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Darf ich trinken, wenn ich Medikamente nehme?

Illustration: Federico Delfrati

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Der Kopf brummt schon den ganzen Tag, aber abends ist diese wahnsinnig wichtige Party. Zu Hause bleiben ist keine Option. Schon ist die Ibuprofen eingeworfen – am besten gleich die 600er – und mit dem ersten Glas Rotwein runtergespült. Läuft. Aber wissen wir eigentlich, was in unserem Körper passiert, wenn wir so gedankenlos Wirkstoffe in ihm mischen? Wir glauben zu wissen, dass Antibiotika und Alkohol sich überhaupt nicht vertragen. Warum, wissen wir nicht so genau und dann behauptet der Kumpel, dessen Mitbewohner Medizin studiert, auch noch, man müsse sich bei bestimmten Antibiotika überhaupt keine Sorgen machen. Stimmt das? Und was kann überhaupt im schlimmsten Fall passieren? Zeit, mal einen Arzt zu fragen.

Markus Wörnle leitet die Notaufnahme am Klinikum der Uni München. In seinem Job hat er schon oft erlebt, was passieren kann, wenn man es mit Alkohol und Medikamenten übertreibt. Was in der Fachsprache “Mischintoxikation” heißt, kann sich massiv auf die Psyche auswirken und sogar tödlich enden. “Wir hatten schon einen Patienten der sich plötzlich bis auf die Unterhose ausgezogen hat”, erzählt er. Auch die alltägliche Frage, wie gut oder schlecht das Feierabendbier zur Schmerztablette passt, beantwortet Wörnle seinen Patienten immer wieder.

Zuerst müsse man unterscheiden, ob jemand chronisch viel trinkt, oder nur gelegentlich, sagt Wörnle. Wer zur ersten Kategorie gehört, sollte nie Medikamente nehmen, ohne es mit einem Arzt abzusprechen. Sonst komme es ganz auf das Medikament an – die Wechselwirkungen fallen ganz unterschiedlich aus. Die häufigsten hat er uns erklärt:

1. Wenn Alkohol und Medikamente im Gehirn wirken

Grundsätzlich lassen sich zwei Wechselwirkungen unterscheiden: Entweder der Alkohol und das Medikament verstärken sich gegenseitig oder beide Wirkstoffe konkurrieren in der Leber darum, verarbeitet zu werden. Psychopharmaka wie Antidepressiva und starke Schmerzmittel wie Opiate sind zentral wirksam, das heißt, sie wirken im Gehirn. Genau da wirkt auch Alkohol, oft mit ähnlichen Folgen. Kommt beides zusammen, kann sich die Wirkung vervielfachen und ist kaum planbar. Oft wird man dann müde, reagiert langsamer, die Wahrnehmung wird gedämpft oder sogar gestört. Bei manchen Antidepressiva kann Alkohol auch deren Wirkung einschränken.

2. Wenn die Leber multitasken muss

Antibiotika und andere Medikamente wie Paracetamol geraten nicht im Gehirn, sondern in der Leber mit dem Alkohol aneinander. Auch hier lässt sich schwer sagen, welcher Wirkstoff sich durchsetzt – und mit welchen Folgen. Bestimmte Antibiotika werden in der Leber erst aktiviert. Baut die gerade Alkohol ab, kann es sein, dass das Antibiotikum gar nicht erst verarbeitet wird und damit wirkungslos bleibt.

Paracetamol gehört zu den Medikamenten, die in der Leber abgebaut werden. Ist die Leber damit beschäftigt, kann sie sich nicht auch noch um den Abbau von Alkohol kümmern. Der Rausch wird dadurch intensiver und länger. Eine Überdosis Paracetamol kann die Leber zwar schwer schädigen und sogar tödlich sein, in der geringen, jeweils empfohlenen Dosis ist es aber selbst in Kombination mit Alkohol harmlos. Kritisch wird es für die Leber, wenn sie schon mit einer Hepatitis infiziert ist. So eine Leberinfektion kann auch durch Medikamente und Alkohol verursacht werden und bleibt oft lange unerkannt.

3. Wenn der Magen überstrapaziert wird

Der Magen hat ohnehin schon unter dem Alkohol zu leiden. Kommt dann noch ein Medikament dazu, das die Magenschleimhaut reizt – zum Beispiel Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Aspirin – kann der Kater noch sehr viel unangenehmer werden. Sodbrennen kann eine Folge sein, aber auch eine Alkoholgastritis, also eine Magenschleimhautentzündung.

Ob sich ein Medikament und Alkohol vertragen oder nicht, weiß man mit Sicherheit erst, wenn man beides schon geschluckt hat – und im betrunkenen Zustand kommt wohl niemand auf die Idee, zum Arzt zu gehen. Das sei aber auch nur selten nötig, sagt Wörnle: “Wenn es einem am Abend schlecht geht, aber am nächsten Tag wieder alles ok ist, würde ich mir die Reise in die Notaufnahme sparen.” Halten Symptome wie Schwindel länger an oder hat man Blut im Stuhl, sollte man das aber überprüfen lassen.

Wer Medikamente nimmt und eine Feier vor sich hat, bei der er nicht auf Alkohol verzichten will, dem rät Wörnle, im Zweifel vorher einen Arzt oder Apotheker zu fragen. Wahrscheinlich bekommt man dann einen Ratschlag wie den von Wörnle zu hören: “Ich sage immer zu meinen Patienten, reduziert es ein bisschen oder lasst den Alkohol halt weg.” Und wem das dann doch zu schwer fällt: einfach mal daheim bleiben. Zwischen Serien-Konsum und Medikamenten gibt es garantiert keine Wechselwirkungen.

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