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Nachhaltig Leben? Das Bankkonto gehört dazu!

Foto: dpa

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Ich bemühe mich, nachhaltig zu leben. So gut ich kann. Ich esse vegetarisch, trage hauptsächlich Second-Hand-Kleidung und steige möglichst selten in ein Flugzeug. Was aber gar nicht zu diesen Bemühungen passt: Mein Bankkonto. Das habe ich bei einer konventionellen Geschäftsbank. Und wo die mein Geld anlegt, weiß ich nicht. Ein Anruf bei der Pressestelle der Hypo Vereinsbank bringt mir nur eine schwammige Antwort und einen Verweis auf eine Pressemitteilung zum Nachhaltigkeitsbericht. Meine Frage, ob mein Geld zum Beispiel in die Rüstungsindustrie investiert werden könnte, beantwortet der aber leider nicht. 

„Geldfragen sind immer auch ethische Fragen“, sagt Sven Remer, Vorsitzender des Instituts für Social Banking, einem Verein, der von zehn sozial orientierten Banken in Europa gegründet wurde. „Deshalb sollte man sich unbedingt mit dem Thema auseinandersetzen und über einen Wechsel zu einer ethischen Bank nachdenken.“ Das möchte ich tun – nicht nur nachdenken, sondern wechseln. Geplant habe ich das schon seit längerem. Umgesetzt noch nicht. Es erscheint mir wie eine Mammutaufgabe. Wenn mich schon die verschiedenen Siegel von Fairtrade-Produkten überfordern, wie soll ich mich dann zwischen den unterschiedlichen Banken mit ihren Anlagekriterien zurechtfinden?

Eine kurze Recherche im Internet ergibt: Mit ethischen Banken ist es wie mit vegetarischen Gerichten auf der Speisekarte. Die Auswahl ist gering. Drei größere Ethikbanken kommen für mich in Frage. Ein Service ist mir besonders wichtig: Online-Banking. Das bietet jede der drei Banken an – wie es sich für einen Kontoanbieter gehört, der heute in irgendeiner Form konkurrenzfähig sein will.

Das wichtigste Charakteristikum einer ethischen Bank ist laut Remer eine Wertebasis, die nicht nur ökonomische Werte umfasst. Auch die Transparenz sei sehr wichtig. „Das heißt, der Kunde kann sich ein Bild davon machen, was tatsächlich mit dem Geld passiert, das er zur Bank bringt“, sagt Remer. Dass es überhaupt eine komplett ethische Bank geben könne, bezweifelt er. Diesen Anspruch an die Banken könne man vergleichen mit dem Anspruch an den Menschen: „Gibt es einen vollständig ethischen Menschen?“ Konkrete Defizite sieht er etwa in der Wirkungsmessung. Das heißt, die Banken investieren in bestimmte Sparten, die sie als ethisch einordnen, zum Beispiel ökologische Landwirtschaft. Danach prüfen sie aber nicht, inwieweit die Unternehmen tatsächlich einen positiven Beitrag leisten.

Meine zweite Bedingung an eine ethische Bank: Ich möchte Bargeld abheben. Am liebsten an jeder dritten Ecke und nicht am anderen Ende der Stadt. Hier kommt die Kreditkarte ins Spiel. Bei allen drei Banken kann ich die bekommen. Nur bei der Triodos-Bank bin ich auf sie angewiesen, um kostenlos Bargeld abzuheben. Meine Kreditkarte nutze ich bisher möglichst selten. Denn die Umsätze der Kreditkarte werden nur einmal im Monat von meinem Konto abgebucht, das macht es schwerer den Überblick zu behalten. Daher schließe ich die Triodos-Bank aus.

Beim Geldabheben muss ich mich besser organisieren

Bleiben also übrig die GLS-Bank und die Ethikbank. Geld abheben kann man mit der Bankkarte bei allen Volks- und Raiffeisenbanken, das heißt an mehr als 19 000 Standorten in Deutschland. Wer ein Konto bei einer Bank der Cash Group hat (dazu gehören die Commerzbank, die Deutsche Bank, die Hypo Vereinsbank und die Postbank), dem stehen nur etwa 9 000 Geldautomaten zur Verfügung. Diese Zahlen erwecken den Eindruck, man könne mit einem GLS- oder Ethikbankkonto an jeder Ecke Geld abheben. So einfach ist es leider nicht. Denn die Zahl sagt noch nichts über die Verteilung aus. Die Filial-Finder zeigen mir im Münchner Altstadtbereich vier Filialen oder Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken an, aber 15 für die Cash Group. Ich werde in Zukunft also etwas organisierter sein müssen, wenn ich Geld abheben möchte. Das nehme ich aber in Kauf.

Die Grundbedingungen sind also erfüllt. Entscheidend ist nun die Frage, die der Ausgangspunkt für meine Suche war: Nach welchen Kriterien legen die Banken mein Geld an?

„In den Unternehmensgrundsätzen der ethischen Banken werden klare Wertevorstellungen angesprochen“, sagt Remer. „Diese führen dazu, dass man eine Reihe von Sektoren, die man für unethisch hält, ausschließt.“ In der Tat haben beide Banken eine Liste von Negativkriterien. Unternehmen oder Staaten, die mit diesen Dingen zu tun haben, bekommen kein Geld. Diese Kriterien sind bei beiden Banken sehr ähnlich. Zum Beispiel Rüstung, Kinderarbeit, Tierversuche oder Menschenrechtsverletzungen. Die Ethikbank formuliert ihre Kriterien etwas genauer, bei der GLS-Bank stehen auch eher schwammige Begriffe, wie „kontroverses Umweltverhalten“ oder „kontroverse Wirtschaftspraktiken“. Insgesamt finde ich meine Ideale aber in beiden Listen wieder.

Doch damit die Banken in ein Unternehmen investieren, reicht es nicht, dass es mit diesen Negativkriterien nichts zu tun hat. Es muss zusätzlich eine Reihe von Positivkriterien erfüllen. Die unterscheiden sich etwas stärker zwischen den beiden Banken. Die GLS-Bank unterstützt etwa Unternehmen mit entwicklungspolitischen Zielen und aus dem Bereich anthroposophische Medizin, Homöopathie und Pflanzen- und Naturheilkunde. Bei der Ethikbank gibt es mehr Kriterien, die mit der Förderung von Mitarbeitern in den Unternehmen zu tun haben und dem Erhalt von Arbeitsplätzen.

Abschließend die Frage: Was soll mich das kosten? Die Kontogebühren bei der Ethikbank sind etwas teurer als die bei der GLS-Bank. Ab 2017 soll es bei der GLS-Bank  zusätzlich zu den Gebühren einen Grundbeitrag von fünf Euro pro Monat geben, bei dem jungen Konto für Menschen bis zu einem Alter von 27 Jahren bloß ein Euro pro Monat. Die Bank möchte damit auf die Niedrigzinspolitik der EZB reagieren. Auch die Ethikbank denkt über so einen Zusatzbeitrag nach, so wie übrigens viele andere konventionelle Banken auch. Dessen Höhe steht allerdings noch nicht fest. Für mein Konto bedeutet das: Bei der GLS-Bank ist es etwas günstiger. Die Unterschiede sind aber gering. Das junge Konto der GLS-Bank ist im Moment kostenlos, voraussichtlich wird es ab Januar durch den Grundbeitrag zwölf Euro pro Jahr kosten. Damit würde ich etwas mehr zahlen als bisher. Dafür weiß ich, dass mein Geld nicht in die Rüstungsindustrie investiert wird. Auch, wenn die über meine Kontobeträge nur lachen würden.

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