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Serie „Ankommen in Deutschland“: Folge 2
Manideep Allu, 24, kam vor zwei Jahren nach Deutschland, um einen Master in „Chemical and Energy Engineering“ zu machen. Zwischen seiner Heimat in Südindien, Andhra Pradesh, und seiner Studienstadt liegen etwa 6674 Kilometer und unzählige kulturelle Unterschiede.
Manideep ist eine der Fachkräfte, die Deutschland so dringend braucht. In der Serie „Ankommen“ begleiten wir seinen Alltag in Deutschland und wollen an seinem Beispiel erleben, wie gut Integration hierzulande gelingt. In Folge 2 erzählt er von seinem erfolgreichen Dating-Life und wie er die Uni neben seinem Vollzeitjob schafft:
„Mein Deutsch wird immer besser. Ich mache einen Deutsch-Kurs über die Firma, für die ich als Vollzeitpraktikant arbeite, ein Autozulieferer in Braunschweig. Viele unserer Mitarbeiter sind aus Frankreich oder Spanien und lernen auch gerade erst Deutsch. Das Sprachlevel in dem Kurs ist daher ziemlich niedrig. Ich nehme nur teil, um sprechen zu üben. Aber eigentlich bin ich schon besser. Bald, vielleicht im Januar, will ich einen Test machen, damit ich auch auf dem Papier das höhere Sprachlevel B1 habe.
In der letzten Folge habe ich von meinen Uni-Prüfungen erzählt – die habe ich übrigens alle bestanden. Da ich als Vollzeitpraktikant arbeite, kann ich nicht das Risiko eingehen, alle Fächer zu schreiben und schlechte Noten zu bekommen, deshalb mache ich auch nur zwei Kurse dieses Semester. Online lernen geht auch, weil es die E-Learning-Plattform gibt. Nur zu einem Kurs fahre ich freitags nach der Arbeit hin und wieder zurück. Das ist schon stressig, schließlich arbeite ich Vollzeit.
Mein Pflichtpraktikum endete im August. Jetzt habe ich meinen ersten Vertrag, der endet im Dezember. Hoffentlich bekomme ich dann wieder einen neuen. Aber ich glaube, ich schlage mich ganz gut. Als mein Manager krank war, durfte ich ihn vertreten. Toll war die Arbeit nicht, denn wir mussten einen Report für dieses Geschäftsjahr schreiben und ich habe drei Tage lang Exel-Tabellen mit Gewinn und Ausgaben gefüllt. Mehr als 150 Rechnungen musste ich eintragen. Aber immerhin hat alles geklappt.
Es gibt noch einen Grund, weshalb mein Deutsch besser geworden ist: Ich treffe jetzt eine Deutsche. Sie heißt Lena, ist 22 Jahre alt und studiert Medienwissenschaften mit Schwerpunkt Musik. Wir haben erst auf Tinder geschrieben und am nächsten Tag haben wir uns in einem Studentencafé getroffen. Wir schreiben auf Deutsch, aber wenn wir sprechen, dann meistens auf Englisch. Montags und donnerstags spielt sie Gitarre in einer Band. Wenn sie an den anderen Tagen Zeit hat, treffen wir uns.
Lustigerweise wohnen wir sogar in derselben Straße. Deshalb konnte sie bei unserem zweiten Treffen ganz einfach zu mir kommen. Wir haben zusammen gekocht: Paneer Butter Masala. Das mochte sie. Wir waren auch schon in einem deutschen Restaurant, da bestellte ich Currywurst und Pommes. Lena hatte belegtes Brötchen. Wir gehen gern zusammen essen. Mexikanisch und Italienisch waren wir auch schon, jedes Mal probieren wir eine andere Küche aus.“
Lena trägt ihre Haare in einer kurzen Jungenfrisur. In Indien wäre das unüblich, aber hier ist das normal
„Ich mag es sehr gerne Zeit mit ihr zu verbringen, sie ist eine warme, liebevolle Person. Lena trägt ihre dunkelblonden Haare in einer kurzen Jungenfrisur. In Indien wäre das unüblich, aber hier ist das normal. Ich mag, wie sie ist.
Im Dezember werde ich sie vielleicht vermissen, denn ich reise mit einem Freund nach Skandinavien: Dänemark, Finnland, Schweden, vor allem in große Städte wie Helsinki und Kopenhagen. Es war ein günstiges Angebot, wir haben es über eine Studierendenwebseite gebucht. Auf meiner Bucketlist steht ‚Polarlichter sehen‘ – ich werde berichten, ob es geklappt hat!“
Mein bestes Erlebnis der letzten sechs Wochen:
„Lena kennenzulernen. Das ist jetzt drei Wochen her, seitdem bin ich sehr glücklich. Außerdem verdiene ich jetzt mehr als bei bei dem Pizzalieferdienst, bei dem ich vorher gearbeitet habe, mehr als jemals zuvor. Ich will nicht sagen, wie viel genau. Es ist nicht viel Geld, aber genug für mich. Ich kann gut davon leben und Lena auch mal zum Essen einladen.
Meine neueste Entdeckung:
„Elternzeit. Ein Kollege hat mir in der Mittagspause davon erzählt. Das bedeutet, dass beide Eltern sich zusammengerechnet drei Jahre frei nehmen können, um ihr Kind großzuziehen. Das ist die allerbeste Sache, die es gibt! Weil was gibt es wichtigeres, als bei deinem Kind zu sein? In Indien ist das Maximum glaube ich zwei bis drei Monate. Das ist sehr schwierig, vor allem wenn man eine komplizierte Geburt hatte. Beim Kaiserschnitt müssen zum Beispiel erstmal die Narben verheilen, wie soll man da arbeiten? Ich finde es sehr gut, dass es die Elternzeit in Deutschland gibt.
Mein aktuelles Lieblingswort und warum?
„Mit Lena schreibe ich Deutsch auf Whatsapp. Dadurch habe ich ein neues Wort gelernt: Schatz. Das bedeutet, dass jemand sehr wertvoll ist. In Deutschland benutzen das auch Freunde untereinander, das finde ich schön. In Indien sagt man “Kanna” zu seinen geliebten Menschen. Aber ich habe das Wort nie benutzt, auch bei meiner Exfreundin nicht. Meine Eltern haben mich manchmal “Deepu” genannt. Das ist mein Spitzname. Aber Schatz klingt noch besser, oder?"