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Was mir das Herz bricht: Menschen, die an der Kasse zu wenig Geld dabei haben

Illustration: Daniela Rudolf

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Es ist 19:45 Uhr, noch schnell etwas einkaufen, bevor die Geschäfte schließen (ach, München). Vier Leute stehen in der Schlange an der Supermarktkasse vor mir. Das Fließband ist vollgepackt mit Gemüse, Tiefkühlpizza, Bier, Milch und Brot. Die Leute wollen vermutlich so schnell wie möglich nach Hause auf die Couch und den restlichen Abend mit Netflix verbringen. Oder sie haben eine Verabredung und sind spät dran. Oder sonst irgendwas. Was sie sicher nicht wollen, ist hier in der Schlange stehen. Die Frau vor mir schaut auf ihre Uhr, dann wieder nach vorne zur Kasse. Sie wird langsam ungeduldig, denn an Kasse eins geht nichts weiter. 

Dort steht eine Frau mit dunklen Haaren vor dem Kassierer und sucht hastig nach Kleingeld. Sie zieht eine Hand aus der Tasche und schaut verzweifelt auf die wenigen Cent-Münzen, die darin liegen. Sie weiß es eigentlich schon, seit der Kassierer „das macht dann bitte 25,95 Euro“ gesagt hat: Sie hat zu wenig Geld dabei.  

Der Kopf der Frau wird rot, sie wischt sich mit der Hand über die Stirn. „Es tut mir leid“, sagt sie, „ich hab’ nur einen Zwanziger eingesteckt.“ Sie lächelt verlegen und sagt leise: „Ich müsste etwas zurückgeben.“ Die übrigen Einkäufer hinter ihr verdrehen die Augen. Der Mann an der Kasse seufzt, zieht sich ein Mikrofon ran und sagt:  „Filialleitung bitte zu Kasse eins! Storno.“  

Jetzt fühlt sich die Zeit an wie eine Ewigkeit. Mittlerweile reicht die Warteschlange schon bis zu den Regalen. Die Menschen treten von einem Fuß auf den anderen. Dabei beobachten sie ganz genau, was dort vorne vor sich geht. Das Einzige, das sie von ihrem Feierabend trennt, ist die extra lange Wartezeit an der Kasse. Endlich: Die Filialleitung kommt, der Wein der Frau muss im Supermarkt bleiben. Sie entschuldigt sich bei den Menschen hinter ihr, zahlt den Restbetrag und geht schnell aus dem Laden.  

Während die übrigen Leute an der Kasse froh sind, dass wieder etwas weitergeht, macht mein Herz leise „Knack“. Denn Leute, die beim Zahlen zu wenig Geld dabei haben, brechen mir das Herz.  

Ich frage mich dann: Haben sich diese Menschen verrechnet, als sie die Waren in ihrem Einkaufskorb gesammelt haben? Oder haben sie gedacht, sie hätten mehr Geld dabei? Funktionieren weder die EC- noch die Kreditkarte? Egal, aus welchem Grund jemand in diese Situation kommt: Der hilflose Blick und die Ungeduld der anderen Einkäufer lösen bei mir Mitleid aus. 

Das Schöne ist: Manchmal trifft man in Momenten wie diesen auf kleine Helden des Alltags. Zum Beispiel damals, als mir als Kind selbst einmal ein bisschen Geld für die Schokolade gefehlt hat. Während mein Kopf rot anlief und ich nach Worten suchte, beugte sich der Herr hinter mir zum Kassierer und gab ihm das fehlende Geld. „Das kann ja passieren“, hat er gesagt. Danke, fremder Mann! 

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