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Wie du gut durch die Leipziger Buchmesse kommst.
Kathrin Hörmann Vom 17. bis 20. März findet in Leipzig die Buchmesse statt. Nur: Was tun die Besucher da überhaupt den ganzen Tag? Neun Anregungen. 1.Sich mal wieder eine Überdosis Kekse geben. Eine Messe ist eine Messe ist eine Messe. Auch wenn sich bei dieser hier alles um Bücher dreht – vor allem geht es wie bei allen Messen um Kontakte, Geschäfte und Werbung. Und auch 2005 scheinen Kekse noch immer der bestfunktionierende Köder zu sein - berechenbare Welt. 2.Wahnsinnige Leselisten für die kommenden Monate anlegen. Großer Fehler: Beim Schlendern über die Messe jedes spannend wirkende Buch, jeden klug aussehenden Autor und jeden noch so kleinen, irre sympathischen Verlag notieren. Die Liste wird doch wieder nur an der Pinwand hängen und ein schlechtes Gewissen machen. 3.Über empfindsame, hübsche Nachwuchsautorinnen diskutieren. Wieder einmal wird die Hoffnung der deutschen Literatur entdeckt werden, wieder einmal wird die Aufregung in den Feuilletons groß und es wieder einmal ein Buch sein, in dem Menschen namens Lale viel rauchen, nichts sagen und dann in den Sonnenuntergang starren. Kennt in einem Jahr keiner mehr. 4.Autogrammjägern ausweichen. Und denen, die sie jagen. Warum die Massen sich ausgerechnet um die dumpfsten, dafür aber lautesten Autoren sammeln, ist zwar unergründlich. Bunte Menschentrauben sind aber ein hervorragendes Frühwarnsystem für Orte, die es zu meiden gilt: Dort, wo sich die aufgeregten und seltsam gekleideten Menschen tummeln, spricht mit hoher Wahrscheinlichkeit die Reinkarnation des Mittelalters, Peter Hahne, zum Thema „Gott und die Welt“ oder der seichte TV-Beichtvater Jürgen Fliege über „Moralpredigt oder Revolution“ . 5.Bücher klauen. Stopp, Halt! Das ist keine Aufforderung. Eher eine realistische Einschätzung. Denn erstens klagen die Aussteller jährlich über die überhand nehmende Langfingerei – und zweitens: Es gehört schon eine gute Portion Blauäugigkeit dazu zu glauben, die Besucher würden sich einen Tag lang durch die übervollen, warmen Hallen drängen, nur um Bücher anzusehen. Gute Menschen allerdings klauen keine Bücher, schon gar nicht bei Kleinstverlagen. 6.Obskure Buchverlage entdecken. Im durchschnittlichen deutschen Buchladen liegen im Groben dieselben Bücher von den immer selben Verlagen. All die Verlage der zweiten Reihe, die in den Buchläden meist gar nicht ins Regal kommen, sind auf der Buchmesse zu finden – da bleiben dann doch Fragen offen: Wer kauft eigentlich die Bücher der ganzen Militärbuchverlage - und wo? 7.In „der Ilse“ den Tag beenden. Den ganze Tag lang schieben sich Menschenmassen durch die Hallen der Leipziger Messe, Journalisten stehen herum und warten, dass endlich die neuen Christoph Heins und Christa Wolfs auftauchen, am liebsten also die empfindsame, hübsche Franziska Gerstenberg. Es sind viel zu viele Menschen überall, viel zu viele Bücher. Und viel zu wenig Spaß. Den allerdings gibt es abends in Ilses Erika, wo Literatur mit Jürgen Noltensmeier, Wiglaf Droste und Turbo Prop die Übel des Tages vergessen machen. 8.Mal wieder darüber nachdenken, nach Leipzig zu ziehen um am Deutschen Literaturinstitut Leipzig zu studieren. Denn spätestens am zweiten Tag denkt der mittelmäßig begabte Messebesucher ob der Unmengen an seltsamen, mittelmäßigen und überflüssigen Büchern: Das kann ich auch. Wenn das Gefühl zu stark wird, kann man sich ja mal zum Deutschen Literaturinstitut Leipzig begeben, um den noch namenlosen Nachwuchs aus seiner Anthologie „Tippgemeinschaft“ lesen zu sehen. Das beruhigt, so und so: Auch hier wird nur mit Wasser gekocht. Dafür ziemlich heiß. 9.Die Ruhe bewahren. Früher, ehe sie sich noch nicht als koksende, mit weißen Mäuschen umgebene Dandys gefielen, waren Schriftsteller die schnäuzbärtigen, pfeiferauchenden Nerds der Gesellschaft. Einer dieser Autoren vom alten Schlage ist Christoph Hein, der alles richtig machte, und sich im letzten Jahr so gar nicht vom aufgeregten Bohai der Buchmesse beeindrucken ließ. Er zog seine unbegürtelte Hose auf Hochwasserhöhe, stakste zur Medialounge und sprach mit dem Radiomodertor, wie es Schriftsteller seit jeher taten: In langen, wahnsinnig ausufernden, komma- und geistreichen Sätzen. Auch auf Messen gibt es schöne Momente.