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Horror-Party: Beziehungsdrama auf Clubsuche
Man vergisst leicht, dass Feiern nicht immer nur spaßig ist. In dieser Serie erzählen wir deshalb von den schlimmsten Partys, auf denen wir in unserem Leben waren. Viel zu viel Alkohol, grässlich langweilige Verwandte, emotionale Tiefpunkte – es gibt ja viel, das eine Feier vermiesen kann. Falls du selbst von einer schlimmen Party erzählen willst: Schreib uns eine Mail an info@jetzt.de!
Horrorstufe: 6 von 10
Center of Attention: die Gastgeberin und ihre Böller
Trinkverhalten: kurz vor Beziehungs-Aus
Ich habe an Silvester schon wild geknutscht, betrunken auf dem Badezimmerboden gelegen oder mit Mandelentzündung vor Netflix gesessen. Knutschen ist natürlich toll, aber auch die mittelmäßigen Jahreswechsel waren und sind okay für mich. Denn mich begleitet die beruhigende Gewissheit: Schlimmer als dieser eine Silvesterabend vor ein paar Jahren kann es nicht werden.
Wie so oft hatte ich bis kurz vorher keinen Plan, wie ich ins neue Jahr feiern sollte. Da kam die Einladung von Mara sehr recht. Mara und ich kannten uns eigentlich gar nicht so gut, aber ich war schon lange mit ihrem Freund Ben befreundet. Ben war sehr verliebt und die Beziehung der beiden lief gut – das dachte ich bis zu diesem Abend zumindest.
„Ich hoffte, dass dieses Silvester ein rauschendes Fest werden würde“
Mara lud zum Essen in ihre WG ein und war einverstanden, dass ich ein paar Leute mitbringe: meinen Freund Tobias und zwei Freundinnen, die zu Besuch in Berlin waren. Eine von ihnen hatte gerade eine Trennung hinter sich. Ich hoffte, dass dieses Silvester ein rauschendes Fest werden würde, das sie auf andere Gedanken bringt.
Der Abend startete ganz nett, wenn auch ein bisschen langweilig. Wir saßen so rum, redeten und aßen. Die Stimmung kippte kurz, als es um ein ganz bestimmtes Foto ging: Tobias war ein paar Tage zuvor im Sitzen auf dem Sofa eingeschlafen. Ich hatte eine leere Flasche Bier (von mir) neben ihn gestellt und ihn so fotografiert. Mein Freund hat Humor und steckt es gut weg, wenn man ihn ein bisschen aufzieht. Doch als ich meinen Freundinnen das Foto zeigte, fand er das ganz und gar nicht lustig.
Nach Mitternacht beschlossen wir, noch ein wenig zu eskalieren und in einen Club zu gehen. Besonders Gastgeberin Mara war motiviert. Zu sechst zogen wir zum Club unserer Wahl. Die Schlange war kurz, der Türsteher ließ uns rein. Alles prima. Dachte ich. Aber Mara wollte nicht. Der Eintritt, etwa 15 Euro, war ihr zu viel. Dabei ist eigentlich allen klar, dass höhere Eintrittspreise zu Silvester gehören wie der Kater zum Trinken. Es half nichts. Wir mussten einen günstigeren Ort finden.
Ab da war ich vor allem damit beschäftigt, diesen Abend nicht aufzugeben. Es sollte doch ein rauschendes Fest sein! Dabei merkte ich nicht, dass mein Freund wegen dieser Foto-Sache wirklich sauer auf mich war. Und auch bei dem anderen Pärchen ging irgendwas Ungutes ab. Während wir so durch das nächtliche Berlin irrten, zog Mara plötzlich mehrere Böller aus ihrem Rucksack, zündete sie an und warf einen nach dem anderen auf die Straße. Dabei sagte sie kein Wort, aber ihr ernster Gesichtsausdruck verriet, dass die Aktion wenig mit feuchtfröhlicher Spaß-Böllerei zu tun hatte.
„Ich muss mich trennen“
Ich war irritiert, aber was mich wirklich schockierte, war die Reaktion ihres Freundes Ben. Ich weiß nicht, ob die beiden vorher schon Streit hatten, ob er genauso genervt war von der Club-Suche wie wir. Ob ihn die wortlose Böllerei verstörte oder er einfach unglaublich betrunken war. Jedenfalls sagte er leise zu mir, begleitet vom Sound der Knallkörper: „Ich glaube, ich muss mich trennen.“ Ziemlicher Stimmungskiller, das muss ich vermutlich nicht extra sagen.
Der nächste Laden: ein schmaler Mini-Club, den mein Freund aufgetan hatte. Soweit wir es von außen erkennen konnten, war die Stimmung prächtig. Es war wahrscheinlich etwa drei Uhr, also höchste Zeit. Ich wollte da jetzt rein und sehr viel trinken. Nicht so: Gastgeberin Mara. Der Eintritt, obwohl nur noch halb so viel wie im vorigen Club, war ihr noch immer zu hoch. Wir hätten uns an diesem Punkt von ihr verabschieden können, um zu retten, was zu retten war. Wir taten es nicht. Vielleicht war es Loyalität, wahrscheinlich aber spürten wir, dass der Abend gelaufen und Widerstand zwecklos war. Weiter ging es mit der deprimierenden Odyssee.
Letzter Versuch: eine Kneipe mit Tanzfläche, auf der allerdings nur ein, zwei Leute tanzten. Eintritt: etwa drei Euro. Dieser Preis entsprach Maras Vorstellungen. Nur leider hatte jetzt niemand mehr Lust.
Wir gingen trotzdem hinein und setzten uns in eine Ecke im hinteren Teil der Kneipe. Es muss ein trauriger Anblick gewesen sein. Die Freundin, die frisch getrennt war und der ich ein rauschendes Fest gewünscht hatte, trank stumm ihr Bier. Die andere schlief an Ort und Stelle ein. Ich saß zwischen Ben und meinem Freund Tobias. Ben war aufgelöst. Immer wieder sagte er zu mir: „Ich muss mich trennen. Ich muss mich trennen.“ Und mein Freund wollte jetzt noch mal dringend mit mir über die Sache mit dem Foto sprechen.
*Hinweis: Aus Rücksicht auf das beschriebene Paar möchte die Autorin anonym bleiben. Die Namen haben wir geändert. Die Autorin und ihr Freund konnten ihren Streit übrigens beilegen. Sie macht noch immer peinliche Schlaf-Fotos von ihm, zeigt die Bilder aber nicht mehr herum.