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Horror-Nebenjob: Aushilfe im Solarium
Manche Jobs sind schlimmer als andere – in dieser Serie erzählen wir von unseren und euren schrägsten Nebenjobs. Diese Geschichte hat unsere Leserin Luisa erlebt und uns am Telefon erzählt.
Horror-Stufe: 7 von 10
Chef*in: Bezirksverkaufsleitung, die nur zu Kontrollbesuchen vorbeischaute
Bezahlung: 8,85 Euro pro Stunde
Erlernte Skills: Kopfkino ausblenden
Ich war gerade 18 geworden, hatte das Abi gemacht und brauchte Geld, denn das erste eigene Auto wollte bezahlt werden. Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt treuer Kunde in einem Solarium und wies mich darauf hin, dass dieses gerade auf der Suche nach einer Aushilfe sei. Darüber, ob die Arbeit zu mir passte, machte ich mir keine Gedanken. Ich bewarb mich und wurde eingestellt. Der Großteil meiner Arbeit bestand darin, Sonnenbänke und Kabinen zu säubern, Handtücher zu waschen, die Kasse zu bedienen und am Sonntag den Laden zu wischen. Meistens arbeitete ich alleine, nur die Chefin kam ab und zu vorbei, um meine Arbeit zu kontrollieren.
Es scheint einige Leute zu geben, die im Solarium gern masturbieren
Auch, wenn ich nur ein knappes Jahr dort ausgeholfen habe, habe ich einige Erfahrungen gemacht, auf die ich hätte verzichten können. Einmal wollte ich wie gewohnt die Sonnenbank säubern. Normalerweise findet man dort dann vor allem Schweiß, diesmal habe ich aber entdeckt, dass eine Kundin dort Blutflecken hinterlassen hat. Ich habe mich so stark geekelt, dass ich mich fast übergeben musste. Aber mir blieb leider nichts anderes übrig, als Putzzeug in die Hand zu nehmen und die Bank zu säubern. Allerdings hatte ich es im Vergleich zu einer Kollegin noch ganz gut: Sie hat mal Sperma am Deckel der Sonnenbank entdeckt. Das will ich mir gar nicht vorstellen. Es scheint aber wirklich einige Leute zu geben, die es sich gerne im Solarium machen.
Wir hatten zum Beispiel eine Kundin, die immer in der gleichen Kabine war. Am Anfang habe ich mich noch über das leise Vibrato gewundert, das aus der Kabine kam, bis mir klar wurde: Die Kundin hatte einen Vibrator dabei. Ich habe sie nie darauf angesprochen, weil es mir unangenehm war. Aber es gibt einfach Dinge, die möchte man nicht hören und sich vor allem nicht vorstellen. Ich musste danach ja immer noch in die Kabine und sie sauber machen, das war ein merkwürdiges Gefühl.
Aber auch anderweitig war der Kundenkontakt manchmal herausfordernd. Einmal hat sich eine Kundin über mich beschwert, weil ich ihrem Mann „schöne Augen“ gemacht hätte, während sie sich sonnte. Er saß vorne im Wartebereich und es war kurz vor Ladenschluss. Ich hatte danach ein Date und machte mir die Haare auf, die ich während der Arbeit in einem Dutt trug. Die Kundin war dann ganz außer sich und meinte, wenn das nochmal vorkäme, würde „etwas passieren“.
„Entschuldigung, aber Sie haben sich in der Kabine geirrt“
Ein Satz, der mir aber noch besonders lange im Kopf bleiben wird, ist dieser hier: „Entschuldigung aber Sie haben sich in der Kabine geirrt.“ Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich das gesagt habe. Es kam oft vor, dass sich vor allem ältere Männer in der Kabine geirrt haben und ich sie dann drauf hinweisen musste. Da ist es nicht selten vorgekommen, dass sie aufgesprungen sind und einfach nackt die Kabine gewechselt haben. Diese Bilder bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf.
Wenn ich heute an meinen Job von damals zurückdenke, finde ich es außerdem ein bisschen beschämend, weil ich den Leuten vielleicht Hautkrebs verkauft habe. Aber ich bereue es nicht, dort gearbeitet zu haben. Irgendwie hat es ja auch Spaß gemacht. Manche Kund*innen waren sehr freundlich, da konnte man dann auch immer ein bisschen plaudern. Nach und nach wurden allerdings immer mehr neue Leute angestellt, die besser in das Sonnenstudio-Image passten. Da konnte ich mit meiner hellen Haut nicht mithalten. Meine Chefin meinte dann nur: „Leg dich doch einfach mal unter die Sonnenbank und stell dich nicht so an. Du musst schließlich auch glaubwürdig aussehen.“ Ich wurde quasi dazu genötigt, das Solarium zu benutzen. Offenbar ging das meiner Chefin nicht schnell genug: Die Neuen bekamen immer mehr Schichten, sodass ich zum Schluss nur noch zehn Stunden im Monat arbeiten durfte. Letztendlich war das auch der Grund, warum ich aufgehört habe. Ich hatte das Gefühl, ein bisschen rausgeekelt worden zu sein.