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Hashtag: Bin kein Märtyrer!

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Auf dem ersten Foto guckt der 16-jährige Mohammad Chaar noch lässig in die Kamera: Roter Hoodie, dunkle Kastenbrille. Der Kopf des Freundes, der das Handy für das Selfie hält, ist im Vordergrund. Auf dem nächsten Foto, kurz danach geschossen, sieht man nur noch die Rückseite von Mohammad. Er liegt verkrümmt auf dem Bauch. Eine Blutlache verfärbt den Gehweg, im Hintergrund steigt Rauch in die Luft. Es ist der 27. Dezember 2013, der Tag, an dem eine Autobombe in Beirut Mohammad Chaar und acht weitere Menschen in den Tod reißt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Allein im vergangenen Sommer wurden im Libanon mindestens 60 Menschen durch Attentate getötet. Wer welches davon geplant hat, ist unübersichtlich: Oft sind es sunnitische Extremisten, die sich gegen die Hisbollah wenden. Die sitzt zwar im libanesischen Parlament, ihre Milizen werden aber unter anderem von der EU als Terrororganisation eingestuft. Die Hisbollah unterstützt auch den syrischen Diktator Baschar al-Assad in seinem Kampf gegen die Rebellen, was viele Libanesen verurteilen. Im Fall des 16-jährigen Mohammad Chaar ging der Anschlag allerdings wohl eher von der Hisbollah selbst aus - mit ihm gemeinsam wurde der ehemalige sunnitische Finanzminister Mohammed Schatah getötet.

Zivilisten, die bei Anschlägen wie dem vom 27. Dezember ums Leben kommen, werden von der Polizei und Aktivisten als "Märtyrer" bezeichnet. Das soll den Eindruck erwecken, diese Menschen seien im Kampf für eine bessere Gesellschaft gestorben.

Die Freunde des 16-jährigen Mohammad Chaar sehen das anders: Wenn ein Menschen grundlos gewaltsam zu Tode kommt, ist das kein Fall von Märtyrertum. Es ist einfach nur traurig, sinnlos und zum Verzweifeln. So denken viele junge Libanesen. Und schnell entstand auf Facebook die Seite "I am NOT a martyr", die dazu aufruft, unter dem Hashtag #notamartyr zu posten, was man sich für die Zukunft ihres Landes erhofft. Die Wünsche werden dabei auf ein Stück Papier geschrieben, das man als Selfies abfotografiert - in Gedenken an das letzte Bild des lebenden Mohammad Chaar.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die Seite hat mittlerweile mehr als 7000 Fans, hunderte junge Libanesen kamen der Aufforderung nach. Auf den fotografierten Zetteln stehen Sätze wie "I want us to learn from our past generations mistakes #notamartyr", "I don't want to hear thunder or fireworks and mistake them for bombs #notamartyr" oder "I want to stop fearing this sudden death #notamartyr". Auch im Ausland lebende Libanesen posten unter dem Hashtag. Sie wünschen sich, endlich wieder in ihre Heimat kommen zu dürfen. Sie machen oft Fotos von ihren kleinen Kindern, denen sie ein Leben im Gefahrengebiet nicht zumuten wollen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Aber auch eine andere Botschaft lässt sich aus den Selfies lesen: Viele der jungen Menschen wollen aufhören, sich dafür schämen oder rechtfertigen zu müssen, aus dem Libanon zu kommen. Sie hoffen, dass die Regierung ihnen hilft, ihre Heimat wieder sicher zu machen. Oder, wie der Post einer jungen Frau es auf den Punkt bringt: "I want lebanese decision-makers to be moved by this campaign."

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Text: charlotte-haunhorst - Screenshot: Twitter @TamimDana / Facebook

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