Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Wie man ein flippiges, alternatives Modelabel gründet.

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Bild: Kathrin Hörmann Falls es in deiner Stadt noch kein flippiges, alternatives Modelabel gibt, kannst du dir mit wenigen Handgriffen selber eines machen. 1. Nähe dir zunächst ein Umhängetasche aus einem ungewöhnlichen Material, zum Beispiel aus alten Öltonnen, alten LKW-Scheibenwischern, alten DDR-Fahnen oder alter Margarine. 2. Warte mit der ungewöhnlichen Tasche in einer Fußgängerzone, bis jemand an dich heranhüpft und vor Begeisterung über die Ungewöhnlichkeit der Tasche sehr aus sich heraus geht. Versprich der Person, ihr „ausnahmsweise“ auch so eine Tasche zu machen. Damit ist deine Initiationslegende abgeschlossen. 3. Miete in dem Viertel deiner Stadt, das gerade nicht so angesehen ist, ein kleines Ladengeschäft. 4. Nähe Tag und Nacht ungewöhnliche Taschen aus ungewöhnlichen Werkstoffen, jetzt zum Beispiel aus Armee-Badehosen, Lufthansasocken oder Wasserschläuchen und fertige nebenbei noch folgende Accessoires aus Filz: Armbänder, Pulswärmer, Gamaschen, Wadenwärmer und Stulpen. Filz ist sehr wichtig. 5. Denke dir einen unkonventionellen Namen für dein kleines Modelabel aus. Er muss auf jeden Fall aus zwei Teilen bestehen. (Achtung: MariaundJosef und MägdeundKnechte sind schon vergeben. Und die Messe für junge Mode heißt BreadandButter, wo es wiederum schon eine Halle gibt, die Milch&Honig heißt.) Immer gut machen sich dabei knackige Kombinationen. Entweder sakral-lasziv (etwa: Petrus&Pussy), gewaltätig-poetisch (KnochenundKnabenkraut), historisch-lokal (Steiermark-Marketender) oder aber einfach unthematisch (Graubrot+Greise). 6. Wenn du deinen Namen hast, drucke ihn sofort auf handelsübliche T-Shirts, in einer Schriftart, die aussieht, wie mit einer Schablone gemacht. Hänge solche T-Shirts an einem Kaktus ins Schaufenster oder klebe sie mit Tesa an die Scheibe. Am besten stellst du ins Schaufenster aber nur eine alten Fernseher mit gestörtem Bild. Obendrauf eines deiner Filzaccessoires, die 29 Euro kosten. 7. Jetzt haben die ersten Leute deinen Laden entdeckt und wollen etwas einkaufen. Du öffnest aber nur zu folgenden Zeiten: Di.-Mi. 13-17 Uhr, Donnerstag 17-19 Uhr, Freitag den ganzen Nachmittag. 8. Deine T-Shirts werden in den Clubs gesehen, deswegen hast du bald die Praktikantin des zweitbesten Stadtmagazins am Telefon, die total gerne darüber berichten würde, „wie ein kreatives kleines Modelabel so tickt!“. Du triffst dich mit ihr einen ganzen Milchkaffeemorgen lang. In dem Text wirst du mit den Worten zitiert: „Eigentlich wollte ich diese Sachen nur selber tragen. Aber ich wurde dauernd darauf angesprochen und meine Freunde bettelten so lange, bis ich ihnen auch eines machte.“ 9. Es ist Zeit für deine erste richtige Kollektion. Das ist ganz einfach. Variante 1: Du kaufst dir ein paar Secondhand-Klamotten und nähst überall einen Filzstreifen oder einer Plastikrose an. Variante 2: Du bügelst Bügelbildchen auf neutrale, weiße Basic-Klamotten. Flippig wirken dabei Heilige auf der Unterhose und kitschige Märchenfiguren auf T-Shirts, Mützen und Röcken. 10. Irgendjemand mit dem du mal geschlafen hast, baut dir jetzt eine Homepage. Wichtig ist dabei das sehr verrückte Flash-Intro und die gut versteckte Möglichkeit deine Modestücke auch online zu bestellen. Diesen Verkaufsbereich musst du „Kramladen“ „Kommerzecke“ oder „Warenlager“ nennen. Bei guten flippigen Modelabels zeichnet er sich dadurch aus, dass alle Teile bis auf das weiße Basic-Shirt ausverkauft sind.

  • teilen
  • schließen