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Hochzeitskolumne: Heute: Alter Name, neuer Name – Doppelname?

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Als ich Johannes kennen lernte und kurz darauf mit ihm zusammenkam, dachte ich mir manchmal heimlich: Eigentlich wäre es ganz schön toll, wenn ich Johannes irgendwann in ferner Zukunft mal heiraten könnte. So ein schöner Nachname!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mit 16, 17, konnte ich mit meinen Freundinnen ganze Nachmittage damit zubringen, unsere künftigen Wunsch-Nachnamen zu diskutieren. So wie Schwangere ganze Nachmittage mit Diskursen über Kindernamen füllen können – wobei wir natürlich im Gegensatz zu Schwangeren reine Scheindiskurse führten, es gab schließlich keinen konkreten Anlass für unsere Gedanken. Nachdem über zehn Jahre später nach wie vor niemand von uns verheiratet ist, konnte keiner die Ergebnisse unserer Debatten umsetzen. Damals wollten wir alle einen „von“-Namen haben. „Von Anstetten“ aus „Verbotene Liebe“ fanden wir gut, aber auch alle holländische Namen mit „van“. Johannes hat keinen von-oder-van-Namen, leider. Der Verlobte einer Bekannten von mir hatte auch keinen. Dafür hatte sie einen. Und nachdem das ein wunderschöner Name war und sein Name „Latzke“ oder so ähnlich lautete, nahm er ihren Namen an. Ich weiß nicht, was ihr dazu sagt, aber ich fand das irgendwie doof. Offensichtlich konnte ich in diesem Punkt die Fesseln des Patriarchats noch nicht aufbrechen, aber ich fände es irgendwie komisch, wenn Johannes meinen Namen annehmen würde. Muss er nicht, weil ich wie gesagt seinen Namen so toll finde. Und dem neuen „von“-Namensträger unterstelle ich schon ein bisschen, dass er seinen Namen nur aufgegeben hat, weil er das „von“ schick fand. Kann ich ja verstehen. Seit feststeht, dass wir heiraten, ist nun aber etwas Seltsames passiert: Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich meinen Namen aufgeben will, obwohl ich doch jahrelang auf Johannes´ Namen gegiert habe. Vor allem Kollegen raten mir davon ab, einen neuen Namen anzunehmen: In einem Beruf, in dem der eigene Name eine „Marke“ sei, man sich „ein Profil erschrieben“ hätte“, da sei es eventuell ungünstig, diese Marke plötzlich aufzugeben. Ein neuer Name würde das bisherige berufliche Leben quasi mit einem Schlag auslöschen. Hm, ich weiß nicht. Aber meinen Namen will ich auch nicht einfach so behalten. Ich will schon, dass man merkt, dass sich etwas geändert hat in meinem Leben. Ich finde es gut, wenn man am Namen erkennt, dass zwei zusammengehören. Das lässt mich zurück mit der letzten Möglichkeit: Doppelname. Schwierig, schwierig. Die meisten Doppelnamen-Trägerinnen, die ich kenne, sind über Fünfzig und ein bisschen ökomäßig unterwegs. Meist sind sie bei den Grünen engagiert und arbeiten nebenher ehrenamtlich in einem Frauenladen. Politikerinnen haben gerne Doppelnamen: Knake-Werner, Schewe-Gerigk, Kotting-Uhl. Eine Kollegin von Johannes heißt „Obst-Hantel“. Ich weiß nicht. Letzte Woche gingen wir zum Standesamt, um das Aufgebot zu bestellen. Ich war immer noch unsicher bezüglich der Namensfrage. Auf dem Flur, während wir warteten, spielte ich alles noch mal durch, und konnte zu keiner Lösung kommen. Die Anzeigetafel mit den Wartenummern kam gefährlich nahe an unsere Nummer heran, ich biss Fingernägel, schwitzte, grübelte, konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dann blinkte unsere Nummer. Gemeinsam mit einer netten Dame füllten wir ein sehr langes Formular aus, und irgendwann fragte sie: Und wie haben Sie sich bezüglich der Namensführung entschieden?“ Ich wusste es immer noch nicht, also machte ich das Angebot „Ja, also vielleicht ein Doppelname?“. „Voranstellen oder Anfügen?“ fragte die Frau. „Äh, erst seiner, dann mein Name“, sagte ich verwirrt. „Also Name dem gemeinsamen Ehenamen angefügt“, sagte die Frau zufrieden,. „das macht dann 17 Euro“. Ich war fasziniert. Ich hatte mir gerade einen Doppelnamen gekauft. Die Zweifel begannen bereits vor der Tür. Klar, ich hatte 17 Euro bezahlt, aber was, wenn ich vielleicht doch lieber nur einen schönen, kurzen, unsperrigen Einzelnamen will? „Macht gar nix“, hatte die Standesbeamtin gesagt, “könnense bis zur Trauung noch ändern, kostet dann aber wieder 17 Euro“. Ich sollte mich langsam entscheiden. Sonst gehen wir vor der Hochzeit pleite. Weil ich einen Namen nach dem anderen kaufe.

Text: theresa-selig - Illustration: Katharina Bitzl

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