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Adieu #hashtag, bonjour #motdièse!

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In Frankreich sagt man nicht „Computer“, „Smartphone“ oder „SMS“, sondern „ordinateur“, „téléphone intelligent“ und „texto“. Der neueste Coup: Ab jetzt müssen die Franzosen nicht mehr den hässlichen Anglizismus „le hashtag“ verwenden. Die französische Regierung hat am Mittwoch mitgeteilt, dass endlich ein französisches Synonym gefunden ist: „mot-dièse“. Der zusammengesetzte Begriff aus mot (französisch für Wort) und dièse (Rautezeichen) soll in das „Vocabulaire des télécom et de l'informatique“ aufgenommen werden.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Das Festhalten an einer französischen Übersetzung für diesen gängigen Begriff verdeutlicht mal wieder die innige Liebe der Franzosen zu ihrer Sprache. Zugegeben, „mot-dièse“ klingt schon sinnlicher als „le hashtag“. Trotzdem ist es etwas albern, darüber sind sich die Twitter-Nutzer einig. Dort wird seit Mittwoch unter dem Hashtag (!) „#motdièse" gespottet – und zwar vor allem von den Franzosen selbst.  

Viele twittern, dass sie lieber beim alten Begriff bleiben und dass sie es lächerlich finden, das Wort zu übersetzen. „Wer auf diese Idee gekommen ist, muss ein Clown sein“, schrieb der Twitter-Nutzer @ChristopheGen. Mehrere, darunter die Userin @nadeshiko619, vergleichen es mit dem Wort „courriel“ für E-Mail, das auch keiner verwendet, oder mit „téléphone intelligent“ für Smartphone. Die Franzosen scheinen das englische Wort „Hashtag“ sogar liebgewonnen zu haben: „C'est mooooort“ (dt.: er ist tot), schrieb die Userin @Lucile_WE und postete ein Foto von einem Zeitungsartikel über das Ende des Hashtags. Andere weisen darauf hin, dass das gekoppelte „mot-dièse“ nicht einmal als Hashtag funktioniert. Außerdem, so ‏@ebeauchamps, hat der Begriff sogar noch einen Buchstaben mehr als „hashtag“.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

 

Nur wenige sind begeistert von dem französischen Synonym: „mot-dièse“ sei zwar ein hässlicher Begriff, aber es sei trotzdem gut, schrieb @MaximeNegremont: „Lasst uns der englischen Sprache eine lange Nase drehen!“ @Jo_Dms twitterte: "Ich mag #motdièse ganz gern. Warum muss man sich immer bemühen, alles auf Englisch zu übersetzen, um angesagt zu sein?" In dem Fall wäre es allerdings keine zwanghafte Übersetzung ins Englische, sondern nur ein Belassen beim Englischen. Zwanghaft scheint mehr das Bestehen auf ein französisches Äquivalent.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Auf Twitter wird das Prinzip gleich auf andere Wörter angewendet. Statt „troll“ könnte man doch „diablotin“ (französisch für Satansbraten) sagen, schlägt @Romain_Pigenel vor. „Mastertroll“ wäre dann „maître diablotin“. Der User @charming_maniac twitterte: „demnächst nennen die Franzosen Twitter dann gazouillement (dt.: Gezwitscher, Anm. d. Red.) und Facebook heißt livre de visage (dt.: Gesichtsbuch, Anm. d. Red.).“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Einige nutzen die Gelegenheit, um über eine deutsche Übersetzung nachzudenken. „Rautenschlagwort“ ist inzwischen ein eigener Hashtag. Der User @berlitz_de regt an, doch „Rautenstichwort“ oder „Kreuzchenschlagwort“ zu sagen und @charming_maniac hat einen, wenn auch etwas umständlichen Vorschlag: „Schlagwort mit Kästchen davor, wo man TicTacToe drauf spielen kann“.  

Der User @laurentjavault geht noch einen Schritt weiter und erinnert an das Paar, das 2012 seine Tochter „Hashtag“ genannt hat: „Jetzt könnten sie es mot-dièse taufen.“ Gut, „die kleine Mot-Dièse“ klingt wirklich besser als „die kleine Hashtag“.

Text: kathrin-hollmer - Foto: vi-pham, Screenshots: Twitter

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