- • Startseite
- • Gutes Leben
-
•
Im Corona-Lockdown: Das ABC der ungenutzten Dinge
Im Lockdown verliert so einiges seine Funktion: Clubs beispielsweise ebenso wie schicke Outfits. Aber selbst, was gerade jetzt dringend gebraucht wird, liegt zum Teil ungenutzt herum: Impfdosen oder Laptops in Schulen zum Beispiel. Ein ABC.
A wie Aspirin
Wer keine Partys feiert, hat keinen Kater, braucht kein Aspirin.
B wie BH
Einen BH zu tragen, hat solange Sinn gemacht, wie man sich frei in einer sozialen Welt bewegt hat; die Brüste dann ohne entsprechende Textilien noch auf und ab wippten und damit unter Umständen ungewollte Aufmerksamkeit erregten oder sogar Schmerzen verursachten. Nun sitzen viele Mädchen und Frauen aber schon seit fast einem Jahr Zuhause am Schreibtisch – ein guter Grund dafür, sich von den zwickenden Bügeln zu befreien und alles endlich mal hängen zu lassen.
C wie Clubs
Na, wer von euch hat zuletzt einen Club von innen gesehen?
D wie Dobermann
Der Hund war ein Geschenk im ersten Lockdown, man freute sich darüber, dankte recht herzlich, die ersten Tage waren schön, man ging ja eh viel spazieren. Inzwischen steht Welle drei vor der Tür, das Spazieren ist kein Abenteuer mehr, auch nicht mit Hund an der Leine. Der Dobermann ist zur Last geworden – alles Weitere zum Tier dann auf Kleinanzeigen beziehungsweise an der Autobahnraststätte.
E wie Eyeliner
Brauchte man schon vor der Pandemie nicht, nutzte mancher Mensch aber dennoch aus ästhetischen Gründen. Ästhetische Gründe kommen aber kaum mehr vor, mit Eyeliner verhält es sich daher wie mit → W wie Wimperntusche oder → J wie Jeans.
F wie Fan-Schal
Der Senffleck am Schal des Lieblingsvereins ist die letzte organische Erinnerung daran, dass man einmal ein soziales Wesen war, das sich an Bratwurst-Ständen auf Stadion-Vorplätzen hinter 50 Männern in einer Schlange angestellt hat. Nun liegt der Schal im Schrank, ungewaschen, stinkend, eingestaubt. Aber er ist eine Erinnerung an bessere Zeiten.
Leerstehende Orte wirken wie eine großangelegte Provokation für Menschen, die Wohnraum suchen
G wie Gebäude
Schulen, Kindergärten, Büros, Läden: Im Moment wirken diese leerstehenden Orte wie eine großangelegte Provokation für Menschen, die Wohnraum suchen.
H wie Handtasche
Trostlos, wie die Handtasche da seit Monaten am Garderobenhaken baumelt. In ihr liegen noch immer die Tampons, die man für die Periode im März 2020 eingesteckt hat, und das Bus-Ticket zur Arbeit, das man seither nicht mehr gebraucht hat.
I wie Impfdosen
Impfstoff ist während der Pandemie heiß begehrt, auf Social Media werden schon längst nicht immer ernstgemeinte schmutzige Deals angeboten („Tausche Friseurtermin gegen Impfstoff“, „Hätte noch einen PS5-Karton“). Gleichzeitig liegen Hunderttausende Impfdosen von Astra Zeneca ungenutzt in Kühlschränken. Keine Pointe.
J wie Jeans
Aus heutiger Perspektive gefragt: Wie konnte man sich je dazu überwinden, sich in eine enge, kneifende Hose hineinzuzwängen, wo es doch Jogginghosen gibt?
K wie Konzertticket
Das Konzert sollte eigentlich im April 2020 stattfinden, dann aber im Juni, dann im Oktober, dann das Jahr darauf, 2021, vorgestern, aber dann eben doch nicht. Die Veranstalter peilen jetzt April 2022 an. Man freut sich schon drauf. Klappt bestimmt.
