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Serie „Ankommen in Deutschland“: Folge 4
Manideep Allu, 25, kam aus Indien für den Master in „Chemical and Energy Engineering“ nach Deutschland . Er ist eine der Fachkräfte, die Deutschland so dringend braucht. Wir protokollieren seinen Alltag. In Folge vier erzählt er, wie es auf der Arbeit läuft, warum er Zeitdruck Suche nach einer Partnerin empfindet und wieso er sich über die vielen Streiks in Deutschland wundert.
„Ich werde nach meinem Studium erst einmal keine Vollzeitstelle bekommen. Das habe ich im Jahresgespräch mit dem Arbeitgeber erfahren. Sonst gab es nur Positives: Ich bin motiviert, kundenorientiert und offen für Neues. Das Kreuzchen im Feedbackformular ist bei all dem ganz rechts: Im Feld ‚Vorbild‘. Mein Deutsch hat sich auch verbessert, auf der Arbeit spreche ich meistens Deutsch. Meine letzte Uni-Prüfung ist noch diese Woche, danach schreibe ich meine Masterarbeit. Mein Thema ist noch unklar. Ich will über das Unternehmen, in dem ich arbeite, schreiben. Beispielsweise, wie wir den eigenen CO₂-Ausstoß verringern können.
Damit ich weiterstudieren und auch weiterhin Vollzeitpraktikant bleiben kann, musste ich mein Visum verlängern. Das hat geklappt. Ich darf bis Winter 2025 bleiben! Diesmal lief es echt gut bei der Ausländerbehörde. Ich glaube, weil ich Deutsch mit dem Sachbearbeiter gesprochen habe. Ein paar Freunde von mir sind inzwischen aus Indien gekommen und studieren auch in Magdeburg. Ich glaube, ich habe sie inspiriert. Sie hatten viele Fragen zu den Anträgen, die ich ihnen inzwischen auch beantworten kann.
Weil ich diese Freunde an den vergangenen Wochenenden getroffen habe, hat eine Verabredung mit jemand anderem nicht geklappt: Pascal, den ich über Bumble Friends kennengelernt habe. Er ist ein deutscher Partyboy, glaube ich. Vielleicht klappt es dieses Wochenende? Inzwischen bin ich aber auch gerne zuhause und schaue Filme und trinke Wolters Pilsener. Sehr deutsch, oder?
Auf Dating-Apps bin ich nicht mehr so aktiv, obwohl sich aus meiner Freundschaft mit Lena nicht mehr entwickelt hat. In den vergangenen Monaten haben wir uns nicht mehr viel gesehen. Sie probt viel für einen Auftritt, den sie dieses Wochenende hat. Ich lerne für meine allerletzte Uniklausur jemals. Das ist mir wichtiger. Als Lena und ich nach einem Essen im Januar darüber gesprochen haben, was wir uns in einem Partner wünschen, hat sie wie wahrscheinlich jedes deutsche Mädchen geantwortet: Jemanden zum spazieren gehen.
Ich wünsche mir eine Liebesheirat. In Indien gibt es immer mehr davon. Früher gab es nur arrangierte Ehen, zum Beispiel die meiner Eltern. Bei uns ist das normal, es ist weniger Arbeit und die Eltern sind zufrieden. Das läuft dann so ab, dass die Eltern sich erst einmal kennenlernen und entscheiden, ob ihre Kinder zueinander passen würden. Dann bekommt man ein Bild zu sehen. Wenn man sich gegenseitig gefällt, besucht man einander im Familienhaus. Danach wird geheiratet, man hat nicht so viel Zeit, sich kennenzulernen. Man kann sich auch in der Ehe in die Partnerin verlieben. Nur nicht in eine andere Person. Bei uns gilt: One Life, one girl. Meine Eltern sind auch okay damit, wenn ich selbst jemanden finde. Wir hätten dann mehr Zeit, uns vor der Hochzeit kennenzulernen. Aber um sie zu finden, habe ich nicht mehr so viel Zeit. In Indien heiraten die meisten vor dem 30. Geburtstag. Ich bin schon 25. Und gerade scheint es mir, als hätten alle deutsche Frauen einen Freund.“
Meine neueste Entdeckung:
„Streiks. Die sind am schlimmsten. Und in letzter Zeit gibt es so viele, ich weiß nicht warum. In Indien gibt es auch manchmal welche, aber nicht so oft wie hier. Ich fahre meistens morgens mit dem E-Scooter zum Bahnhof und von dort fahren die Züge. Wenn die streiken, sammelt mich ein Kollege mit seinem Auto ein.“
Mein aktuelles Lieblingswort und warum?
„BG, das ist eine Abkürzung, die bei mir auf der Arbeit verwendet wird. Je nach Kontext bedeutet das: ‚Berufsgenossenschaft‘, ‚Businessgroup‘ oder ‚bis gleich‘. Das musste ich erst einmal verstehen, dass es nicht immer das Gleiche heißt. Inzwischen führe ich eine Liste über alle Abkürzungen in meinem Notizbuch.“