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Wenn man Schlange steht für das perfekte Instagram-Bild

Foto: Screenshot/Twitter

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Wer heute einen Urlaub plant, der liest immer seltener Reiseführer, sondern schaut einfach auf Instagram. Folgt den passenden Hashtags und abonniert ein paar Influencer und Travelblogger, die auch gerade in Thailand, Südafrika, Island oder Marokko waren, oder dort vielleicht sogar leben. Und dann sind da direkt diese ganzen wunderschönen Bilder. Weite, endlose Natur oder Wände voller Street Art, vor denen es sich hervorragend posen lässt. Zum Beispiel für ein Plandid-Foto, auf dem alles gestellt ist, aber ganz natürlich aussehen soll. 

Dieses Phänomen wird gerade auch auf Twitter diskutiert, genauer ein Problem, das sich aus diesem Phänomen ergibt: Alleine ist man an diesen Orten nur sehr selten.

Denn die meisten dieser Accounts haben Hunderttausende Follower, die den Ausblick vom einsamen Berggipfel auf den glasklaren See mindestens genauso schön finden wie man selbst. Und genauso instagrammable. Die Folge ist so einfach wie vorhersehbar: Endlich angekommen, steht man nicht allein in der unberührten Natur und posiert wahlweise vor dem Wasserfall auf Bali (extra den Badeanzug mit dem supertiefen Rückenausschnitt angezogen) oder auf dem Felsvorsprung in einem Nationalpark (stundenlang hochgelaufen, obwohl man Wandern eigentlich hasst). Außer einem selbst sind noch ganz viele andere Menschen auf die „Idee“ gekommen, diesen Ort zu besuchen – und dieses Foto zu machen.

Die Folge: Man stellt sich an, wartet mehr oder weniger geduldig (ist ja schließlich Urlaub), bis die anderen fertig sind mit ihren Fotos. Und kann sich dann selbst in Szene setzen. Ob man dann überhaupt noch an den wirklich atemberaubenden Ausblick denkt – geschenkt.

Einer dieser Orte ist Roy’s Peak, ein Berg im Süden des Lake Wanaka auf der Südinsel Neuseelands. Ein Twitternutzer hat kürzlich zwei Fotos von diesem Berg gepostet. Eines zeigt ihn alleine auf dem Gipfel, umgeben von unberührter Natur. Das zweite dann die Realität: sehr viele in einer Reihe wartende Menschen, die genau das gleiche Bild machen werden. Dass der Ort so beliebt ist, liegt an den sozialen Medien. Gegenüber der BBC sagte ein Sprecher, dass die Besucherzahlen zwischen 2016 und 2018 um zwölf Prozent gestiegen seien – weil der Ort durch Fotos auf Instagram, Facebook und Twitter stark gepusht wurde.

Auf Twitter ging der Post viral. Und viele andere reagierten, indem sie eigene Aufnahmen von ähnlichen Situationen teilten:

Schön sind all diese Orte ohne Zweifel. Absurd ist es dennoch, wenn man sich vor Augen hält, was Menschen für das vermeintlich perfekte Foto alles tun. Und kann man sich wirklich entspannen, wenn einem dutzende Menschen gelangweilt und ein bisschen ungeduldig dabei zuschauen, wie man vor der Kamera posiert? Wahrscheinlich nicht. Aber: Das alles sehen und wissen die neidischen Follower und Freunde zuhause ja nicht.

soas

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