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Horror-Party: Betrunken im Kofferraum
Man vergisst leicht, dass Feiern nicht immer nur spaßig ist. In dieser Serie erzählen wir deshalb von den schlimmsten Partys, auf denen wir in unserem Leben waren. Viel zu viel Alkohol, grässlich langweilige Verwandte, emotionale Tiefpunkte – es gibt ja viel, das eine Feier vermiesen kann. Falls du selbst von einer schlimmen Party erzählen willst: Schreib uns eine Mail an info@jetzt.de! Diese Geschichte hat eine Leserin unserer Autorin Zoe erzählt.
Horrorstufe: 4 von 10
Center of Attention: der Kofferraum eines kleinen, silberfarbenen Viersitzers
Trinkverhalten: 17 Jahre alt und sorglos
„Zu zehnt exten wir im Keller zweier Freundinnen Wodka-O, um uns angemessen auf die Party vorzubereiten. Schließlich war heute nicht einfach der Tag irgendeiner Hausparty. Nein, wir konnten heute in den Club. Die Vorfreude war hoch, der Alkoholpegel noch höher: Denn seit unserem letzten Mal Feiern im Club waren mehrere Monate vergangen. Das lag nicht an einer Pandemie, sondern daran, dass die meisten von uns erst 17 Jahre alt waren. Tanzen gehen durften wir nur auf den Abi-Partys in Begleitung eines Erwachsenen (sprich: einer volljährigen Freundin) und mit dem heiligen „Muttizettel“ ausgestattet.
Die Abi-Partys finden nur unregelmäßig statt, und wir versuchten, jede von ihnen auszunutzen. Für mich war also klar: Der Abend kann nur gut werden. Doch als es dann darum ging, loszukommen, standen wir vor einem Problem. Das Haus, in dem wir vorglühten, war fast zehn Kilometer vom Club entfernt, ein Bus fuhr hier nachts nur im Dorf-Rhythmus – also so gut wie nie. Tja, und jetzt?
Spätestens bei der zweiten Kurve wurde mir ziemlich übel
Wir hatten Glück: Ein nüchterner Kumpel meiner Freundinnen kam vorbei und erklärte sich bereit, uns in seinem kleinen, silberfarbenen Viersitzer mitzunehmen. Wir versuchten also, möglichste viele von uns in das Mini-Auto zu quetschen. Die Grenzen der Legalität waren uns längst egal, alles war abenteuerlich und lustig. Ich setzte mich mit einer Freundin kurzentschlossen in den Kofferraum, in der Hand die Wegmische, die Knie unter den Achseln.
,Ist doch eigentlich total gemütlich‘, sagte ich zu der Freundin, die sich mit mir den Kofferraum teilte – nicht bemerkend, dass sie von meinem Ellenbogen in die letzte Ecke des Kofferraums gedrängt wurde. Lustig fanden wir die Situation trotzdem und entschieden, schnell noch einen ordentlichen Schluck von der Mische zu trinken, bevor die wilde Fahrt losging.
Dumme Entscheidung. Spätestens bei der zweiten Kurve wurde mir ziemlich übel. Meine Kofferraum-Freundin sah nicht sonderlich begeistert aus, als ich verkündete, dass mir schlecht geworden war. ,Bitte übergib dich nicht auf mich‘, sagte sie. Wir kicherten zwar noch, aber die Angst, dass ich mich doch übergeben – und damit nicht nur ein fremdes Auto ruinieren, sondern auch meiner Freundin den Abend vermiesen würde – überschattete die Situation.
So fuhren wir ein wenig: Auf den vorderen Sitzen steppte die Party, im Kofferraum machte mein Magen beunruhigende Geräusche. Wenige Kilometer später erstrahlten wir im hellen Fernscheinwerferlicht eines Lkw. Er stand an der Ampel hinter uns, der Fahrer hatte sich wohl gefragt, wer oder was sich da im Kofferraum bewegte. Von seinem erhöhten Standpunkt aus muss er einen sehr guten Blick auf uns gehabt haben. In unserem Rausch und von der Situation begeistert, winkten wir ihm freudig zu.
Ob er zurück winkte, konnten wir leider nicht sehen, denn da ging unsere Fahrt schon weiter. Mir war mittlerweile so schlecht geworden, dass ich ein wenig taumelte, als wir endlich beim Club angekommen waren. Als meine Freundin meinen Gesichtsausdruck sah, sagte sie nur: ,Wenn du dich jetzt übergibst, lassen sie dich nicht in den Club.‘ Angesichts der Tatsache, dass möglicherweise wieder Monate vergehen würden, bis sich die Chance eines Clubbesuchs ergab, versuchte ich mich zusammenzureißen während wir in der Schlange vor den Club warteten.
Und tatsächlich: Ob meine Schauspielkünste so gut sind, oder es einfach so dunkel war, dass der Türsteher nicht sehen konnte, wie blass ich um die Nase war – am Ende sind wir tatsächlich reingekommen. Gedankt sei dem heiligen Muttizettel.“