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Weltretten wird alltäglich - grünes Leben auf jetzt.de

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Den Moment, in dem ein Trend zu einer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit wird, erkennt man meist erst im Rückblick. Wenn man beispielsweise auf alten Bildern die eigenen Eltern oder Großeltern sieht, die stolz ein Auto präsentieren und weit davon entfernt sind, bei der Fahrt den Sicherheitsgurt anzulegen. Heute kann man sich nicht mehr vorstellen, dass ganze Generationen das Autofahren erlernten und dabei völlig auf Sicherheitsgurte verzichteten. Protest zum Kaufen Es spricht einiges dafür, dass wir in einer Zeit leben, in der ein anderer Trend in die gesellschaftliche Normalität übergeht: der ökologische und deshalb politische Konsum. Der Umweltschutz, eigentlich ein Kind der frühen Achtziger Jahre, hat in den vergangenen zwei Jahren ein Comeback in der Mitte der Gesellschaft gefeiert. Spätestens als der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore im Sommer 2007 zum Live-Earth-Spektakel rief, machten über 100 Bands auf allen Kontinenten Umweltschutz zu Pop und die Konzerte zu einer Art Soundtrack zu Gores Friedensnobelpreis. Passenderweise schrieb im Herbst das neu gestartete Magazin IVY auf sein Cover: „Grün ist das neue Cool.“ Das ist natürlich Quatsch, weil Dinge spätestens dann nicht mehr cool sind, wenn sie auf Magazinen so betitelt werden. Es zeigt aber: Im Jahr 2008 ist es so selbstverständlich, sich für die Umwelt einzusetzen, dass es plötzlich vor allem darum geht, dabei eine besonders gute Figur zu machen. Wenn der Zukunftsforscher Eike Wenzel zu diesem Phänomen befragt wird, spricht er gerne von einem neuen Lebensstil, dem „Lifestyle of Health and Sustainability“ (Lohas). Dabei handelt es sich um ein Marketingwort, das erfunden wurde, um Unternehmen eine interessante Zielgruppe vorzuführen: Die Lohas wollen die Natur schützen, essen gerne gesund und mögen Bio-Produkte – eine Einstellung, der auch zahlreiche Menschen zustimmen würden, die sich nicht als Lohas bezeichnen würden. Deren nachhaltiger Lebensstil ist nicht nur als Absatzmarkt interessant. Er steht auch für eine veränderte Wahrnehmung dessen, was als politisch gilt: Was dem Fahrschüler von heute der fehlende Sicherheitsgurt im Auto, ist dem modernen Umweltschützer das Transparent oder die Sitzblockade – ein Relikt aus fremden Zeiten. Protest kann man heute kaufen, Politik findet an der Supermarkt-Kasse statt. Die Gurtpflicht wurde im Jahr 1976 gesetzlich verankert – dass sich eine nachhaltige Umweltpolitik in Gesetzesform fassen lässt, können sich die Lohas entweder nicht vorstellen oder sie haben keine Zeit, darauf zu warten. Sie wollen jetzt eine bessere Welt – kaufen. Öko-Strom in der WG jetzt.de hat sich diesen Themen in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Formen gewidmet. Nun haben wir uns entschieden, diese Berichterstattung zu intensivieren und zu bündeln. Die Themensortierung von jetzt.de wird fortan um ein Ressort erweitert, das den Titel „grün“ trägt. Hier werden wir uns all den Fragen widmen, die sich ergeben, wenn man sein Leben nachhaltig und trotzdem lustvoll gestalten möchte. Es geht dabei nicht nur um Konsum: Das Spektrum reicht von Öko-Strom in der WG über selbstgestaltete Produkte aus dem Internet bis hin zu politischem Engagement. Dieses neue Ressort ist ein Versuch. Wir wissen nicht, ob der Trend des modernen Umweltschutz tatsächlich eine bleibende Selbstverständlichkeit geworden ist, der wir uns in einem eigenen Ressort widmen sollen. Der jetzt-Kosmos mit seinen über 110 000 Nutzern wird sich ab sofort daran machen, dies in zahlreichen Debatten herauszufinden – wie überall auf jetzt.de in einem Zusammenspiel aus redaktionellen Beiträgen und solchen der Leserinnen und Leser. Und vielleicht steht am Ende ein Ressort, in dem man sich nicht über fehlende Sicherheitsgurte in Autos wundert, sondern darüber, dass es eine Zeit gab, in der man eine solch abgasintensive Fortbewegung für normal hielt.

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