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"Lustig. Gerade hab' ich an dich gedacht."

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Seien wir mal ehrlich: So richtig Hahaha!-lustig ist es meistens nicht, wenn man diesen Satz benützt. Man sagt ihn eben so im Affekt, wenn man von jemandem angerufen wird oder einer um die Ecke gebogen kommt, den man kurz vorher schon mal im Kopf hatte. Weil man sich ein bisschen beim Denken ertappt fühlt und auch so, also ob man am Hinterkopf neuerdings ein Guckloch hätte. Natürlich pustet man damit als Nebeneffekt der Begegnung ein bisschen mirakulösen Glitzerpuder über, von wegen so ein Zufall und ja Wahnsinn!   Aber lustig ist es doch nur etwa in einem Grad wie bei: „Guck mal, der Laster da hat ein halbes gebratenes Hähnchen aus Plastik auf dem Dach.“

Man erwartet jedenfalls nicht, dass der derart Angesprochene sich darüber kaputtlacht oder gar fragt: „Ach, und was hast du mit mir so alles gedacht?“ Zum Glück – denn das würde einen ja zwingen, noch mal ins eigene Kurzzeit-Gedankenarchiv zu steigen und das macht keiner gerne, schon gar nicht öffentlich und mit anwesenden Betroffenen. 

 Nein, interessant ist an diesem Geplänkel das vorgeschobenen „Lustig.“ Es verkommt derzeit flächendeckend zu einem rhetorischen Tusch, mit dem man anschließend ganz beliebigen Sprachinhalt aufwerten möchte und von dem man sich erhofft, dass er für Instant-Gute-Laune sorgt. Überall wird jetzt so geredet, zum Beispiel „Lustig. Heute bin ich schon zweimal kontrolliert worden.“ oder: „Lustig. Gestern kam auch schon nix im Fernsehen.“ Das einzig Lustige an diesen Feststellungen ist ja nur das nackte Wort an sich, die blanke Behauptung eben, das Folgende wäre lustig. Dabei würde „traurig“ oder „arm“ oder „mickrig“ genauso gut oder schlecht passen. Hinter dem großzügig verteilten „Lustig.“ kauert die vage Hoffnung, dass irgendwer nur deswegen lachen würde oder wenigstens unreflektiert erwidern: „Hihi.“ Im Grunde ist das doch Schlagzeilen-Sprech: „Bizarr. Mann verspeist eigene Reihenhaushälfte.“ Oder aber wir haben die PR-Syntax total verinnerlicht wie bei: „Atemberaubend. Die neue Kantinen-Kollektion ist da!“

Das „Lustig.“ ist eine rosafarbene Rauchgranate die verschleiern soll, was wirklich danach kommt. Also ein ziemlich durchsichtiges Sprachmanöver, das ja aber vielleicht noch steigerungsfähig wäre. Statt „lustig“ könnte man doch mal andere positiv empfundene Wörter benutzen, zum Beispiel: „Clown! Gerade hab ich an dich gedacht."

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