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Horwaths Tourtagebuch. Heute: Station in München
München, Sonntag Der Kunstpark Ost, der jetzt nicht mehr so heißt - möglicherweise, weil dort nicht so viel Kunst wohnt, ist der Ort, wo uns der Nachtschlafbus heute rausschmeißt. Nach einer Darbietung in Innsbruck mit vielen Menschen und manchen, die ich kannte. Heimat. In der Zeit zwischen, Bus zu, und, Taxi auf, begegnen uns beeindruckend viele junge Menschen, die sich in einem beeindruckend illuminierten Zustand befinden. After Hour in München. Dann in die Stadt. Kyrre Kvam - der mit dem schweren Klavier- kommt aus Norwegen und hat in seiner Kindheit sehr viel in Chören gesungen. Er kennt sich mit Jesus Christ Superstar und Applikationen aller Art aus und will in die Frauenkirche (wegen Chor!), die eigentlich ein Dom ist (falls dies nicht so ist, waren wir tatsächlich in der falschen Kirche) Frauenkirche: Wir werden von Kirchendienern (schönes Wort!) dezent und professionell darauf hingewiesen, dass wir unsere Kopfbedeckungen abnehmen sollen. Diese sind (noch) nicht die, die Sven Regener für uns vorgesehen hat. Wir haben uns selbstverständlich per Schwur dazu verpflichtet, ohne Unterbrechung während der gesamten Tour Element Of Crime-Wollmützen zu tragen. Zum Glück sind diese eben noch nicht bei uns, sonst hätten wir nur den Schwur brechen oder ganz schnell aus der Frauenkirche flüchten können Im Angesicht des Teufels:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Jedenfalls: Wir haben die Mützen abgenommen. Und dann die Sage: Der Teufel und die Fenster. Es gibt in der Frauenkirche einen Fußabdruck, der ebendieser Sage nach vom Teufel stammt (wer war das nochmal?) Er hat angeblich von dort, wo jetzt der Fußabdruck ist, kein einziges Fenster gesehen, und sich gedacht: Super, dann kommt eh keine Sau da herein zum Beten. Bis er dann einen Schritt vor gemacht hat, um festzustellen, daß da doch verdammt viele Fenster sind. Ja, und dann hat er Angst bekommen und sich in einen Sturm verwandelt. Seither bläst dort als Reminiszenz oft der Wind durch. (Also: insgesamt ein schwaches Ende für eine vielversprechend begonnene Geschichte). Abend: Wir - also Kyrre und Mike und ich - wollen uns eigentlich einen Sonntags-Schmachtfetzen mit Hugh Grant und einer Frau im Kino ansehen. Bis wir Sven und Komo (das ist der Herr, der an den Element Of Crime-Abenden die Geige schwenkt), am Fuße des Hotels treffen. Es geht da gleich um Beisl und Schweinshaxe und wir legen die Hugh Grant Pläne ad acta. Jagen und essen:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Dann: Schweinshaxe, ja! Über uns hängen Wildschweinköpfe und Hirschgeweihe, die sich auf Holzköpfe gesetzt haben. Schweinshaxe. Kyrre weiß nicht, welchen Teil des Schweins er ißt. Haxe ist ein Wort, das sich außerhalb des wahren Lebens abspielt. Ein Wort, das nur im Zusammenhang mit deftig und mit Fußball existiert. Er kennt nur die Aschenputtel-Hacke. Haxe und Hacke, haben wir dann gesagt, ist fast dasselbe. Wir haben der Haxe noch Salz und Senf hinzugefügt und Norwegen ein junges Land mit Öl in der Figur sein lassen. Munich Voodoo als Gegengift:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Übrigens: Das mit den Lederhosen und dem - die musste man immer schon tragen auf der Wiesn - ist eine Lüge, wurde mir von einem Fachkundigen erzählt.