L wie Laptops in Lübeck
In deutschen Wohnzimmer hauen sich Geschwister die Köpfe ein, weil sie um den einzigen funktionierenden Laptop im Haus streiten. „Meine Hausaufgabe ist wichtiger“ – „Nein, meine Hausaufgabe ist wichtiger“ – „Nein ...“ Währenddessen liegen in Lübeck offenbar mehr als tausend ungenutzte Laptops in Schulen. Pointe siehe → I wie Impfstoff.
R wie Reisekoffer – dient jetzt im Keller als luftdichtes Behältnis für Kram
M wie Monstera
Die Star-Zimmerpflanze der Pandemie, ständig sah man sie auf Instagram und Tiktok, dazu die Hashtags #UrbanJungle, #PlantLove oder #GrünerDaumen. Die eigene hat man vergessen zu gießen. Hatte irgendwie eh nicht den erhofften Dschungel-Flair.
N wie Notfall-Rationen
Klopapier, Mehl, Nudeln waren die Statussymbole des ersten Lockdowns. Sie hatten eine einfache, aber bedeutsame Mission: Das Überleben zu sichern. Am Ende war es Zeug, das doch nicht so haufenweise gebraucht wurde. Es liegt bis heute in Onkel Dietmars Keller und wartet auf seinen Einsatz im Falle der Apokalypse.
O wie „Oh schau, da liegt noch die Hochzeitseinladung von…“
Kurz vor dem Lockdown hatte sie einen noch erreicht, die Einladung von Manuela und Stefanie, die der Webdesign-Kumpel extra mit InDesign gebastelt hatte. Jetzt ist sie ein trauriger und doch hoffnungmachender Reminder daran, dass am Ende vielleicht doch vieles nachgeholt werden kann.
P wie Parfum
Wenn während der Pandemie jemand im öffentlichen Raum den Duft deines Parfums riechen kann, kann das nur auf zwei Weisen gedeutet werden. Erstens: Der Mindestabstand wird nicht eingehalten. Oder zweitens: Du bist zu stark parfümiert. Beides ist nicht gut, Parfum daher überflüssig.
T wie Terminkalender: Januar leer, Februar leer
Q wie Quartett
Das verdammte Auto-, Hunde-, Weltall-Quartett, das man während des ersten Lockdowns gekauft hatte, um möglicherweise die Kinder zu bespaßen, liegt spätestens seit Lockdown zwei unberührt unterm Sofa.
R wie Reisekoffer
Hat das Haus schon länger nicht verlassen, dient jetzt im Keller als luftdichtes Behältnis für Kram.
S wie Stoffmasken
Davon hat jede*r Deutsche inzwischen vermutlich fast so viele wie Unterhosen. Liebevoll hatten sie Mütter und Großmütter aus bunten Stoffresten genäht und dann per Post auch an ihre Liebsten verschickt. Dank FFP2-Maskenpflicht stapeln sie sich nun im Schrank. Einzige Perspektive: Karriere als Putzlappen.
T wie Terminkalender, der private
Januar leer, Februar leer, 3. März: Zahnarzt 11 Uhr, April leer.
U wie USB-Stick
Präpandemisch probates Mittel zur Datenübertragung, heute unvorstellbar Daten über ein Objekt herumzureichen, das man dafür physisch transportieren müsste.
V wie Vibrator, der vierte
Sei ehrlich: So wie die meisten Deutschen hast du zugeschlagen, als Sexspielzeughersteller versprachen, mit ihrem Wunder-Wirbler oder dem Doppelt-hält-besser-Dildo den Verlust realer Sexpartner*innen erträglicher zu machen. Aber das Zeug taugt am Ende eben doch nicht mehr als dein gewohntes Gerät.
W wie Wimperntusche
siehe → E wie Eyeliner
X wie Xylofon
Steht während der Pandemie im Elternhaus rum. Stand ehrlich gesagt aber schon vorher nur rum.
Y wie Yoga-Klotz
Anschaffung im Zuge großer Pläne im ersten Lockdown: endlich die innere Mitte finden, morgens die Sonne begrüßen, sowas. Begeisterung dafür hielt nicht wie erhofft.
Z wie Zoo-Jahreskarte
Definiert „rausgeworfenes Geld“ und „gebrochenes Kinderherz“ in einem Wort.