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Kalender: Graffiti on boys
Was haben nackte Körper mit Graffiti zu tun? „Nichts!“, sagen drei Frauen aus Berlin und wollen darauf aufmerksam machen – mit Graffiti auf nackten Körpern. Die Berliner Graffiti-Künstlerinnen Chika und Since haben zusammen mit der Fotografin Ulrike Delfs einen Kalender gemacht. Er heißt „Playboys-Kalender“ und die Fotos zeigen Männer in Unterhosen oder Tangas, die mit Graffiti bemalt sind.
Normalerweise ist es umgekehrt. Wer „Graffiti on Girls“ auf Google eingibt, bekommt fast zwei Millionen Treffer. Es gibt eigene Webseiten, Tumblr-Blogs und Instagram-Accounts, die Graffiti auf nackten Frauen zeigen. „Man kommt daran gar nicht vorbei“, sagen Chika und Since. „Uns hat schockiert, dass das so allgemeiner Konsens ist, zumindest in der männlich-heterosexuellen Graffiti-Szene.“
Und die macht den überwiegenden Teil der Graffiti-Szene insgesamt aus. „Als Frau ist es schwierig“, sagen die Künstlerinnen. Frauen seien klar in der Minderheit und fänden auch in den Medien wenig Beachtung. In Filmen oder Berichten über die Graffiti-Szene gehe es fast immer um männliche Writer beziehungsweise Sprayer.
Von „Graffiti on Girls“ sehen sich Chika und Since nicht nur diskriminiert, sie fühlen sich auch überhaupt nicht angesprochen: „Für uns gehört das nicht zusammen.“ Die beiden haben den Kalender auch gemacht, um zu sehen, was dahinter steckt. Ob es einen Aspekt gibt, der auch für sie interessant ist. Doch auch danach sagen sie: „Graffiti und nackte Menschen – das hat nichts miteinander zu tun. Das eine ist Sex und das andere eben Graffiti.“
Den Kalender gibt es aber trotzdem. Die halbnackten Männer sind ebenfalls Sprayer aus Berlin. Und es wird auch eine Fotoausstellung mit den Bildern geben. Die beiden Künstlerinnen wollen zum Nachdenken anregen. „Uns ist es wichtig, dass die Szene aufgerüttelt wird“, sagen sie. Die Reaktionen seien bisher sehr gemischt gewesen: „Der aufgeschlossene Teil der Szene hat sehr positiv reagiert.“ Die Frauen sind mit ihrer Aktion aber auch auf viel Unverständnis gestoßen. Mit Aussagen wie „Wenn Graffiti auf Körpern, dann auf Frauen“, oder „Hätte ich euch nie zugetraut, dass ihr so einen Scheiß produziert.“
Bei der Ausstellung wird es auch eine Podiumsdiskussion geben, in der es um das Projekt und die Reaktionen darauf gehen soll.