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Auf Pfennigabsätzen in den Präsidentenpalast
Was sind das für Schuhe? Auf jeden Fall sehen die Schuhe an Ségolène Royals Füßen genauso aus, wie ihr Name klingt: Eher zart und ziemlich elegant. Dieser Umstand trägt sicher nicht unerheblich dazu bei, dass die französische Sozialistin gerade im Eilschritt die Herzen und Hirne ihrer Landsleute erobert. Auf stets niedrigen Pfennigabsätzen klettert sie die Beliebtheitsskala hinauf: 43 Prozent der Franzosen wollen, dass die ehemalige Umwelt- und Schulministerin 2007 für die Sozialistische Partei kandidiert. Soeben haben französische FHM-Leser Madame Royal in die Weltrangliste der Frauen mit dem größten Sex-Appeal gewählt – auf Platz sechs, vor Laetitia Casta und Monica Bellucci. Und demonstriert damit, dass die richtige Kombination aus Intelligenz, Erfolg und Stil selbst die Männermagazine besser 'rum kriegt als die schönsten Gesichter der Welt – zumindest in Frankreich.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wo kommen diese Schuhe her? Sicher nicht aus dem katholisch-konservativen Miefmilieu, dem die Dame selbst entstammt. Ségolène Royal liebt exzentrische Modelle in schwarzweißem Lack und rosa-grünem Tweed. Vielleicht hat sie ihren Sinn für Mode auf ihrem zielstrebigem Marsch durch die Institutionen der französischen Elite entdeckt. Wie so ziemlich alle ranghohen Politiker Frankreichs hat Madame Royal nach ihrem Abitur die Sciences Po und die Ecole Nationale d’Aministration besucht. In dieser Schule für höhere Beamte lernte sie auch ihren späteren Lebensgefährten Francois Hollande kennen. Mit ihm hat sie nicht nur vier Kinder gemeinsam, sondern auch die politischen Pläne. Denn Hollande wird als Vorsitzender der Sozialistischen Partei möglicherweise selbst für die Präsidentschaft kandidieren. Wo gehen diese Schuhe hin? Im Zick-Zack-Kurs durch das politische Spektrum. Man kann nicht als Schlingerkurs bezeichnen, wie sich Ségolène Royal durch ihre Karriere bewegt. Sie weiß wohl genau, wo sie hin will – nur überlegt sie sich immer mal wieder einen neuen Weg dorthin. Aus der katholischen Offizierstochter wurde eine persönliche Beraterin des Sozialisten Mitterand. Ende der 80er Jahre bekam sie mit Deux-Sèvres einen eigenen Wahlkreis und begann, sich von dort aus mit Umwelt- und Frauenthemen zu profilieren. Auch heute gilt sie als Expertin für Alltag und Soziales, die sich weniger über konkrete Programmatik als über bestimmte Werte definiert. Doch auch die sind bisweilen nicht alle auf einer Linie. Einerseits kämpft Madame Royal gegen Sexismus in der Öffentlichkeit und Gewalt an Schulen, andererseits ist sie gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Einerseits ließ sie schon mal Häuser abreißen, die ohne Genehmigung an die Küste gebaut worden waren. Andererseits hat sie sich gegen die 35-Stunden-Woche gestellt, die ihre eigene Partei in Frankreich eingeführt hat. Die extremste Wendung ihrer gesamten politischen Laufbahn hat die Dame Royal allerdings vergangene Woche hingelegt: Da schlug sie vor, militärische Umerziehungslager für kriminelle Jugendliche einzurichten. Für deren unfähige Eltern hatte sie auch ein paar Maßnahmen bereit: Kürzungen der Sozialleistungen und obligatorische Erziehungskurse. Damit ist sie nicht nur ganz weit von ihren liberalen Parteigenossen entfernt, sondern auch ganz nah bei ihrem eigentlichen Hauptkonkurrenten, Innenminister Nicolas „Kärcher“ Sarkozy. Den hat sie in den Umfragen auch längst überholt. Mit ihrem Versuch, Sarkozy das Law and Order-Wasser abzugraben, kann Royal entweder ihre Glaubwürdigkeit bei der Linken verspielen. Eher aber wird sie all die Wähler zu sich ziehen, welche die Sozialisten im letzten Jahrzehnt verloren haben – an das martialische Gedöns von den Le Pens oder Sarkozys. Auch wenn ihre Methoden nicht immer sympathisch sind – wenn sich Royal gegen die etablierte Männlichkeit ihres Landes durchsetzt, wäre das schon irgendwie sexy. Bild: AFP