Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Zelten in Berlin-Mitte - jetzt.de veröffentlicht Geheimdokumente

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

"Endstation Tentstation“ Script zum Polylux-Beitrag über Tentstation Tita: Anmod schreibt sie selber, im Stil wie Berlin für Anfänger (Zur Erinnerung und für Titas durchsichtige Mod-Karten: „Auf dem Weg in die Hauptstadt? Und sei es nur für ein Wochenende? Vorsicht! Hier herrschen eigene Gesetze. Die Berliner sind militant und unberechenbar. POLYLUX gibt einen Leitfaden für alle, die überleben wollen.“) endet auf: Carsten van Ryssen hat sich dort für uns einmal umgesehen ...
Beginn Beitrag

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Zwei Mädchen und zwei junge Herren um die Vierzig (Jessica Zeller, Sarah Oßwald sowie die beiden Architekten Petr Barth und Bernd Häußler), die auf allen Vieren auf einem unkrautbewachsenen Feld herumkrauchen. Sie versuchen ein Zelt aufzubauen. Das ist etwas kompliziert. Immer wieder fällt das Zelt zusammen. Die vier lachen.
Offstimme auf Musikbett zum Song „Zeltfest-Casanova“ von den Kastelruther Spatzn „Jessica, Sarah, Petr und Bernd haben einen Plan. Sie wollen Berlin die Camping-Kultur zurückbringen. Direkt im Herzen der Hauptstadt. Hier eröffnen die vier Wahlberliner im Mai die Tentstation. Schnitt. Das Zelt ist aufgebaut. Sarah streckt ihren Kopf raus. O-Ton Sarah, Bauchbinde nach 30 sec („Sarah, 26, bringt Berlin die Camping-Kultur zurück“): "Die Tentstation liegt im Grünen, sie ist ruhig und trotzdem zentral gelegen."
Schneller Schnitt. Petr streckt seinen Kopf aus dem Zelt: „Mal sehen, wie es dann am Ende aussieht. Wir sind gespannt.“
Schneller Schnitt. Sarah streckt ihren Kopf aus dem Zelt: "Ja, es läuft gut. Vor allem zur WM, aber auch zur Love Parade und zur Eröffnungsfeier haben sich schon viele angemeldet. Das ist recht international, viele Schweden, heute haben auch schon Brasilianer angefragt."

Bilder von dem künftigen Zeltplatz. Lange Schwenks, viele Details. Dazu hört man, wieder auf dem Musikbett zu „Zeltplatz-Casanova von den Kastelruther Spatzen: Offstimme:„Die Mitte-Camper suchen alte Möbel. Ihr Platz soll nicht so stylish wirken, eher rustikal. Eine Bar soll als Frühstücksausgabe und abends als Treffpunkt dienen. Doch mit normalen Campingplätzen hat das hier nichts zu tun. Es wird viel entspannter. Berlin eben. Schneller Schnitt. Sarah streckt ihren Kopf aus dem Zelt: "Wir sind eher der liebevolle Ort für Fußballgenießer und Camper. Wir machen all das, was uns an anderen Campingplätzen immer gefehlt hat."

Schnitt

Carsten steht auf dem Alex. Mikro in der Hand, lustiges Gesicht (wie immer halt) Carsten: „Endstation Tentstation. Wir wollen uns mal umhören, was die Berliner zu der Idee der Zeltstadt im Herzen Berlins sagen. Ist das eine Idee auch für unsere Politiker? Ein Wigwam für Wowi? Ein Campingwagen für die Kanzlerin? Schnitt. Carsten steuert (Gesicht noch immer lustig) auf eine etwa 80-jährige Frau zu, die er (sie hat einen Gehwagen und eine schwere Einkaufstasche) schnell einholt. Er steht neben ihr und spricht sie an (dabei, lustig, checkt die Frau nix) Carsten: „Zelte für Politiker? Ein Wigwam für Wowi? Ein Campingwagen für die Kanzlerin? Ist das die Lösung für unsere Finanzprobleme?“ Die alte Frau checkt nix (lustig) Alte Frau: „Ja, der Wowereit. Das mit der Schule in Neukölln also wirklich, das geht nich.“ Während die Frau spricht, wendet sich Carsten von ihr ab und grinst in die Kamera. Dann dreht er sich zu ihr. Carsten (gespielt empört) „Nee, das geht wirklich nicht.“ Alte Frau: „Der Wowereit sollte mal in so einem Dings äh ...“ Carsten: „Wigwam?“ Alte Frau: „Ja, da sollte der mal eine Woche leben, dann würd der nich ...
Schnitt
Carsten steht auf dem Alex. Mikro in der Hand, lustiges Gesicht (wie immer halt). Carsten: „Zelten in Mitte, ab Mai geht’s los. Und das Volk will’s auch.“ "Sicherheitsrisiko Campingplatz“ Script zum report-München-Beitrag über Tentstation

