Horror-Nebenjob: Unterhosen falten in der Import-Export-Firma
Horror-Nebenjob: Unterhosen falten in der Import-Export-Firma
Leserin Lauren erzählt, wieso sie den Unterschied zwischen Feinripp und Doppelripp nie wieder vergessen wird und was sie sonst durch den Job gelernt hat.
Protokoll von Sophie Aschenbrenner
Stundenlang Unterhosen zusammenfalten – an diesen Job erinnert sich Lauren noch genau.
Illustration: Daniela Rudolf-Lübke
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Manche Jobs sind schlimmer als andere – in dieser Serie erzählen wir von unseren und euren schrägsten Nebenjobs. Diese Geschichte hat unsere Leserin Lauren erlebt und uns am Telefon erzählt.
Chef: Ein sehr netter Mann, der mir väterliche Tipps gab
Horrorstufe: 5 von 10
Bezahlung: Neun Euro die Stunde
Erlernte Skills: Fein- und Doppelripp unterscheiden
„Ich habe während meiner Schulzeit in einer Kleinstadt immer in den Sommerferien gearbeitet, um den Rest des Jahres finanziell halbwegs unabhängig zu sein. Bei uns gab es viel Industrie, deswegen war es oft Fabrikarbeit. An eine Stelle kann ich mich besonders gut erinnern: Über Vitamin B habe ich einmal einen Ferienjob bei einer Import-Export-Firma bekommen, die mit Textilien handelt. Das bedeutet, dass dort importierte Textilien ausgepackt, anders zusammengepackt und wieder verschickt wurden. Ich war zuständig für Männerunterhosen in Feinripp und Doppelripp. Ich musste die Qualität sichern und die Unterhosen dann neu in gemischten Paketen zusammenpacken.
Unangenehm war es mir nicht, Männerunterhosen zu falten, ich fand das witzig. Das waren ja alles fabrikneue Produkte. Einmal habe ich sie dann sogar in einem Discounter bei uns rumliegen sehen und wusste: Genau solche habe ich auch zusammengepackt. Das war cool. Gelernt habe ich auf jeden Fall, den Unterschied zwischen Feinripp und Doppelripp zu erkennen. Feinripp ist viel weicher.
Danach war ich maximal motiviert für die Schule
Am schlimmsten war eigentlich die Einsamkeit. Ich saß den ganzen Tag isoliert zwischen riesigen Kartons, ganz allein, ohne Kolleg*innen. Wenn alle Kartons leer waren, hat sich kurz Euphorie eingestellt – aber nur ganz kurz, denn dann kam direkt der Gabelstapler und hat eine neue Ladung mitgebracht. Danach war ich maximal motiviert für die Schule, um nach dem Abi was anderes machen zu können als so eine monotone Arbeit.
Heute fände ich ein paar Wochen Unterhosen zusammenlegen wahrscheinlich ganz meditativ. Dabei könnte man alle Podcasts hören, die man sonst nie schafft. Damals aber war ich einfach nur von Stille umgeben. Ich hatte kein Smartphone und kein Radio, hatte also sehr viel Zeit, mir Gedanken zu machen – vor allem darüber, was ich nach der Schule mal machen will. Ich denke aber dennoch ganz gerne an den Job zurück. Ich fand es toll, mein eigenes Geld zu haben, das hat Freiheiten mit sich gebracht, die mich motiviert haben. Der Chef war auch wahnsinnig nett, alle haben sich gefreut, dass mal ein junger Mensch in der Firma war – auch, wenn ich mit den anderen Kolleg*innen dort im Arbeitsalltag eigentlich nichts zu tun hatte.
Länger als ein paar Wochen hätte ich die Monotonie wahrscheinlich dennoch nicht gepackt. Ich glaube, dass ich mir auch deswegen einen Job gesucht habe, der sehr abwechslungsreich ist – ich arbeite als Journalistin. Und ich bewundere alle Menschen, die bei so einem Job mental bei der Sache bleiben können, wenn man das jahrelang macht. Das würde mir schwer fallen. Rückblickend finde ich es aber total wichtig zu wissen, wie die Jobrealität vieler Menschen jeden Tag aussieht.“