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"Das möchte ich gar nicht wissen."
Haha, was für ein lockerer Spruch. Einer sagt:
„Willste mal hören, was die dicke Ute gestern über ihr Intimleben verzapft hat?“
Der andere sagt: „Du, ich glaube, das möchte ich gar nicht wissen.“
Und macht dabei so viele Uffz-Geräusche wie die erste Dampflok auf dem Weg von Nürnberg nach Fürth. Alle gackern kurz. Er möchte es aber natürlich dann doch wissen und erfährt es auch umgehend, nur um hinterher zu sagen: „Urgs, sorry, too much information für mich!“
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Wieder gackern, wieder fünf Minuten weniger Leben. Dergestalt witzelt man sich durch den Alltag im seelenfreien Großraumbüro oder den nicht nennenswert stärker beseelten Samstagnachmittag im Park und wer keinen Park hat, macht es eben auf Twitter. Zugute halten kann man sich dabei nur, dass man es schon gar nicht mehr merkt, sondern die Zunge die vorgefertigen lockeren Sprüche automatisch einflicht. Das Witzeln verhält sich dabei zum richtigen Witzigsein wie Minigolf zu Golf. Jeder kann es und es sind immer die gleichen Bahnen, immer die gleichen Sprüche. Witzeln ist eine Grundvoraussetzung für den Einstieg ins Erwachsenenleben, noch weit wichtiger als guter Atem oder sogenannte Grundkenntnisse in MS-Office-Anwendungen. Es wird von jedem erwartet, dass er Gewitzeltes mag und selbst auch zubereitet. Dabei ist es doch seltsam, dass die Witzeleien, egal auf welcher Führungsebene man rumsteht, immer gleich durchschnittlich sind. Selbst der Chef witzelt matt im Aufzug, und das wird dann von allen als besondere Gabe und Wunder interpretiert, so als könnte der Papst auch noch gut Mützen häkeln.
Das ist wohl der Nachteil daran, in einem friedlichen, freien Land zu leben – es gibt Unmengen aufgewärmt Gewitzeltes. Wäre es da nicht erfrischend, auf das hundertfach Gehörte zu antworten: „Ach, du glaubst, du möchtest das nicht wissen? Und wann weißt du es mit Gewissheit? Und warum eigentlich, wenn ich mir schon die Mühe mache, dir etwas zu erzählen? Komm schon, es tut doch nicht weh, es ist doch nur ein bisschen harmloser Klatsch. Oder ist deine Hirnfestplatte schon fast voll und du hast Angst, sie könnte jeden Moment überlaufen? Wie machst du das dann mit den ganzen Sinneseindrücken, die sich nicht so einfach verbieten lassen wie meine kleine Geschichte, hä?“
Das alles im Brustton ehrlicher Verwunderung vorgetragen, das wäre doch irgendwie schon fast wieder, genau, witzig.
Text: max-scharnigg - Illustration: Katharina Bitzl