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Whatsapp-Interview: Die Orsons und Ronja von Rönne Teil 1
Wie kommunizieren wir denn im normalen Leben meistens? Eben! Also mal ein Experiment: Wir verlegen ein Interview in eine Smartphone-Chatgruppe. Eine Woche lang in den Hosentaschen unserer Gesprächspartner – auf Tour, im Studio, bei der Oma, beim Feiern, im Bett. Geantwortet wird, wenn's eben gerade geht und man Lust hat. Unabhängig von Ort oder Uhrzeit. Und manchmal auch unabhängig von den Fragen.
Wenn Maeckes nicht mit den Orsons rappt, ist er oft mit Gitarrensongs unterwegs. Und dann etwas gefühliger.
Samstag, 24. Januar 2016
09:20:34: JETZT: Guten Tag. Sollen wir loslegen?
09:31:04: Bartek:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
09:31:24: Bartek:
Kaas und seine Homies sagen: ja.
09:32:17: Ronja:
Von mir aus: los.
09:32:54: Ronja:
Hallo Maeckes, Tua, Kaas und Bartek.
09:43:58: Bartek:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
09:44:26: Bartek:
Kaas und ich, Bartek, fahren jetzt zu 1Live in Köln
09:44:32: Bartek:
Servus!
10:23:30: Ronja:
Und ich nach Hannover zu meiner Oma! #jetset
10:29:30: JETZT: Wie erklärst du der Oma, was wir hier machen, wenn dein Handy jetzt dauernd piept?
10:30:29: Ronja:
"Sorry ist Job, ich schreib mein Buch am Handy"
11:04:38: JETZT: Und ihr Orsons macht Arbeitsteilung? Oder Solopfade?
12:00:03: Tua:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
12:01:13: Tua:
Gerade sind die Jungs solo unterwegs. Grundsätzlich machen wir aber Arbeitsteilung.
12:04:07: Tua:
Jeder mischt zwar überall mit (Songs schreiben wir alle), aber generell ist Maeckes der, der den Daumen auf dem visuellen Konzept hat. Ich (Tua) produziere die Songs zu Ende. Bartek ist der Live-Auftritts-Minister und... Kaas.
12:05:01: Bartek:
Ich wäre gerne Beyoncé.
12:06:23: JETZT: Woran fehlt's dafür noch?
12:06:46: Tua:
An Jay Z.
14:42:57: Kaas:
Ey yo, Ronja Alter?😼
14:52:10: Ronja:
(Ich bin so nervös. Die sagen "alter". Das schüchtert mich ein)
14:53:23: JETZT: Die haben bestimmt mehr Angst vor dir als du vor ihnen!
14:53:39: JETZT: Das Thema unseres ersten Schwerpunkts ist ja "Reset": Neustart, Knopf drücken, Dinge auf null setzen – so Kram. Gemütliche Frage Ende Januar also: Was ist von den Neujahrsvorsätzen noch übrig?
14:59:53: Ronja:
Ich hatte mir vorgenommen, beim Datum ab sofort „2016“ hinzuschreiben. Und nicht ein halbes Jahr ein durchgestrichenes 2015. Bisher klappt es gut, weil ich alles, wo man Daten drauf schreiben muss, schlicht vermeide (Steuern, Rechnungen, Liebesbriefe).
15:01:55: JETZT: Du schreibst das Datum auf Liebesbriefe?!
15:02:04: Ronja:
Ansonsten habe ich noch eine große Liste mit Vorsätzen geschrieben und mir vorgenommen, sie niemandem zu zeigen (check).
15:04:09: Ronja:
Natürlich! Ich stell mir immer vor, wie man die mit 90 wieder liest. Und dann denkt man sich „Wahnsinn, 2016 – da waren die Handys noch ohne Hologrammfunktion und die Leute dachten, man könne Probleme durch Hashtags lösen. Diese Nostalgie darf man sich nicht durch nachlässiges datieren nehmen.
15:10:09: JETZT: Stark!
15:20:40: Tua:
Apropos Reset:
15:21:16: Tua:
Meine Freundin hat heute 'nen Hexenschuss und der kassenärztliche Notdienst is' auch eher so Reset.
15:22:35: Tua:
Außerdem hat mir grade einer meiner besten Freunde geschrieben. Der wurde direkt aus dem Knast abgeschoben. Er is "jetzt in Istanbul und chillt sein Leben".
15:22:54: Tua:
Ich bin also voll im Thema
15:22:58: Tua:
Voll drin
15:23:22: Tua:
Bis zum Hals im Reset
15:25:40: Tua:
Eyo, Ronja Alter.
15:26:02: Tua:
Bist du in dem Wanda Video eigentlich?
15:26:07: Tua:
Wir sind ja große Fans!
15:27:35: Ronja:
Bin ich. Sind aber nicht meine beine.
15:27:53: Tua:
Wie jetz
15:27:56: Tua:
?
15:31:28: Ronja:
Am Ende sind so Beine. Wie beim Mensch. Aber nicht meine. Also nicht wie beim Mensch.
15:31:43: Tua:
Hahaha
15:31:54: Tua:
Aber was ist mit deinen Beinen passiert?
