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Der ferngesteuerte Surfer: Ein wahrer Jungs-Traum aus Plastik

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Der Modellbauer, so geht das Gerücht, führt ein defizitäres Dasein. Aus Spanplatten, Leim, Kunststoffen und viel Geduld klebt er seine Träume zusammen. Bastelt im Keller an der Selbstverwirklichung. Neben die Miniatur-Bahnstrecke pflanzt er kleine Bäume und Häuser, weil er sich nach der Ferne sehnt. Er frisiert den Benzinmotor des Modell-Rennautos, weil er sich mit seinem Angestelltengehalt keinen Sportwagen leisten kann. Nach exakten Bauplänen und den Skizzen seines Großvaters stellt er die Panzerarmee wieder her, weil Abenteuer, Gefahr und Heldentum in seinem Leben fehlen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Basteln muss nicht immer Kompensationshandlung für verpasste Chancen und fehlende Ressourcen sein. Die Jungs von rcsurfrider in Huntington Beach sind erfahrene Surfer. Nebenbei bieten sie in einem Online-Shop einen "ferngesteuerten Surfer" an. Ed Dietrich hatte den Laden im Jahr 2000 gegründet, als er sich nach einem Sturz mit dem BMX-Rad das Becken gebrochen hatte, und einige Monate pausieren musste. Der „RC Surfer“ („radio controlled“) ist die Ersatzdroge für Tage, an denen die Wellen ausbleiben, die Knochen schmerzen oder der Winter eingebrochen ist. Eine kleine Plastikfigur wie Barbie, He-Man oder GI Joe steht auf einem etwa 30 Zentimeter langen Miniatur-Surfboard, an dessen Unterseite eine Schiffsschraube und eine steuerbare Finne befestigt sind. An der Brettspitze ist eine Antenne befestigt. Der Surfer passt gut in ein Regal mit ferngesteuerten Rennautos, Hubschraubern und Panzern – ist ja schließlich auch so ein Jungs-Traum, die Wellen von Hawaii oder Bali sicher, souverän und pfeilschnell abzusurfen. Mit dem Spielzeug wird das Surfen auch in Deutschland möglich. Wenn man den Stellvertreter ins eiskalte Wasser setzt, kann man bequem an Land stehen bleiben. Die echten Profis gehen natürlich im Neoprenanzug mit ins Wasser. Um spektakuläre Surfaktion zu zeigen, braucht es bei 15 Zentimeter Körpergröße keine großen Wellentäler, es reichen auch kleine Tubes und Bowls und sanftes Weißwasser. Der „RC Surfer“ bekommt selbst an Wann- und Chiemsee genügend Momentum für seine Moves.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In den letzten Jahren hat sich in Surf-Hochburgen wie Miami, Kalifornien oder Südfrankreich eine kleine RC-Szene gebildet. Der bekannte Modellbau-Hersteller Kyosho hatte schon vor Jahren einen ferngesteuerten Surfer heraus gebracht. Aber das Modell ist mittlerweile nicht mehr im Handel erhältlich. Die Produktentwicklung treiben Fans und Amateurbastler voran, in Online-Foren fachsimplen sie über wasserdichte Batterien und präzisere Steuermechanismen, erfinden immer wieder neue Tricks. Längst gibt es lokale und regionale Meisterschaften. Auch in England und Japan haben sich Fan-Gruppen gebildet. Einziges Problem. Der Markt kann die Nachfrage nicht befriedigen. Das Einsteigermodell „RC Surfer-Dude Ready to Run“ (399 Dollar, ohne Batterien) ist bei Ed Dietrich seit einer Weile ausverkauft. Die einzige Möglichkeit: sich aus alten Modellen, die auf Ebay angeboten werden, und Ersatzteilen einen eigenen Surfer-Dude zusammen zu bauen. Basteln eben. Und so sieht das dann aus:

Fotos: RC Surfriders

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