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Wie Google mein Leben verändert. Heute: Halbwissen ergänzen

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Es kursiert ein Fernsehwerbespot, in dessen unseligem Verlauf eine junge Aufgedrehte bei der Telefonauskunft anruft und etwas ins Telefon kräht. Die nette Auskunft erteilt ihr daraufhin die nette Auskunft, dass es sich bei dem Gekrähe wohl um Mozarts Zauberflöte handle und es außerdem ein Leichtes wäre, die Aufgedrehte mit ebendieser zu verbinden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dem Traum von der allwissenden Dienstleistung, mit der der Werbefilm ausgerechnet eine Telefonauskunft schmücken möchte, kommt viel eher die Suchmaschine nahe. Die lässt sich zwar noch nichts vorsingen, ergänzt aber doch hervorragend Halb- oder Viertelwissen zu Dreiviertelwissen oder totalem Irrtum. Wie hat man das früher gemacht, wenn man von einem Lied nur noch ein kleines Stückchen Text auf der Zunge hatte? Hat man sich dafür den Nerd-Freund gehalten, der alles wusste, nur nicht, wie man sich in Gesellschaft verhält? Nun, den Nerd-Freund brauche ich nicht mehr, seit Google meine Gedanken vervollständigt, aufs Stichwort hin. Wie geht das Benn-Gedicht mit der Juno, von dem ich seit Jahren nichts mehr weiß, als das irgendwie „…du rauchst die Juno…“ drin vorkam und dass es tieftraurig und wunderschön war? Google weiß es, sagt es mir, macht mich glücklich, schlauer, reicher, in einer Sekunde. Da ist es: HÖR ZU Hör zu, so wird der letzte Abend sein, wo du noch ausgehn kannst: du rauchst die "Juno", "Würzburger Hofbräu" drei und liest die Uno, wie sie der Spiegel sieht, du sitzt allein. an kleinem Tisch, an abgeschlossenem Rund dicht an der Heizung, denn du liebst das Warme. Um dich das Menschtum und sein Gebarme, das Ehepaar und der verhaßte Hund. Mehr bist du nicht, kein Haus, kein Hügel dein, zu träumen in ein sonniges Gelände, dich schlossen immer ziemlich enge Wände von der Geburt bis diesen Abend ein. Mehr warst du nicht, doch Zeus und alle Macht, das All, die großen Geister, alle Sonnen sind auch für dich geschehn, durch dich geronnen, mehr warst du nicht, beendet wie begonnen - der letzte Abend - gute Nacht. Still und heimlich hat die Suchmaschine auch das Monopol auf die Lösung von Streitfragen errungen, die beim geselligen Weintrinken auftreten. Statt „Schlag nach im Brockhaus !“ ruft die dampfend-diskutierende Weinrunde dem Hausherrn zu: „Google es doch mal!“ und er eilt in Puschen vor den Rechner und fragt die Maschine. Solange es dabei noch um Hauptstädte und Billigfluglinien („Es fliegt hundertpro eine nach Klagenfurt!“)geht, antwortet sie treulich. Wird der Wein jedoch mehr, die Streiterei hitziger und werden die Fragen, äh, offener, versagt sie. Schwankend tippt der Hausherr (jetzt mit Glas dabei) ein: „Wie heißt noch mal der Asientrend, mit Manga und so?“ und erhält nichts als eine schnöde Absage, dabei war die Frage doch klar gestellt! Jeder Nerd-Freund hätte sie beim Fußbaden beantwortet. Die Maschine aber schweigt, den Nerd-Freund gibt es nicht mehr, ratlos schlappt der besoffene Hausherr zurück in die hitzige Runde und muss feststellen, dass das Gespräch schon ohne ihn beim nächsten Knoten angelangt ist. Heißt dieses Kampfsportzeugs „Material Arts“ oder „Martial Arts“? (Man hat jetzt schon sehr viel getrunken.) Also wieder an den Rechner, diesmal kommen alle mit und feuern Google beim Suchen an - und was macht die überschätzte Maschine? Sie gibt ja doch nur die Dummheit ihrer Menschen wieder. Listet 900.000 mal "Material Arts" auf und auch nur 1.500.000 mal das andere. Unentschieden nahezu! Was gibt es für eine Besoffski-Runde Schlimmeres? Die Luft ist raus, man geht, der Hausherr ist allein und raucht die Juno. Und ruft dann eben doch bei der beknackten Telefonauskunft an, lallt „Diese asiatische Kampfsportart, heißt’n die, hä?“ - Und die nette Dame am anderen Ende trillert: „Ach, Sie meinen die Zauberflöte, Moment, ich verbinde…“

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