15:32:01: Tua:
Warum waren es nicht deine Beine?
15:32:10: Tua:
Die Frage drängt sich auf.
15:32:31: Tua:
Eyo, Beine Alter!
15:32:47: Ronja:
Die Beine sind Computer-Beine.
15:33:24: Ronja:
Weil alles knapp war und Wien damals 40 Grad hatte, als wir gedreht haben. Und ich nicht wollte, dass meine Beine ins Fernsehen kommen.
15:34:09: Tua:
Wir haben mal in Wien gedreht und da war’s genau andersrum: Es war so kalt, dass wir weinen mussten.
15:34:39: Ronja:
Mein Bruder sitzt neben mir und sagt, ihr macht intelligenten Unterschichtenrap.
15:35:10: Tua:
Naja, es ist halt weder besonders intelligent, noch besonders Unterschicht.
15:35:28: Ronja:
Welches Lied soll ich hören als erstes?
15:36:33: Tua:
Hmm. Ich bin der falsche Ansprechpartner, da ich unsere Sachen meistens kacke finde.
15:36:38: Tua:
Was meint denn ein Kaas?
15:37:57: JETZT: Der Wanda-Sänger taucht am Ende Kopf voran zwischen diese Beine. Ungefähr da hat auch der Letzte, der sensibel ist für dieses Thema, „Sexismus“ gerufen. Muss man das noch mal diskutieren? Braucht es noch mal eine Verteidigungsrede für die Band oder ist das Thema durch?
15:39:04: Tua:
Wir haben „Horst&Monika“ und „Schwung in die Kiste“ gemacht. Wir sind sowieso furchtbare Menschen.
15:39:23: Tua:
Mensch_Innen
15:41:06: Ronja:
Bei dem Thema bin ich raus. Renne. Schnell. Ganz fix.
15:41:21: Tua:
Fix_Innen
15:42:33: Ronja:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
15:43:31: Tua:
Ich wollte gestern am Flughafen einer Dame um die 40 ihren schweren Koffer aufs Band lupfen. Sie hat das, glaub ich, als eine Art Angriff empfunden und es mit einem halben Bodycheck quittiert. Daraufhin hat sie es aber dann nur unter größter Mühe geschafft, ihren Koffer zu bewegen.
Das hat mir ein gewisses Unverständnis_innen abgerungen.
15:44:00: Tua:
Aber egal weisch.
15:44:21: Tua:
Eyo Ronja, wie weit bisch mit deinem neuen Buch?
15:46:53: Ronja:
Buch durch, bald im Druck.
15:49:18: JETZT: Wie lang hast du dran gearbeitet?
15:50:19: Ronja:
Ich hatte ein Jahr Zeit. In dem einen Jahr hab’ ich ungefähr acht Monate mit Panik verbracht und hatte nichts, und dann so ziemlich alles zwei Monate vor Deadline gemacht.
15:50:33: Ronja:
War Hölle.
15:52:11: Tua:
Zweifelst du viel?
15:52:32: Tua:
(Ich zweifle derzeit quasi ausschließlich)
15:54:48: Tua:
Und wie entscheidest du, ob du das, was du tust, für gut befindest?
15:56:05: Ronja:
Ja. Zweifel gehören sich ja auch. Ist ja eigentlich eine völlig vermessene Idee, 200 Seiten vollzuschreiben und dann zu erwarten, dass Leute Geld bezahlen, um das zu lesen. Und ich entscheide meistens nicht, ob was gut ist, sondern schreibe so nah an der Deadline, dass ich mir keine Selbstzweifel mehr leisten kann.
15:56:48: Ronja:
Zweifeln ist auch okay. Aber verzweifeln ist unangenehm.
15:57:27: Ronja:
http://sudelheft.blogspot.de/2016/01/so-ist-schreiben.html?m=1
15:57:42: Ronja:
Da hab’ ich mal aufgeschrieben, wie Schreiben für mich ist.
15:59:55: JETZT: Spoiler für alle, die es nicht ganz lesen wollen (wobei es ein guter Text ist): "Für mich ist Schreiben eher wie eine schlechte Party mit einer miserablen Auswahl an Gästen."
16:01:30: JETZT: Ein Produzent, der "quasi ausschließlich" zweifelt, klingt nach einem Problem für eine Band.
16:01:52: JETZT: Woran zweifelt ihr am meisten?
16:02:48: Bartek:
Ob das hier das echte Leben ist.
16:03:10: Tua:
Eieiei.
16:03:56: Tua:
Also jedenfalls sind Die Orsons ja sowohl eine Band, als auch jeder für sich Solokünstler. Der Unterschied ist kolossal.
16:04:26: JETZT: Beim Zweifeln?
16:04:27: Tua:
Mit vier Köchen kocht es sich völlig anders.
16:05:46: Kaas:
Hier schickt Kaas eine Audionachricht – offenbar von einer Autobahnraststätte:
Kaas – gerappt: "Fünf! Auf fünf reimt sich nur fünf. Weiter zur Sechs – genau da war mein Albuuuuuum. Seitdem bin ich ein neuer Mensch mit neuer Haltuuuuung.