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Anmoderation Claudia Schick: „Berlin kommt nicht zur Ruhe. Nach den Unruhen rund um die Hauptschule in Berlin-Neukölln, steht die rot-rote Regierung in der Hauptstadt vor einem neuerlichen Problem: ein unerhörtes Sicherheitsloch klafft in der Hauptstadt, und zwar direkt in der Mitte. Tentstation heißt die Bedrohnung, die wenige Wochen vor der Fußball-WM niemand so recht wahrhaben will. Unser Reporter xxx über den rot-roten Hauptstadt-Sumpf.“ Man sieht: Idyllische Ruhe auf einem Campingplatz am Chiemsee. Ein älterer Herr mit grauem Schnauzbart sitzt auf einem weißen Plastikstuhl vor einem Campingbus. Man hört: „Für Horst Krumschick ist die Welt noch in Ordnung. Auf seiner Camping-Parzelle im oberbayerischen Prien am Chiemsee genießt der 67-Jährige seine Ruhe, bis er diese Meldung in der Zeitung liest: Krumschick:(liest aus einer Zeitung, die vor ihm auf dem weißen Plastik-Campingtisch liegt): „Aus der Weltstadt in die Zeltstadt. Gleich hinterm Hauptbahnhof sollen bald Camper ihr Glück finden: Jungunternehmer planen einen Platz für Rucksacktouristen.“ Man hört: „Es ist tatsächlich wahr: Mitten in der Hauptstadt soll ein Campingplatz entstehen.“ Krumschick: „Das ist ein Skandal. Camping mitten in Berlin. Das muss doch nicht sein.“ Schnitt Man sieht Bilder von dem zukünftigen Platz in Berlin-Mitte. Dazu aus dem Off: „Nicht nur Camper Horst Krumschick ist von den Berliner Plänen irritiert. Auch Bayerns Innenminister Günter Beckstein blickt voller Sorgen nach Berlin.“ Schnitt Günter Beckstein: „Die Bedrohung, die kurz vor einem Großereignis wie einer Weltmeisterschaft von einem ungesicherten Campingplatz ausgeht, kann gar nicht überschätzt werden. Wir haben die Berliner Senatsverwaltung wiederholt darauf hingewiesen – und auch Kollege Schäuble ist da mit mir einer Meinung.“ Schnitt Eingeblendet wird eine unscharfe Aufnahme eines DIN-A-4-Blattes mit den Briefkopf des Bundesinnenministers. Stimme aus dem Off: „Es stimmt: In einem internen Papier, das Report-München vorliegt, wies Bundesinnenminister Schäuble schon im Frühjahr seinen Berliner Kollegen auf die Gefahr eines Campingplatzes mitten in der Hauptstadt hin.“ Das Bild zoomt einen Teil des Papiers hervor. Es kommt ein Text zum Vorschein, der farbig markiert und vorgelesen wird: „... halten wir es für im höchsten Maße sicherheitsrelevant, mögliche Störer, so genannte Hooligans, nicht auch noch durch die Einrichtung günstiger Übernachtungsmöglichkeiten, so genannter Zeltplätze, in die Hauptstadt zu locken ...“ Schnitt Landschaftsbilder vom Chiemsee und vom vorgelagerten Campingplatz, auf dem auch Horst Krumschick eine Parzelle bewohnt. Dazu Off-Stimme: „Gerne hätten wir dazu einen Verantwortlichen aus der Berliner Senatsverwaltung gesprochen. Dort war man aber bis zum Redaktionsschluss zu keiner Stellungnahme bereit. Eine Tatsache, die nicht nur Camper Horst Krumschick in Rage versetzt.“ Schnitt Man sieht Horst Krumschick, der auf einem weißen Plastikstuhl vor seinem Campingbus sitzt und schimpft: „Die deutsche Leit-Campingkultur wird durch solche Aktionen massiv beschädigt. Junge Russen, Polen und andere Ausländer, die dort in der Stadt zelten, haben weder Anstand noch Camping-Erfahrung. Ich verstehe das nicht.“ Schnitt Abmoderation Claudia Schick: "Nicht nur Rentner wie Horst Krumschick sind ratlos. Deshalb fragen wir nach. Ich begrüße dazu im Studio Prof. Werner Weidenfeld von der Uni München ..."

