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So organisierst du (k)ein Festival

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Illustration: dirk-schmidt Sonnenbrand, Tinitus und Matsch an den Füßen: Auf Festivals gehen macht großen Spaß. Ein Festival zu organisieren noch größeren. Wenn du dich dabei an folgende Punkte hältst, solltest du allerdings nicht mit zu großem Erfolg rechnen. 1. Schritt: 17. August 2005 Das Line-Up. Eine super Gelegenheit, endlich mal wieder die eigenen Lieblingsband spielen zu sehen. Das ist wie eine Einkaufsliste schreiben. Und sicherheitshalber schon mal an Eddie@pearljam.com schreiben, wann's losgeht und wie geil das alles wird. Der Headliner muss schließlich erst mal klar sein. 2. Schritt: 23. August 2005 Ach ja, der Name. Irgendwas mit Sonne und so. Die scheint ja eigentlich immer bei Festivals. "Sonnenklar", das wär’s doch. 3. Schritt: 01. September 2005 Tja, wo macht man’s am besten? Großvater hat da noch so eine Laube am Stadtrand. Da hängen wohl gut 1000qm dran. Die Laube könnte man gleich als Organisationsbüro benutzen. Werde mal Onkel Holger fragen, ob man da nicht Internet hinlegen könnte. Der arbeitet ja im Telekomshop direkt am Markt. Gut, dass ich so viele Kontakte habe. 4. Schritt: 02. September 2005 Opa hat JA gesagt. Wie geil. Werde dann festivalguide.de gleich mal Bescheid sagen. Man kann ja nie früh genug mit der Werbung anfangen. Oh, der Termin. Pfingsten klingt gut, da haben alle frei und sind gut gelaunt. Ja, okay. Pfingsten also. 5. Schritt: 14. September 2005 Vielleicht auch schon mit dem Ticketvorverkauf anfangen? Mein Kumpel Maik (der am Wochenende auch endlich die Homepage gebastelt hat) meint, ich solle hinter Pearl Jam vielleicht noch „tbc“ schreiben. Ist ja wohl noch nicht 100% bestätigt. Hat er mal irgendwo gelesen, dass man das dann so macht. Werde gleich noch mal einen Reminder an Eddie schicken. 6. Schritt: 01. November 2005 Hmm. Noch nichts von Eddie gehört bis jetzt. Oder von den "Sporties" und Wir sind Helden. Die haben bestimmt viel zu tun in Moment. Aber Klaus und seine Band Desert Storm aus unserer Stadt haben gesagt, sie hätten Pfingsten 2006 Zeit. Sind ja auch recht bekannt hier. Die ziehen bestimmt ein paar Leute. Gestern die Finanzen durchkalkuliert: Pearl Jam hab ich jetzt mal großzügig auf 10 000 Euro geschätzt - sind fünf Leute auf der Bühne, dann kriegt jeder 2000 Euro. Bühne, Sound, Security, Werbung und Gagen - alles zusammen sollte so um die 50 000 Euro kosten. Bei 40 Euro Eintritt (kann man bei Pearl Jam schon machen) müssen nur 1250 Leute kommen. Wie geil. Das klappt doch locker. 7. Schritt: 01. Januar 2006 Vorsatz für's neue Jahr: Erstmal ohne Eddie und Co. planen. Die sind wohl gerade im Studio. Ach, mit neuer Platte macht's dann 2007 eh mehr Sinn. Rebels aus dem Nachbarort haben nun auch zugesagt. 8. Schritt: 01. Februar 2006 Leider noch keine Karten verkauft. Gehe nun mit dem Ticketpreis auf 30 Euro runter. Pearl Jam spielen ja schließlich auch nicht. Dafür haben Noise Pollution zugesagt. Die gehen mit meiner Schwester auf die selbe Schule. Freundschaftspreis: 1000 Euro. Nette Burschen. 9. Schritt: 01. März 2006 Das Ordnungsamt hat mir einen Brief geschrieben. Wusste gar nicht, dass ich die Stadt über mein Festival informieren muss. Die sind auch prinzipiell einverstanden. Haben mir nur ein paar Auflagen erteilt. 10. Schritt: 02. März 2006 Bin die Auflagen durchgegangen. Bin leider nicht bis Punkt 50 gekommen, weil bei Punkt 1 steht, dass ich eine Veranstaltung für das darauf folgende Jahr beim Ordnungsamt immer bis zum 30.09. anmelden müsste. Scheiße. Muss nun alles auf 2007 verschieben. Hab auch gleich Eddie geschrieben, dass er sich keine Sorgen machen muss und er sich Pfingsten 2007 schon mal dick ankreuzen soll. Nur Klaus und sein Desert Storm faseln was von "Ausfallentschädigung". Hätte wohl so im Vertrag gestanden. Hab ich mir noch gar nicht durchgelesen. Naja, Onkel Holger kennt den Papa von Klaus ganz gut. Die werden sich schon einigen. Außerdem können sie ja 2007 dann spielen. Geil wird das! Daniel "Kemper" Kempf (26) organisiert seit 1999 das Immergut-Festival und betreibt seit 2003 die Konzertagentur Mikrokultur.

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