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Was sollte ich mit 1000 Euro anstellen?

Illustration: Daniela Rudolf-Lübke / Fotos: Jannoon028 / freepik

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Seit zwei Jahren bin ich berufstätig und setze seitdem von Monat zu Monat darauf, dass ich mit dem Geld, das ich einnehme, schon irgendwie zurechtkomme. Das klappt bisher ganz gut. Wirklich durchdacht ist es allerdings nicht. Und vor allem: nicht besonders klug. Auf Sparbüchern gibt es kaum Zinsen; dazu noch hat die Corona-Krise es nicht gerade leichter gemacht, auf irgendeine Gewissheit zu vertrauen, die mit Geld zu tun hat. Ohnehin liegt der Anteil der unter 25-jährigen Männer, die für das Alter sparen, nur bei 17 Prozent und bei unter 25-jährigen Frauen sogar bei gerade einmal neun Prozent. So jung bin ich nicht mal mehr. Also alles umso schlimmer.

Nun möchte ich das ändern, greife mir 1000 hart ersparte Euro von meinem Konto und gehe zu denen, die in meinen Augen schon immer genau wussten, was sie tun.  Soll ich mein Geld investieren? Soll ich es verprassen? Ich frage: meine Oma, die stets sparsam gelebt hat. Meine Sparkassenberaterin, die seit meiner Geburt verlässlich mein Sparbuch bewacht. Meinen guten Freund Robert, der jeden Euro, den er hat, lieber zweimal zu viel ausgibt, als einmal zu wenig. Eine Wertpapierhändlerin, die täglich mit Millionen hantiert. Und die Stimme, die mir seit Jahren zuhört: Siri. 

Ingrid, 84, meine Oma:

„1000 Euro? Hast du im Lotto gewonnen, oder wie? Wenn du das Geld nicht brauchst, würde ich es spenden. Aber dann würde ich ganz genau darauf achten, an wen. An ‚Brot für die Welt‘ oder an Kinderhospize, so etwas ist eine gute Idee. Das kannst du ruhig machen. Auch mit 20 Euro kann man schon helfen, da bekommen gleich mehrere Kinder etwas zu essen. Ich kriege da ständig Post von denen. Ich schaffe es gar nicht mehr, das alles zu lesen. Aber aufpassen musst du. Meine Pflegekraft hat mir letztens erzählt, dass es vorkommt, dass das Geld für falsche Zwecke benutzt wird. Einmal hat sie gesehen, wie sie bei einer Spendenorganisation eine große Feier veranstaltet haben von dem gespendeten Geld. Und die Leute, für die das Geld gedacht war, haben nichts bekommen. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber falls es so ist, wäre es wirklich schade. Also pass lieber auf und frag nach, was die mit dem Geld anstellen.“

Angela Heer, 59, meine Beraterin von der Sparkasse Mittelthüringen:

„Zunächst würde ich erst einmal schauen, ob man das Geld nicht doch noch braucht, zumindest als Sicherheit. Ich sage meinen Kundinnen und Kunden immer: Das Dreifache des Einkommens sollte man als Reserve haben. Lebt man also als Student von 800 Euro im Monat, sollte man zur Sicherheit 2400 Euro auf dem Konto liegen haben. Denn 1000 Euro sind schnell weg, wenn mal die Waschmaschine kaputt geht oder ein neuer Laptop notwendig ist. Gerade als jüngerer Mensch ohne festes Einkommen kommt man schlechter an Kredite, um solche Ausgaben zu bewältigen. Genau dafür braucht man eine Reserve auf dem Konto. 

Trotzdem kann man ein wenig davon profitieren, wenn man die Reserve nicht ankratzt. Die Zinsen sind derzeit sehr schlecht, das weiß jeder. Auf einem normalen Sparbuch bekommt man nur 0,01 Prozent Zinsen, also für 1000 Euro gerade einmal 10 Cent im Jahr. Wer aber unter 25 Jahre alt ist und darauf maximal 1000 Euro anlegt, bekommt bei einigen Banken und auch unserer Sparkasse ein Jugendsparbuch. Dafür gibt es 0,5 Prozent Zinsen, das ist immerhin 50 Mal so viel wie auf einem normalen Sparbuch. Das wären wenigstens 5 Euro im Jahr.“

Robert, 32, der Lebenskünstler in meinem Freundeskreis:

„Pack dir einen Rucksack und gehe auf Reisen. Was erleben für das Geld, das ist das einzig richtige, was du tun kannst. Das Leben auf Lunge rauchen. Mit 1000 Euro kann man weit kommen. Und ich finde: Man muss nicht nach Australien für ein Jahr. Ich würde mich in den Zug setzen. Nach England fahren. Geld ist dafür da, um es auszugeben. Und das beste, was man sich kaufen kann, sind schöne Erinnerungen. Einen Führerschein bezahlen kann man auch mit dem Geld, das man eines Tages mal verdient. Aber jetzt, wenn du das Geld nicht brauchst, würde ich lieber reisen.“

Siri auf meinem iPhone 8:

„Das übersteigt möglicherweise meine Fähigkeiten.“

Anja Deisenroth-Boström, 55, Wertpapierhändlerin bei der Baader-Bank an der Börse in Frankfurt am Main:

„Der erste Satz, den ich sage, wenn ich so etwas gefragt werden, ist: Das muss Geld sein, das man übrig hat. Wenn es vom einen auf den nächsten Tag auf Null runtergeht, darf das nicht schlimm sein. Sonst sollte man es lieber lassen. Konkrete Firmen und Wertpapiere darf ich nicht nennen, das wären Insider-Informationen und ist damit illegal. Aber meinen Töchtern, die 20 und 22 Jahre alt sind, empfehle ich: Legt euer Geld in ETF-Sparplänen an. Das ist ein Fonds, der sich an einen Index hängt, also zum Beispiel die 30 Firmen, die im Dax stehen. Selbst für einen Laien, der sich nicht mit Börsenhandel beschäftigen will, gibt es dabei kaum Unsicherheiten. Man muss einfach den Börsenkurs ein wenig im Blick behalten und braucht dafür keine Wirtschaftsblätter studieren. Und man kann sich entscheiden: Lege ich die 1000 Euro auf einmal an? Oder zahle ich jeden Monat ein bisschen Geld ein? Ich würde Letzteres empfehlen, und das geht schon bei 25 Euro im Monat los. ETF-Sparpläne sind nicht zu aggressiv und risikoreich. Man partizipiert auf dem Weg nach oben oder nach unten. Und meistens bleibt unterm Strich mehr übrig. Allerdings sollte man das Geld mindestens fünf Jahre nicht anfassen – je länger, desto besser.“ 

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