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nach der Eröffnung hat auch RTL2 von der Sache Wind bekommem und dreht: “Kuscheln, Koma, Campingkocher“ – Script zur RTL2-Reportage über Tentstation Ein junger Mann mit riesigem, bunten Filzhut in Form eines Bierkrugs taumelt durch die Zeltreihen eines Campingplatzes. Auf ein silbernes Igluzelt erbricht er sich schließlich. Schnitt Ein braungebranntes Mädchen in Shorts kniet auf allen Vieren und sucht etwas in einem blauen Viermannzelt. Ihr Hintern ragt durch den Eingang nach draußen, die Kamera zoomt auf ihren deutlich sichtbaren Bikini-String Schnitt In einer großen Plastikwanne rührt ein krebsroter Brite, der offensichtlich bereits sehr betrunken ist, eine Mischung aus Sangria und Desinfektionsmittel an. Offstimme: Exzessive Partys auf dem Campingplatz – bislang sah man so was höchstens auf Rockfestivals und während des Oktoberfests. Doch nun lässt man sich auch in Berlin gehen: In der Tentstation, dem neuen Campingplatz mitten in der Stadt. Schnitt Das Bikinimädchen ist inzwischen aus dem Zelt herausgekommen und ruft in die Kamera, um den Lärm zu übertönen, den eine generatorbetriebene Musikanlage nebenan macht. Anja: Es ist total geil hier! Echt supernette Leute! Alle sind gut drauf, haben Bock auf Party und so! Ist echt geil! Offstimme: Anja und ihre Freundin Steffi aus Schwerin sind für ein langes Wochenende in die Hauptstadt gekommen. Ihr Plan: Feiern, flirten, Fete. Und in der Tentstation sind sie damit genau richtig. Die nächsten Minuten folgt die Kamera Anja und Steffi über den abendlichen und nächtlichen Campingplatz, beobachtet sie beim Konsumieren unzähliger alkoholischer Getränke und Jungszungen. Als beide mit zwei gebräunten Muskelshirt-Trägern in verschiedenen Zelten verschwinden, wird das Bild erst weichgezeichnet, dann auf schwarz geblendet. Offstimme: Doch was Steffi und Anja bei ihrer ausgelassenen Laune nicht bemerken: Die Sicherheitsstandards auf dem Campingplatz sind erschreckend niedrig. Schnitt Die Kamera streift auf Fußhöhe durch das Gras, kommt vor einem Hering, der eine Zeltschnur hält, zum Stehen. Offstimme: Hastig aufgestellte Zelte, unprofessionelle Aufspannweise und billiges Equipment sorgen dafür, dass auf dem Campingplatz niemand die Ferien völlig gefahrlos genießt. Schnitt Ein Mann Mitte 40 mit beiger Blousonjacke und Brille beäugt kritisch eine Zeltbefestigung. Die Bauchbinde verrät: Johann Schmalstift – Campingsicherheitsexperte. Mit dem Fuß macht er sich an dem Hering zu schaffen, gleichzeitig zieht er ruckartig an den Halteschnüren. Schmalstift: Hier kann man (schnauft schwer) hier kann man also sehen, dass das nicht richtig … uff, fest ist, sag ich mal jetzt mal so. Also eigentlich ist es lose, ja. Offstimmme: Doch lose Befestigungen sind nicht die einzigen Mängel, die Schmalstift feststellt. Es folgt eine Zeitrafferaufnahme, die Schmalstift von Makel zu Makel trippeln lässt: Er schaut in die Dixieklos und rümpft die Nase, zeigt auf offen stehende Zelteingangsreißverschlüsse, prüft die öffentlichen Steckdosen und schüttelt entsetzt den Kopf. Schmalstift: Das ist absolut nicht den Vorschriften entsprechend und nicht sicher hier. Wenn Sie mich jetzt also fragen würden, ob das hier skandalöse und gefährliche Zustände sind, müsste ich sagen: Ja. Sind es. Schnitt Mit einer verwackelten versteckten Kamera macht sich das RTL2-Team auf den Weg ins Campingplatzbüro. Eine Person mit verpixeltem Gesicht öffnet die Tür: Unkenntliche Person: „Sie schon wieder. Nein, ich habe es Ihnen schon mal erklärt, Sie dürfen NICHT umsonst übernachten, weil sie Campingsicherheitsexperte sind.“ Die unkenntliche Person schließt die Tür. Offstimme: Nachdem die Betreiber des Campingplatzes so unkooperativ und verantwortungslos auf unsere Hinweise reagieren, scheint es nur eine Frage der Zeit … bis nach der Feierstimmung der Kater folgt. Illustration dirk-schmidt, Texte: christoph-koch und

  • teilen
  • schließen