Schlechte Idee:
Retroadjektivmoden übertreiben. Hier ein „lieblich“, da ein „traulich“ ist ja sehr nett, vor allem dem Lieblichen und Traulichen gegenüber. Aber wie immer bleibt gestelzt gestelzt.
Gute Idee:
Neue Adjektive erfinden. Das derzeit beste auf dem Markt: „endig“. (Für Hobby-Linguisten: Vor allem im bayerischen Raum ist der emphatisch gebrauchte Präfix „end-“ bzw. „ends-“ oder „endz-“ (etwa in „endkrass“, „endsgeil“, „endzmadig“, wobei „endzmadig“ englisch auszusprechen ist) bekannt. Nun wurde er von Schwabinger Lungerern durch Suffigierung in den Status eines Adjektivs erhoben: „endig“.)
Echte Adjektive habt ihr wohl nicht mehr!, schimpfen pensionierte Deutschlehrer jetzt, wenn sie die Tischtennisplatten am Schwabinger Josephsplatz passieren, von Berufs wegen mit mindestens doppelt geübten und gespitzten Ohren für jugendliche Umgangssprache. Tatsächlich ist die Einführung von „endig“ aber weder ein Zeichen verkümmernder Sprachkompetenz noch Ausdruck eines beliebigen Wahrnehmungsvermögens (ohne Adjektive sind die Dinge schließlich schwerer unterscheidbar als mit den geilen Buchstabenzwergen) der Schwörer vom Josephsplatz. Stattdessen ist „endig“ das, was „krass“, „extrem“ und „heftig“ nie geschafft haben: es ist das neue „stark“. Immer gut zu gebrauchen, wenn’s so super wird, dass es bald nicht mehr geht. Daher: Endige Idee.