- • Startseite
- • Horror-Nachbar:innen
-
•
Horror-Nachbar: Der Aggro-Pöbler
Welche Menschen neben einem hausen, kann man sich nur selten aussuchen. Manchmal machen sie das Wohnen zur Qual. Diesmal geht es um einen Mann, der jede Gelegenheit nutzt, um zu brüllen und beleidigend zu werden.
Wohnatmosphäre: Getrübte Gartenfreuden
Geschlecht und Alter des Nachbars: männlich, Anfang 60
Horror-Stufe: 9 von 10
Schon die erste Interaktion mit meinem Nachbarn war sehr seltsam. Er ist alleinstehend und arbeitet als Hausmeister. Meine Mitbewohnerin und ich wohnen in dem Haus direkt neben ihm. Seine Wohnung grenzt an den Garten unseres Wohnhauses, den ich manchmal benutze. Ich lag in Bikini und kurzer Hose im Garten auf einem Strandstuhl, habe gelesen, mich gesonnt und nebenbei einen Apfel gegessen. Als nur noch der Strunk übrig war, habe ich ihn gedankenlos ins Gebüsch nebenan geschnippt. Anscheinend hatte er mich die ganze Zeit beobachtet. Seine Küchenfenster zeigen direkt in Richtung Garten. Von dort aus hat er mir zugerufen: „Na, na! Das macht man aber nicht!" Ich war richtig perplex. Ich glaube, ich habe mich sogar entschuldigt. Das ist im Nachhinein komplett absurd, weil es ja nicht mal sein Garten ist.
Kurze Zeit später besuchten uns ein paar Freunde meiner Mitbewohnerin. Gemeinsam saßen wir draußen im Garten und haben uns in Zimmerlautstärke unterhalten. Es war keine Party, sondern eine ganz gemütliche, kleine Runde. Trotzdem war ihm das offenbar zu viel: Kurz nach 22 Uhr – vermutlich, weil er dann wegen nächtlicher Ruhestörung im Recht war – hat er das Fenster aufgerissen und uns damit gedroht, die Polizei zu rufen. „Scheiß-Studenten! Verpisst euch“, hat er gebrüllt. Wir haben uns erschrocken und waren einfach nur sprachlos.
Irgendwann schüttete er einen Eimer Wasser über uns
Noch einen Schritt weiter ging er an meinem Geburtstag im Sommer 2019. An dem Tag hatte ich zwei Freundinnen eingeladen. Wir saßen im Garten, um dort vorzuglühen und einen Happen zu essen. Gegen zehn Uhr abends hat er ohne Ankündigung einfach einen Eimer Wasser über uns geschüttet. Und uns dabei beleidigt. Eine Freundin von mir hat er sogar „blöde Schlampe" genannt. Dann hat er die Polizei gerufen. Doch als die Beamten da waren, haben sie mich und meine beiden Freundinnen nur verdutzt angeguckt. Der Polizist hat mich gefragt, ob ich meinen Geburtstag feiern würde, und hat mir gratuliert. Als wir erzählt haben, was tatsächlich abgelaufen ist, sind sie zum Aggro-Nachbarn gegangen und haben ihn zurechtgewiesen. Das war ein kleiner Triumph für mich. Am nächsten Tag habe ich bei ihm geklingelt und wollte ihm ein Stück von dem übriggebliebenen Geburtstagskuchen vorbeibringen. So als kleines Friedensangebot, obwohl er uns so beschimpft hatte. Aber er hat nicht aufgemacht.
Als ich mit meinem Vermieter darüber sprach, erfuhr ich, dass der Nachbar bei meinen Vormietern bereits ähnliche Aktionen gebracht hatte. Es bringe auch nichts, mit ihm zu reden. Einmal hat er wohl einer Vormieterin sein Putzwasser aus dem Fenster raus auf ihren Kopf geschüttet. Mein Vermieter vermutet, dass der Nachbar Studenten hasst, weil sie „Spaß im Leben haben", wie er es ausdrückt.
Einmal bin ich ausgerastet, nachdem er mich mal wieder beleidigte, weil ich auf dem Balkon telefoniert hatte. Ich war in dem Moment ohnehin schon gestresst, also habe ich einfach zurück geschimpft. Ich habe ihn angebrüllt, dass er mal die Bälle flach halten soll. Daraufhin kamen andere Nachbarn aus demselben anliegenden Haus und haben mich gefragt, ob alles in Ordnung ist. Sie haben sich bei mir bedankt, weil er auch ihnen das Leben schwer macht.
Wenn ich ihn auf der Straße sehe, ignoriert er mich einfach. Er hat definitiv ein Aggressionsproblem und das ist beängstigend. Theoretisch könnte er mich aus seinem Fenster raus mit einem Gegenstand, zum Beispiel mit einer Pfanne, schlagen, wenn ich auf dem Balkon sitze. Und ich traue ihm das auch zu.
Vor älteren Menschen hat er augenscheinlich mehr Respekt als vor jüngeren. Meine Eltern waren neulich zu Besuch, meine Mutter und ich saßen auf dem Balkon. Wieder einmal hat er versucht, mich zu beleidigen, aber als er meine Mutter gesehen hat, hat er aufgehört. Ohne sich zu entschuldigen, nur mit einem leisen „das gibts doch net", hat er das Fenster wieder geschlossen und ist zurück in seine Wohnung gegangen.