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Horror-Nachbarin: der Psychoterror der alten Dame

Illustration: FDE

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Manche Nachbar:innen sind schlimmer als andere, in dieser Kolumne erzählen wir von ihnen. In dieser Folge geht es hierum: Marie, Sophia und Lukas wohnen in einer WG in Salzburg. Im Stockwerk unter ihnen lebt eine alte Frau, die sie über Jahre tyrannisiert, so empfinden sie es. Involviert in die Strapazen sind Eimer voll Wasser, rohe Eier und eine Strafanzeige.

Unsere Autorin Simone hat mit ihnen gesprochen und die Eskalationsstufen als Protokoll aufgeschrieben.  

Horror-Stufe:  9 von 10   

Die Nachbarin: Eine ältere Dame, ebenfalls involviert: ihr erwachsener Sohn  

Der Vibe: 24 Stunden Kontrolle  

Lukas: „Schon als ich vor sechs Jahren eingezogen bin, war unsere Nachbarin nicht gerade freundlich.  Im Hausflur grüßte sie nicht zurück. Damit kann ich leben, dachte ich erst. Ich hatte ja keine Ahnung, was noch auf uns zukommt.“ 

Marie: „Ich wohne seit drei Jahren hier. Ein Salzburger Plattenbau, viele Wohnparteien und sehr, sehr dünne Wände. Wir waren nie eine WG, die jedes Wochenende fette Partys schmeißt oder besonders laut ist. Aber die Dame unter uns störte sich leider schon an unserer bloßen Existenz. Sie scheint in jedem Zimmer einen Besen griffbereit zu haben und klopft mit dem immer gegen die Decke, wenn ihr was nicht passt. Zum Beispiel, wenn wir bei Zimmerlautstärke fernsehen oder der Stuhl beim Zurückrutschen leicht am Boden entlangschrammt. Früher ist sie manchmal, wenn wir um drei Uhr nachmittags gesaugt haben, zum Haupttor gelaufen und hat sturmgeklingelt, ewig lang. Bis wir dann unten waren, um mit ihr zu reden, war ihre Tür schon wieder zugeknallt. Manchmal haben sie und ihr Sohn auch ihr Auto quer über mehrere Parkplätze gestellt, damit sonst niemand dort parken kann.“  

„ Der Wortwechsel mit ihrem Sohn bestand vor allem aus seinen Beleidigungen“

Sophia: „Am Anfang probierten wir es mit Konfrontation und klopften an ihre Tür. Meist machten sie gar nicht auf. Irgendwann dann doch. Gebracht hat das nichts. Bei dem einzigen Gespräch, wenn man das so nennen kann, wurde ich von der älteren Dame vor allem eindringlich gefragt, was mein scheiß Problem sei.“  

Lukas: „Sie ist ja noch harmlos im Gegensatz zu ihrem Sohn. Der Wortwechsel mit ihm bestand vor allem aus seinen Beleidigungen, die er über den Balkon raufgeschrien hat. Bei jedem Widerwort hat er sich noch mehr reingesteigert. Dadurch waren wir ständig in Lauerstellung. Ich habe mich beim Workout in der Wohnung immer unterbewusst bemüht, keinen Mucks zu machen. Schlimmer finde ich aber etwas anderes: Irgendwann habe ich gemerkt: Mein Herzschlag erhöht sich, wenn ich durchs Treppenhaus gehe. Ich frage mich jedes Mal, ob die beiden rauskommen und es wieder eskaliert.“  

Sophia: „Mich belastet das auch psychisch. Wir sind einfach die ganze Zeit geladen und genervt.“ 

„Wie eine Hauskontrolle, wer wann ein- und ausgeht“

Lukas: „Einmal habe ich auf dem Balkon ein Glas Wasser verschüttet. Nachdem ich es aufgewischt habe, habe ich mich über das Balkongeländer gelehnt und den Lappen ausgewrungen. Die Tropfen sind nicht auf dem unteren Balkon gelandet, sondern im Gras vor dem Haus. Am nächsten Tag hatten wir eine Beschwerde von der Hausverwaltung im Postkasten. Wir würden absichtlich, eimerweise Wasser auf den Balkon unserer Nachbarn schütten, stand da.“  

Marie: „Die Hausverwaltung war aber ohnehin schon auf unserer Seite. Wegen unseres angeblichen Lärms hat die Nachbarin sich nämlich schon mehrmals beschwert. Daraufhin haben wir eine lange Stellungnahme geschrieben und die Situation aus unserer Sicht erklärt. Der Polizei ist der Psychoterror der beiden auch schon bekannt. Die Dame und ihr Sohn machen das schon lange mit den Menschen, die in unserer Wohnung wohnen, und das sind nun mal meist WGs gewesen. Auch andere Nachbarn sind gegen die beiden mal strafrechtlich vorgegangen. Sie haben nämlich einfach mit einer Überwachungskamera vor ihrer Tür gefilmt. Aber nicht nur den Bereich, den die Kamera rechtlich erfassen darf, sondern einfach den gesamten Flur. Wie eine Hauskontrolle, wer wann ein- und ausgeht. Die Kamera mussten sie abmontieren.“  

Lukas: „An einem Morgen lagen zerplatzte Eier vor unserer Haustür. Ich weiß gar nicht mehr, was damals der Anlass war für die beiden. Die Krönung war aber ein Abend 2019. Wir haben ohnehin sehr selten Gäste. Aber vor meinem Auslandssemester wollte ich meine Freundinnen und Freunde nochmal sehen. Wir haben uns abends mit zehn Leuten zusammengesetzt und geredet, es lief keine laute Musik. Nach einer Weile stand die Polizei vor der Tür, hat gemerkt, dass hier keine wilde Party im Gange war und ist wieder verschwunden. Für uns war das zu dem Zeitpunkt leider nichts Ungewöhnliches mehr. Eine Woche später, ich war längst in Italien, lag auf einmal eine Anzeige wegen Lärmbelästigung bei uns im Briefkasten: Ich hätte von zehn Uhr abends bis drei Uhr morgens nur rumgeschrien. Die Anzeige wurde fallengelassen und hängt heute an unserer WG-Pinwand. Jetzt kann ich darüber lachen. Damals hatten wir einfach nur Angst vor den Konsequenzen.“  

Marie: „Im Moment ist es ruhiger. Das Klopfen hat aufgehört und Briefe bekommen wir auch nicht mehr. Vielleicht haben sie neue Beschäftigungen gefunden. Aber dass es wirklich vorbei ist, glaube ich eigentlich nicht.“ 

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