Und dann normal weitergesprochen: Bartek, ähm, wir haben echt jetzt nur zwei Minuten Pause, gell. Alter, du must dich beeilen. Geh schnell Burger King, Alter. Wir gehen kurz aufs Klo, Alter, dann schnell Burger King dann müssen wir weiter, okay!"
Bartek: "Is this real life?!"
16:06:43: Tua:
Als Band sind die Meinungsverschiedenheiten das Äquivalent zum Zweifeln als Solokünstler.
16:07:36: Tua:
Und nach diesem Satz muss ich kurz meine Brille hochschieben.
16:07:42: Tua:
Und nochmal nen Tee aufsetzen.
16:11:56: Kaas:
Hey Leute, sorry... Ich bin am Autofahren bis um 17 Uhr.
16:12:07: Kaas:
Grad machen wir Pause.
16:12:41: Tua:
Geil. Da dachtet ihr: Komm wir schicken doch direkt mal eine völlig wirre Audionachricht.
16:12:44: Kaas:
Ich liebe die schlechte Party mit doofen Gästen.
16:13:16: Tua:
Ja, nur dass du die doofen Gäste bist.
16:13:19: Kaas:
Deswegen geh ich immer wieder hin.
16:14:55: Kaas:
Lieder, die du dir anhören kannst, sind:
16:15:09: Kaas:
SalamiFunghiZwiebelPartypizza
16:15:19: Kaas:
Lass uns chillen
16:15:27: Kaas:
Feuerrot
16:18:15: Kaas:
Also, wir fahren dann mal weiter.
16:18:34: Kaas:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
16:19:18: JETZT: Tut langsam! Das Fernsehen meldet Blitzeis im Westen.
16:19:44: Kaas:
Weil wir so cool sind weeeeeisch😜
16:23:03: Tua:
Eyo, Maeckes Alter.
16:23:06: Tua:
Wo bisch?
16:23:19: Tua:
Eyo, Ronja Alter, was machst du heute noch?
16:28:08: Ronja:
Ich bin mit der Familie. Ich sage zu Zweijährigen "tatüütaata" (aber ich bin es ja gewohnt, an dem zu zweifeln, was ich so von mir gebe)
16:30:37: Maeckes:
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
16:43:25: JETZT: Ist das schon bei Hannover?
16:46:22: Ronja:
Das war Wolfsburg.
16:52:24: JETZT: Vorhin untergegangen: Was hat der Freund, der abgeschoben wurde, eigentlich gemacht?
17:10:47: Tua:
Er hat sich eine große Liste mit Straftaten geschrieben und sich vorgenommen, sie niemandem zu zeigen (check).
17:11:14: Tua:
Will sagen: Das sprengt den Rahmen.
17:11:27: Tua:
Aber jedenfalls Reset und so, weiiisch?
17:18:13: JETZT: Verstehe. Was war denn bei euch der prägendste Reset bislang?
17:28:57: Tua:
Papa werden. Das war zwar nicht so ein schlagartiger Reset wie manch andere Situation in meinem Leben, sondern ein Prozess. Aber dafür sehr gründlich und nachhaltig.
17:29:39: Ronja:
Shitstorm.
17:30:00: Ronja:
Und einmal wurde ich beinahe erschossen. In den USA.
17:40:15: Maeckes:
Bin nun auch da. ✌ Hallo Ronja. Hallo JETZT. Hallo O's. Ich hab mal meine Wohnung aufgegeben, all mein Zeug verkauft und bin nach Wien gezogen, ohne zu wissen, was ich dort tun soll. Ein Reset im klassischen Sinne.
17:41:05: Maeckes:
Wann wurdest Du wie wo beinahe erschossen?! What's?!?
17:43:42: Ronja:
Mein Gastvater dort ist durchgedreht. Als erstes hat er den Fernseher erschossen, weil ihm das Programm nicht mehr gefallen hat. Dann rumgeballert.
17:43:55: Ronja:
Was hast du dann in Wien gemacht?
17:45:13: Maeckes:
Jede Fernbedienung sollte eine Pistole sein.
17:45:26: Maeckes:
Und jede Pistole eine Fernbedienung.
17:47:48: Maeckes:
Ich hab’ bei einem Kumpel drei Wochen auf einer Luftmatratze gewohnt, mir dann ein Zimmer gesucht und da dann gesessen.
17:52:17: Maeckes:
Dann meine bisherige Musikmacherei runtergebrochen auf Gitarrespielen (was ich nicht besonders gut konnte) und Singen (was ich überhaupt nicht konnte) und bin dann mit den ersten Liedern irgendwo aufgetreten (was ich wirklich herausragend gut konnte).
17:53:28: Maeckes:
Die Lieder waren ganz traurig – die Menschen haben nur gelacht. Alles war Perfekt.
17:54:44: Ronja:
Klingt charmant.
17:55:05: Maeckes:
Viel wichtiger: Wie ist die Schießerei ausgegangen?
17:55:57: Ronja:
Ich bin gestorben.
17:56:12: Tua:
(Applaus)