4. Die kleinen Unterschiede
Basisdemokratie ist wie oben bereits dargestellt nicht nur ein romantisches Kommunardenrelikt. In der praktischen Umsetzung erfordert sie eine knallharte Auseinandersetzung mit den Bürokratieblüten deutscher Amtsstuben. Das einfachste Mittel für einen Meinungsaustausch ist der „Informationsstand“. Will man einen CD-Player mitnehmen, um auf sich aufmerksam zu machen, ist dies bereits eine „öffentliche Meinungskundgebung“ und eben kein "Infostand" mehr. Dann muss die Aktion bereits drei Monate vor dem Termin angemeldet werden und kostet mehr. Also nichts mit Spontanität. Auch muss man die Zuständigkeit der einzelnen Ämter beachten. Will man etwa eine Mahnwache machen (muss übrigens auch drei Monate vorher angemeldet werden) und findet diese zum Beispiel auf einer Grünfläche statt, ist für die Genehmigung das Gartenbauamt zuständig. Ist alles genehmigt, muss am Tag der Aktion, bevor alles los geht, noch die Polizei ihr OK geben.
5. Ärger mit den Alten
Es gibt durchaus bestehende Strukturen, die der politischen Teilhabe der Bürger gedacht sind. Zum Beispiel die Bezirksausschüsse, die als eine Art Bürgerparlament fungieren und ein Vorschlagsrecht gegenüber den Gemeinden haben. Jeder Anwohner darf dort seine Anliegen vertreten, theoretisch jedenfalls. Unglücklicherweise werden diese Gremien jedoch meist von Parteienvertretern besetzt. Als Außenstehender ist es nicht gerade einfach, dort einen Fuß in die Tür zu bekommen - oft wird man eher als Störfaktor der Hinterzimmerpolitik wahrgenommen. Wegen seines Vorschlagrechts kommt man jedoch nicht um den Bezirksausschuss herum, wenn man etwas bewirken will, und sollte aufpassen, dass sich die Fronten nicht verhärten.
6. Aufwand=Ertrag?
Die Zeit, die man für das Gründen und Leiten einer Bürgerinitiative aufwenden muss, ist enorm. Vor allem, wenn man nebenher auch noch einen Vollzeitjob oder ein Studium zu schultern hat. Das fängt bereits bei der Suche nach den nötigen Formularen an. Desweiteren ist es leider Tatsache, dass politische Beteiligung in Deutschland nicht umsonst ist. Für den Verwaltungsaufwand für einen Informationstisch berechnen die Ämter fünf Euro. Für die Mahnwache oder die öffentliche Meinungskundgebung sind es bereits 20 Euro. Hinzu kommen auch noch die nicht unerheblichen Druck- und Kopierkosten. Ein weiterer Grund, um sich Verbündete zu schaffen. Wie oben bereits erwähnt, ist der Einsatz aber selten ohne Erfolg.
Die Bürgerinitiative Gärtnerplatz so lassen trifft sich das nächste Mal am Samstag, 6. Mai, um 16 Uhr in der Sendlinger Straße 50 in der Praxiss Fassbinder.
Fotos: gaertnerlatz-so-lassen.de
Illu: dirk-schmidt