- • Startseite
- • Handreichung
-
•
Am Ende einer langen Reise
Illustration: dirk-schmidt Praktikum in Australien, Erasmussemester in Barcelona, Austauschjahr in Japan – egal, wo du warst, dein Auslandsaufenthalt war garantiert toll. Jetzt ist er blöderweise vorbei und du musst zurück nach Hause. Die schlechte Nachricht: Heim kommen ist oft nicht viel einfacher als weg fahren. Die gute Nachricht: Kulturschocksyndrom, Kommunikationsstörungen und Familiendramen kann man souverän meistern. Hier erfährst du, wie. 1. Sofern es sich irgendwie vermeiden lässt, ziehe nicht wieder bei deinen Eltern ein. Niemand hat dich so vermisst, wie sie. Trotzdem werden sie dir jetzt mehr als alle anderen auf die Nerven gehen. Getrennte Wohnräume erleichtern den Gewöhnungsprozess. 2. Koffer auspacken, schnell. Herumstehendes Gepäck verhindert das Wohlbefinden im eigenen Zuhause nämlich massiv. Außerdem kannst du dann gleich deinen neuen Poncho aus Mexiko anziehen, um den Übergang sanfter zu gestalten. 3. Du dachtest, du würdest dich total auf deine ganzen Freunde freuen, stimmts? So kann man sich täuschen. Kaum zu Hause, fühlst du dich so fremd, dass du dir gar nicht mehr sicher bist, ob du hier jemals irgendwen gekannt hast. Da hilft nur eins: Leute trotzdem anrufen und sich das Gegenteil beweisen. 4. Was nicht bedeutet, dass du dein gesamtes Telefonbuch kontaktieren solltest. Nur deine wirklich besten Freunde werden dich nämlich jetzt ertragen können. Verschone den Rest, das ist die sicherste Methode, die Bekanntschaften zu erhalten. 5. Sei kein Angeber. Übe Selbstbeschränkung, was Photos und Abenteuergeschichten aus der Ferne angeht. Klar willst du deine Erfahrungen teilen. Aber versetz dich mal in die Lage der anderen. Nicht jedem macht es Spaß, massenhaft unterbelichtete Photos von fremden Menschen anzuschauen. 6. Spar dir das Gejammer. In Neuseeland lieben sie die Natur, in Argentinien können sie besser tanzen und überall sind die Leute freundlicher als in Deutschland. Alles richtig, hören kann es aber trotzdem keiner mehr. Dauernd nur jedem zu erzählen, wie grässlich du es hier findest, macht es nicht besser. Sondern nur einsamer. 7. Kontrolliert schwärmen geht allerdings klar. Aber pass auf: Je öfter man ein Erlebnis erzählt, desto schneller wird es zur Erinnerung. Und irgendwann bleibt kein Gefühl mehr, sondern lediglich eine Geschichte. 8. Genieße deinen aktuellen Sex-Appeal. Jetzt gerade bist du weit gereist, weltgewandt und mit gutem Grund selbstbewusst wie selten. Freu dich darüber, solange es währt. 9. Stürze dich lieber in die Arbeit als in ein tiefes Loch der Sehnsucht. Je schneller du dir einen Alltag schaffst, umso früher wirst du dich wieder zu Hause fühlen. Abgesehen davon brauchst du das Geld, um endlich wirklich bei den Eltern auszuziehen. 10. Du hast dich in der Ferne verknallt? Versuche nur dann, die Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn du die finanziellen Mittel hast, mehrmals im Jahr ans andere Ende der Welt zu jetten. Andernfalls ist im Interesse aller Beteiligten sanfte Ehrlichkeit gefragt. 11. Zieh den Poncho aus. Das bedeutet nicht, dass du alle deine neuen Freunde im Ausland vergisst oder weg wirfst. Wozu gibt es moderne Kommunikationsmedien? Aber leben geht wirklich immer nur da, wo man ist.