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„Wann is’n Ostern dieses Jahr?“

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Der Unique Selling Point des Kindseins ist ja das Unwissen. Nicht nur Unwissen über die detaillierten Zusammenhänge zwischen der Profiltiefe von Winterreifen und ADAC-Plus Mitgliedschaft. Nein, die selige Unkenntnis über die Grundzüge des Ganzen, über Zeit und Ort, ist es, die die Kindheit zu einem so ungetrübten Diffundieren im Kosmos macht, sogar in Mainz. Man kennt als Kind zum Beispiel die Hintergründe von Festen wie Ostern, Weihnachten und Geburtstag nicht, umso besser hat man sich gleich die Vordergründe gemerkt: Geschenke und Mamorkuchen-Flatrate. Aber wann nur, diese Frage trägt sich bis in den Kinderschlaf, würden diese Herrlichkeiten das nächste Mal stattfinden? Morgen nicht, das war leider bald klar. Wann war ein Jahr vergangen und was war ein Jahr? Man wusste es nicht, man ahnte erst was, als Mama den Kranz an die Tür hängte und der Kindergarten wieder im Dotter schwamm, weil kartonweise Eier ausgeblasen wurden. Da kombinierte das Kinderhirn und die fertige Denkfrucht war: Jetzt kommt also wieder das Fest mit dem Grünzeug und der wenig subtilen Hasenthematik. Wahrscheinlich versteckt Papa wieder ein Fahrrad hinterm Baum, weil das alte schon wieder zu klein ist und die Eier lassen sich nicht schälen – herrlich! Vor allem herrlich, weil man so überrascht wurde und weil es dergestalt ständig passieren konnte, dass man übermorgen Geburtstag hatte oder nächste Woche ans Meer gefahren würde. Alles war möglich, das Leben eine Wunderkammer, in der die Türen nach unsichtbaren Mechanismen aufgingen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mit dem Verstehen des Kalenders, mit dem strengen Rahmen, den all die herrlichen Dinge bekamen, wurde das Wunderbare berechenbar. Geburtstag und Weihnachten, Silvester und die Sommerferien waren fortan immer klar erkennbar gleich weit voneinander entfernt. Nur Ostern hat sich bis heute ein bisschen vom Unwägbaren erhalten, weil es so unstet auf der Kalenderleiste hin- und herrutscht und weil man sich gegenseitig ununterbrochen den Hauptsatz fragen muss, solange bis der Ostersonntag wirklich direkt vor der Tür steht. Ostern ist dabei eigentlich immer „So früh dieses Jahr!“ oder wahlweise „dieses Jahr ganz spät“. Die Antwort „Ostern ist dieses Jahr ganz normal“ scheint irgendwie nicht zur Verfügung zu stehen und das ist gut so. Denn damit wäre dem Osterfest (zumindest für die Kirchenfernen) der letzte Spannungsmoment genommen. So aber wabert es durch den Frühling wie ein unsichtbares Raumschiff, solange, bis eines Tages die alte Mutter anruft und fragt, ob man schon den Kranz an die Tür und diversen Dotter verblasen hätte, schließlich wäre ja nächsten Sonntag schon Ostern. Und schwupps, für ein paar Sekunden ist man wieder Kind, kann es nicht fassen, denkt an die wenig subtile Hasenthematik und sieht hinterm nächsten Baum nach, ob ein Kinderfahrrad versteckt ist.

Text: max-scharnigg - Illustration: Katharina Bitzl

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