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Die Hochzeitskolumne. Heute: Rücksicht auf den Humor der Gäste?

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Wir sind nächste Woche auf einer Hochzeit eingeladen. Und in der Woche danach auf einer weiteren. Ich finde das super, weil ich so ganz genau darauf achten kann, was vielleicht bei meiner eigenen Hochzeit schief gehen kann, was man lieber lassen sollte, welche Programmpunkte womöglich wider Erwarten nicht so der Bringer sein könnten. Wobei: Das entscheidende Kriterium für all das ist die jeweilige Zusammensetzung der Gästeliste, nehme ich an. Johannes ist auf einer der beiden Hochzeiten Trauzeuge. Sein Freund Kai heiratet, und Johannes hat zusammen mit einem Kumpel die unvermeidliche Powerpoint-Präsentation entworfen. Das lief so ab, dass sein Kumpel ein- bis zweimal pro Woche abends vorbeikam, einige Träger Bier mitbrachte und sich die beiden ins Arbeitszimmer zurückzogen. Regelmäßig drang grölendes Gelächter nach draußen. Die beiden waren hochzufrieden mit ihrem kreativen Schaffen und präsentierten mir die Ideen ihres geistigen Feuerwerks am Ende.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ich muss sagen, ich fand es auch kurzweilig. Man weiß aber nie so genau, ob anwesende Omas, Onkels, Tanten und schlimmstenfalls sogar Freunde eine ähnliche Humorauffassung haben. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, ob sie es lustig finden, sich Fotos anzugucken, auf denen Kai riesige Joints raucht, mit irrem Blick und „Freddy Krueger“-Handprothese Frauen hinterhersteigt, nackt mit einem Mann (Johannes) in einem Bett schläft und als Jesus stilisiert an einen Baum gefesselt ist. Auch bei der Art des Vortrags bin ich gespalten. Es ist davon auszugehen, dass nicht alle anwesenden Gäste lustig finden, was in der Titanic steht, so ähnlich hört sich der Vortrag aber an. Johannes sagt, er wolle keine Rücksicht darauf nehmen, dass höchstwahrscheinlich nicht alle Anwesenden seine Art des Humors pflegen. Er verlange ja schließlich auch keine Rücksichtsnahme seitens der Gäste mit nicht-titanicähnlichem Humor und würde geduldig doofe Hochzeitsspiele und völlig inhaltsfreie Gedichte, deren einzige Aufgabe es ist, mehrere Zeilenpaare mit einem sich reimenden Wort am Ende zu enthalten, über sich ergehen lassen. Dumm ist nur, dass Johannes in seiner Funktion als Trauzeuge auch Organisator der Feier ist und folgende Mail des anderen Trauzeugen auch in seinem Namen herumgemailt wurde: „Am Hochzeitstag möchten Johannes und ich gerne die Organisation des hoffentlich unterhaltsamen und fröhlichen Rahmenprogramms übernehmen, damit die Hochzeitsfeier insgesamt übersichtlich, für jeden ansprechend und harmonisch abläuft.“ Ich frage mich natürlich, was ich selbst OK fände auf meiner Hochzeit und was nicht. Ich glaube, mir wäre es egal, ob einige Verwandten pikiert wären. Wichtiger wäre mir, dass es allen Freunden gefällt. Und vielleicht, auch nicht ganz unwichtig, dass ich selbst lustig finde, was passiert. Sicher bin ich mir aber nicht. Nun, in ein paar Tagen weiß ich, wie Kai über die ganze Sache denkt.

Text: theresa-selig - Illustration: Katharina Bitzl

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