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Horror-Schwiegereltern: Die Unsichtbaren

Illustration: Julia Schubert

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Horror-Schwiegereltern: Die Unsichtbaren Alter zum Zeitpunkt der Beziehung: Beide 19, vier Monate zusammen

Horror-Stufe: 3 von 10

„Du triffst sie schon noch!“ Nina* grinste und küsste mich liebevoll auf die Stirn. Wie ein Kind, das ungeduldig auf den Weihnachtsmann wartet. „Bin ja nur neugierig“, meinte ich und küsste sie auf den Mund zurück. Nina und ich waren seit vier Monaten zusammen und nachdem meine Eltern Nina schon zweimal zum Essen eingeladen hatten und es jeweils tolle Abende waren, fand ich, Ninas Eltern könnten auch mal auf mich zukommen. Könnten mir zumindest mal Hallo sagen, nicht mal das hatten bisher geschafft.

Im Gegenteil: Wenn ich zu Besuch war, wirkte es geradezu, als würden sie sich vor mir verstecken, dabei war das gar nicht so einfach. Nina und ihre Eltern wohnten in einer sehr übersichtlichen Drei-Zimmer-Wohnung: Zwei Schlafzimmer, ein Mini-Wohnzimmer – das war’s. Klar, da waren noch Bad und Küche zum sich drin Verkriechen – aber da musste ich zwischendurch ja auch mal rein, also kam das auf Dauer nicht infrage. Als Nina und ich an diesem Samstagabend auf ihrem Bett lagen, hakte ich nach. „Haben sie schon mal Jungs von dir kennengelernt?“. Nina guckte hoch in die Luft und überlegt lange.

 „Glaub nicht.“

„Warum nicht?“

„Hat sich irgendwie nicht ergeben.“

„Von deinen Eltern aus?“

„Hat sich einfach nicht ergeben.“

Schon gut, dachte ich, ich frage nicht weiter, sind ja Ninas Eltern, und die hatte sie lieb, das wusste ich, ziemlich lieb sogar. „Ich geh mal Wasser holen“, sagte ich, „willst du auch?“ Nina nickte. Als ich in den Flur trat und die ersten Schritte Richtung Küche machte, sah ich durch die Milchglastür vorm Wohnzimmer Ninas Mutter, zumindest schien sie es zu sein, eine Gestalt mit langen Haaren erkannte ich, die wohl auch in den Flur wollte, denn die Gestalt wurde schrittweise größer.

Nun ist es soweit, dachte ich, nun treffen wir uns. Aber was war das? Als ich über eine laut quietschende Diele ging, wurde die Gestalt plötzlich nicht mehr größer, sondern kleiner. Rückzug. Dann eben später, dachte ich, holte Wasser und legte mich wieder zu Nina. „Deine Mutter traut sich nicht“, sagte ich ihr. Weiter kam ich nicht, denn Nina zog mich ruckartig an sich und wir schliefen miteinander.

 

Ninas Vater saß auf dem Klo, trug nichts außer einem grün-weiß gestreiften Schlüpfer

Eine Stunde später. Ich musste ins Bad. Wieder im Flur, wieder mit dem Blick auf die Milchglastür. Dieses Mal war eine andere Gestalt dahinter, kurzhaarig und schon größer, also sehr dicht an der Scheibe, sogar die Türklinke war schon unten. Doch dann das: Die Diele quietschte erneut, und die Klinke geht wieder hoch. Unglaublich, dachte ich und erlaubte mir einen blöden Scherz. Ich ging Richtung Milchglastür, drückte die Klinke runter und ließ sie kurz darauf wieder nach oben schnellen. Hihi. Zurück zu Nina, zurück zum Sex.

Als ich nachts aufwachte und mal musste, wankte ich müde in Boxershorts über den dunklen Flur Richtung Bad, das keine Milchglastür hatte, sondern eine undurchsichtige aus Holz. Ich zog die Tür auf, und das grelle Licht im Inneren blendete mich genauso wie der Anblick, den ich dann beschert bekam. Ninas Vater saß auf dem Klo, trug nichts außer einem grün-weiß gestreiften Schlüpfer, den er allerdings schon bis zu den Füßen heruntergezogen hatte. „Hallo“, sagte ich unter Schock, „ich bin Jan*“. „Klaus*“, sagte Ninas „Vater.“ Ich wieder: „Freut mich!“ Und Klaus: „Raus.“ Ich gehorchte, dachte aber nun schon zum zweiten Mal: Hihi.

Nina und ich trennten uns drei Wochen später, weil sie einen anderen Jungen besser fand. Klaus habe ich nicht mehr gesehen. Ninas Mutter nie. Ob der Typ nach mir mehr Elternglück hatte, ist mir nicht bekannt.

Der Autor des Textes ist der Redaktion bekannt, möchte aber namentlich nicht genannt werden.

*Namen geändert

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