNO-Friedenstruppen, die derzeit noch an der Elfenbeinküste stationiert sind, nach und nach zurückziehen. Fotos: afp, Reuters

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